Wer diese Nudelsoßen mag, kann sie jetzt guten Gewissens im Rewe um die Ecke einkaufen...
Als sich der Barilla-Chef vor einem Jahr abfällig über Homosexuelle äußerte, riefen LGBT-Aktivisten zum Boykott auf – inzwischen ist der Konzern zum Vorbild in Sachen Homo-Rechte geworden.
Maurizio Gasparri, der Vizepräsident des italienischen Senats, hat zum Boykott des Nudelherstellers Barilla aufgerufen, weil der Konzern inzwischen zu homofreundlich sei. Der 58-Jährige beklagte via Twitter, dass die Firma aus Parma nicht mehr die traditionelle Familie unterstütze, "sondern sich der Homo-Lobby unterworfen hat". Er erklärte weiter: "Kaufen Sie nicht mehr Barilla."
Gasparri war als Mitglied der postfaschistischen "Alleanza Nazionale" von 2001 bis 2005 Kommunikationsminister unter Silvio Berlusconi. 2009 trat er der Berlusconi-Partei "Volk der Freiheit" bei, die seit letztem Jahr wieder "Forza Italia" heißt. Im Senat ist er derzeit Vizepräsident und "Forza"-Fraktionsvorsitzender. Der Politiker gilt als erbitterter Gegner der staatlichen Anerkennung von Homo-Paaren, die derzeit in Italien debattiert wird (queer.de berichtete).
Für den Barilla-Konzern, zu dem auch der Knäckebrotmarktführer Wasa gehört, bedeutet dieser Boykottaufruf eine totale Kehrtwende: Ende September 2013 riefen noch LGBT-Aktivisten in aller Welt zum Kaufboykott auf, nachdem sich Firmenbesitzer Guido Barilla in einem Radiointerview abwertend über Schwule und Lesben geäußert und ihnen sogar nahegelegt hatte, andere Nudeln zu kaufen (queer.de berichtete). Damals sagte er: "Wir werden keine Werbung mit Homosexuellen schalten, weil wir die traditionelle Familie unterstützen. Wenn Homosexuellen das nicht gefällt, können sie Pasta eines anderen Herstellers essen." Er erklärte weiter, er wolle die "heilige Familie" unterstützen.
Barilla erfand sich neu
Senator Maurizio Gasparri will das alte homophobe Barilla zurückhaben
Aufgeschreckt von Boykottaufrufen insbesondere im wichtigen Nudel-Wachstumsmarkt USA entschuldigte sich Guido Barilla mehrfach für seinen Ausbruch und traf sich mit LGBT-Aktivisten. Sie berieten ihn, wie der Konzern LGBT-freundlich umgebaut werden kann.
Barilla richtete in Folge unter anderem einen Aufsichtsrat für Diversity-Fragen ein, für den auch der angesehene amerikanische Homo-Aktivisten David Mixner gewonnen wurde. "[Guido Barilla] war entsetzt über die Konsequenzen seiner persönlichen Überzeugungen", erinnerte sich Mixner am Wochenende in der "Washington Post". Die Initiative des Konzerns nannte er "die umfassendste Anstrengung, um über eine bedauerliche Aussage hinwegzukommen" , die er erlebt habe.
Die Firma gilt inzwischen in ihrem Umgang mit Schwulen und Lesben als vorbildlich. Sie brachte auch Initiativen zum Schutz von transsexuellen Mitarbeitern ein und unterstützte LGBT-Gruppen. In den USA nahm sie dieses Jahr erstmals beim "Corporate Equality Index" der "Human Rights Campaign" teil, die die LGBT-Freundlichkeit von Unternehmen misst – und konnte gleich beim ersten Versuch 100 Prozent erzielen. Von den rund 800 Firmen, die getestet werden, erreichen diesen Wert weniger als die Hälfte.
Auf Seiten wie "Share The Table" wirbt Barilla weiter dafür, dass Familien gemeinsam am Tisch essen sollten – in der neuen Kampagne gibt es jetzt aber ganz selbstverständlich Regenbogenfamilien. (dk)
Wenn sich Barilla tatsächlich Gedanken gemacht hat und sich nun vorbildlich verhält, werde ich mein Kaufverhalten entsprechend anpassen
Danke für den Bericht.