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  • 02. Dezember 2014 147 5 Min.

Tino Henn (l.) und David Berger bei der Vorstellung der Aktion "Stoppt kreuz.net" vor über zwei Jahren

Entgegen anderer Verlautbarungen ist das Geld zur Ergreifung der Hintermänner der Hass-Seite weg. Gut die Hälfte der Spenden ging als Honorar an David Berger.

Von Norbert Blech

Genau heute vor zwei Jahren ging die homophobe und volksverhetzende Webseite kreuz.net für immer offline (queer.de berichtete). Das war ein Erfolg der Szene, den wenige Monate zuvor niemand erwartet hatte. Die anonymen Verantwortlichen der Seite schienen unangreifbar. Dann starb am 1. Oktober 2012 Dirk Bach – und einige hasserfüllte "Nachrufe" des Portals kreuz.net ("Jetzt brennt er in der ewigen Homo-Hölle") brachten das Fass zum Überlaufen.

Am 5. Oktober 2012 setzte der damalige Bruno Gmünder Verlag ein Kopfgeld in Höhe von 15.000 Euro aus – für Informationen, die zu einer rechtskräftigen Verurteilung der Verantwortlichen führten. Vier Tage später ließ der Verlag verlautbaren, dass er mit dem Theologen David Berger, der damals noch nicht bei Gmünder beschäftigt war, einen Koordinator für die "Aktion Stoppt Kreuz.net" gefunden und wegen vieler Nachfragen ein Spendenkonto eingerichtet habe, "für die Erhöhung der Belohnung und für die Deckung weiterer Recherchearbeiten nach den Machern von kreuz.net" (zitiert nach der Webseite der Aktion, queer.de berichtete).

Obwohl es in Folge viele Hinweise zu den Hintermännern der Hass-Seite, staatsanwaltschaftliche Ermittlungen und auch Hausdurchsuchungen gab, ist es bislang zu keiner Verurteilung gekommen. Der Verlag hatte angekündigt, die verbliebenen Spenden bei einer ausbleibenden Verurteilung einer gemeinnützigen Einrichtung zu überweisen.

Dazu wird es nun nicht mehr kommen: Nachdem der Bruno Gmünder Verlag im Mai Insolvenz angemeldet hatte (queer.de berichtete), wurde am Dienstag bekannt, dass die Spendengelder in die Insolvenzmasse eingeflossen sind. Auch weitere Details zu den Spendengeldern decken sich nicht mit früheren Aussagen der Verantwortlichen.

6.000 Euro Honorar, 4.500 Euro futsch

So hieß es noch im Mai in einem Interview, dass der inzwischen zum Chefredakteur von "Männer" berufene David Berger mit dem damaligen Geschäftsführer und Verlagsmitinhaber Tino Henn geführt hatte, dass die Gelder sicher seien.



Inzwischen sagt Henn, dass er davon ausgegangen sei, dass die Gelder hätten gerettet werden können: "Das waren klar Spenden und wurde in der internen Buchhaltung auch so behandelt." Erst später hätte ihn ein Anwalt auf die andere Rechtslage verwiesen. Die Gelder befanden sich auf einem Verlagskonto, nachdem man im Jahr zuvor ein Treuhandkonto aus Kostengründen abgeschafft habe, so Henn gegenüber queer.de.

Auf den Verbleib der Spenden wies am Dienstag die Gruppe "Die Wächter" hin – es handelt sich dabei um engagierte Personen, die ehrenamtlich nach den Hintermännern von kreuz.net, später u.a. auch von gloria.tv fahndeten und zunächst in der Aktion "Stoppt kreuz.net" engagiert waren, bis sie wegen kritischer Nachfragen aus der entsprechenden Facebook-Gruppe flogen.

Sie klärten auch auf, dass das Spendeneinkommen samt Rückläufern aus einem Gerichtsverfahren insgesamt 12.263,94 Euro betrug, wovon 7.772,59 Euro ausgegeben wurden. Im letzten Herbst hatte der Verlag die Auslagen nach vielen Anfragen noch mit 7007,10 Euro angegeben und wie folgt aufgeschlüsselt: "Rechtsanwaltskosten 1.010,35 Euro, Unkosten für Internetberatung und -recherche: 2.750 Euro, Koordination und Pressearbeit: 1.000 Euro, Internetarbeiten: 1.000 Euro, Telefonkosten: 95,32 Euro, Aufwandsentschädigung: 1.000 Euro, Reisekosten: 151,43 Euro" (queer.de berichtete). Wer die Arbeiten ausführte, wurde nicht erwähnt.

