Die Altstadtinsel des Luftkurorts Ratzeburg, einer 14.000 Einwohner zählenden Stadt an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern (Bild: Wiki Commons / Alexander Willberg / BILD-BY)
In Schleswig-Holstein sorgt ein homofeindlicher Standesbeamter für Aufregung, der eine CDU-Lokalpolitikerin wenige Tage vor ihrer Verpartnerung wegen ihrer sexuellen Orientierung kritisierte.
Ein Standesbeamter aus der Kleinstadt Ratzeburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) hat die 34-jährige Stadträtin Lara Fabinski (CDU) und ihre Verlobte wenige Tage vor der offiziellen Verpartnerung mit homophoben Äußerungen geschockt. Das berichten die "Lübecker Nachrichten" in ihrer Donnerstagsausgabe. Telefonisch soll der 36-Jährige den Frauen am Montag mitgeteilt haben, dass er ihre "Lebenseinstellung" nicht gutheiße und sie bei der Zeremonie im Trauzimmer des Rathauses nicht beglückwünschen werde. Eine Verpartnerung stehe dem Paar zwar rechtlich zu, doch er selbst stehe nicht dahinter.
"Wir fühlen uns diskriminiert. Er hat die homophoben Äußerungen auf Nachfrage nicht abgestritten", sagte Fabinski gegenüber der Lokalzeitung. Es stehe dem Paar frei, die Verpartnerung anderswo zu vollziehen, soll er sinngemäß erklärt haben. Der Mann handelte offenbar aus religiösen Überzeugungen.
Die Verpartnerung wird nun am geplanten Termin von der Leiterin des Standesamtes vollzogen, die wegen ihres homofeindlichen Mitarbeiters ihren Urlaub abbrechen musste. Ratzeburgs Bürgermeister Rainer Voß (parteilos) kündigte an, er werde ein "Dienstgespräch" mit dem Mitarbeiter führen: Beamten stünden "solche diskriminierenden Aussagen nicht zu". Allerdings muss das Gespräch offenbar noch warten: Der Beamte hat sich erst einmal bis Weihnachten krankgemeldet.
Im vergangenen Jahr hatte bereits der Fall einer homophoben Standesbeamtin den Europäischen Menschenrechtsgerichtshof beschäftigt: Damals urteilten die Straßburger Richter, dass sich eine Londoner Staatsdienerin nicht eigenmächtig weigern darf, aus religiösen Gründen homosexuelle Paare zu verpartnern (queer.de berichtete). Ein englisches Gericht hatte 2008 noch zugunsten der Christin entschieden. (pm/dk)