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- 03. Dezember 2014 2 Min.

Man ist sie mittlerweile gewöhnt, all die manipulativen Berichte über "Eurosodom" und "Gayropa" auf vielen russischen Kanälen (von der Behandlung anderer Themen ganz zu schweigen). Selten hat sich aber ein TV-Sender derart blamiert wie der staatliche Kanal Rossija-1 am Sonntag.
In der TV-Sendung "Special Correspondent" wurde in einem Einspielfilm über die angebliche Erziehung von Kindern in Norwegen berichtet. Neben den in diesen Fällen obligatorischen Bildern von einem Christopher Street Day wurde auch ein vermeintliches Aufklärungsbuch gezeigt (interessanterweise nicht in Landessprache, aber wer kann das schon wissen).

"In der ersten Klasse müssen Kinder alles über Sex wissen", heißt es dazu aus dem Off, "für Schulen empfohlene Bücher schockieren selbst manche Eltern." Eine Kronzeugin sagt dazu: "Das Aufbrechen von Gender-Sterotypen ist ein Teil dieser Programme. Eine Person, ein Kind kann sein eigenes Geschlecht aussuchen." Der Reporter kritisiert dann einen Werteverfall, der die Institution der Ehe verwische. Soweit könnten das auch deutsche Bildungsplan-Gegner behaupten.
Ohne sich zu beschweren, übernehme Europa Erfahrungen aus den USA, sagt der Reporter dann allerdings zu den nächsten Bildern: Gezeigt wird, wie ein Vater seinen Sohn mit einer mit Penissen dekorierten Kinderzimmerwand überrascht. "Sollte so ein Kinderzimmer aussehen?", fragt die Stimme aus dem Off dazu.
Und hier nun das Video, das man gesehen haben muss. Es ist nachträglich verpixelt worden – und zeigt ab der 53. Sekunde das von russischen Bloggern aufgefundene Originalvideo der Überraschung:
Bei dem Original handelt es sich um Amateuraufnahmen, die das US-Unternehmen Fathead, das die großen Vinyl-Grafiken vertreibt, zu Werbezwecken aufgekauft hat. Es findet sich bereits seit zwei Jahren im Youtube-Kanal des Unternehmens. Fathead hat inzwischen angekündigt, juristisch gegen die "betrügerische Änderung" vorzugehen, da sie "hasserfüllt und intolerant" sei. Immherin: Auch viele russische Medien berichteten am Mittwoch von der angekündigten Klage.
"Special Correspondent" hatte im letzten Jahr schon einmal Schlagzeilen gemacht: In einer Sendung ging es nur um die LGBT-Bewegung, dazu wurden etwa heimliche Mitschnitte eines Aktivistentreffens gesendet, als handele es sich dabei um eine illegale Organisation (queer.de berichtete). Der frühere Vizedirektor des Senders, Dmitri Kiseljow, sagte in einer anderen Sendung, dass man die Herzen von Schwulen nicht für Organtransplantationen nutzen sollte.
Kiseljow ist inzwischen Leiter des Medienunternehmens Rossija Sewodnja, das den internationalen Propagandasender RT (früher Russia Today) betreibt sowie die Nachrichtenagentur Sputnik (früher Ria Novosti) und den Radiosender gleichen Namens (früher Stimme Russlands). Wegen Regierungspropaganda war Kiseljow im März von der Europäischen Union mit Sanktionen belegt worden.
Mehr zur Behandlung von LGBT-Themen im russischen Fernsehen in diesem Interview mit Wanja Kilber von Quarteera. (nb)















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