Nun heißt es seitens der "Wächter", dass in Wirklichkeit 7.772,59 Euro ausgegeben wurden. Für einen Anwalt, der David Berger in einem zusammenhängenden Verfahren vertreten hat, 1.556,59 Euro, für Gerichtskosten 216 Euro – und 6.000 Euro gingen an David Berger für "journalistische Tätigkeiten". Diese Darstellung wurde am Dienstag sowohl von Tino Henn als auch von David Berger gegenüber queer.de bestätigt. Vom Verlag selbst wurden die eigenen 15.000 Euro "Kopfgeld" übrigens nie auf das Treuhandkonto eingezahlt; von der Arbeitszeit einiger Mitarbeiter und Ausgaben etwa für eine Webseite abgesehen hatte er sich an den bisherigen Kosten der Aktion nicht beteiligt.

Von Honorar war bis heute nicht die Rede

Hätten die Spender wissen können, dass sie mit ihrem Geld David Berger ein Honorar bezahlen? In einem Interview mit queer.de hatte er am 11. Oktober 2012 auf die Frage, wer ihm seinen Zeitaufwand entschädigt, geantwortet: "Ein Privatmann hat sich bereit erklärt, mir ein pauschales Honorar zu zahlen." Und zu dem Zweck der Spenden sagte er: "Im Eifer des Gefechts haben wir uns noch wenig Gedanken dazu gemacht, wir waren von der Spendenbereitschaft überrascht. Es entstehen sicher kleinere Unkosten, etwa für das Telefon. Aber vieles passiert auch ehrenamtlich, durch unseren Rechtsbeistand Sissy Kraus oder durch die Mitarbeiter des Verlags. Wenn hier größere Spenden eintreffen, werden die also zu einer wirkungsvollen Steigerung des Kopfgeldes eingesetzt."

Von queer.de darauf angesprochen, sagte Berger heute: "Ich habe 6.000 Euro erhalten. Das lag einfach daran, dass zu dem Zeitpunkt, als wir das Interview geführt hatten, der Arbeitsumfang noch nicht klar war. Als klar war, wie umfangreich die Aufgabe ist, hat Tino Henn den Betrag auf 6.000 Euro pauschal erhöht". Der Beitrag sei im Vergleich zur entstandenen Arbeit sehr gering: "Daraus wurden auch alle Recherchekosten usw. bestritten, so dass mir persönlich sehr wenig übrig geblieben ist."

Die Schuldzuweisungen beginnen


Mit Artikeln wie diesen hatte die Hetz-Seite kreuz.net den Hass auf sich gezogen

Ansonsten geben sich Berger und Henn gegenseitig die Schuld, dass das Geld nun futsch ist. Berger meint, er und Bruno Gmünder, der seinen Verlag inzwischen zurückgekauft hat (queer.de berichtete), hätten Henn geraten, wieder ein Treuhandkonto einzurichten. Henn sagt, das wäre erst nach dem Insolvenzantrag und damit zu spät geschehen.

"Ich bedauere es sehr, dass Tino Henn diese unglaublich wichtige Aktion offensichtlich nur als PR-Aktion des Verlages gesehen und so fahrlässig gehandelt hat", sagt Berger noch. Er habe seine Arbeit als Koordinator "nach bestem Wissen und Gewissen und sehr erfolgreich ausgeführt". Henn habe auch versprochen, privat ein neues Treuhandkonto mit den verbliebenen rund 4.500 Euro zu befüllen. Henn sagt, er habe mit dem Gedanken gespielt, könne das aufgrund seiner wirtschaftlichen Situation aber nicht. "Es stellt sich die Frage, wieso Gmünder, dem jetzt sein Laden wiedergehört, nicht einfach die 5.000 Euro bezahlt?" Bis auf ihn seien das ja noch die gleichen Akteure wie früher, so Henn.

Bruno Gmünder selbst hatte am Dienstag auf eine Bitte um Stellungnahme zunächst nicht reagiert. Die "PR-Aktion", die anfänglich in der Sache erfolgreich war und eine gute Vorbereitung für den Wechsel von David Berger in die Chefredaktion von "Männer" wenige Monate später bot, endet damit in einer Peinlichkeit.

#1 Harry1972Profil
  • 02.12.2014, 16:41hBad Oeynhausen
  • Ähmm... tschuldigung aber für mich klingt das schlicht nach Veruntreuung.
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#2 nogonogoAnonym
  • 02.12.2014, 17:15h
  • Wie armselig ist das denn ? David Berger wie auch der Rest der Gmünder-sippe sind bei mir damit untendurch!
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#3 AntiFantiProfil
  • 02.12.2014, 17:17hBerlin
  • ...unfassbar! berger bekommt 6.000 honorar, ich glaube das wort "anstand" kennt der gar nicht, der sieht sich immer als opfer. jetzt wirds wieder schöngeredet bzw. die schuld auf andere geschoben, wer weiss was da noch alles gelaufen ist. ich hoffe das wird konsequenzen haben.
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