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- 12. Dezember 2014 3 Min.

Christian Schizzel gab jahrelang vor, ein guter Hetero geworden zu sein – bis jetzt.
In den USA beschreibt ein Christ, der jahrelang in der Öffentlichkeit für die "Heilung" von Homosexuellen geworben hat, wie er von seinen homophoben Glaubensbrüder manipuliert wurde.
Christian Schizzel galt jahrelang als Musterbeispiel eines "erfolgreich geheilten" Homosexuellen. Doch jetzt hat sich der in Minnesota lebende Hotelangestellte als schwul geoutet und erklärt, er wolle nicht länger eine "Waffe" sein, die gegen andere Homosexuelle eingesetzt werde. Dem "Religion News Service" sagte Schizzel, dass er auf die negativen Folgen der sogenannten Konversionstherapie aufmerksam machen wollte.
Schizzel hatte sieben Jahre lang für die Homo-"Heilung" geworben und war beispielsweise ein Gast in erfolgreichen Talkshows wie "Oprah" und "Dr. Drew". Außerdem hielt er Reden vor jugendlichen Christen und drehte Ex-Gay-"Dokumentationen". Er erklärte, er habe so "gegenüber meiner christlichen Gemeinschaft und Gott beweisen [wollen], dass ich etwas wert bin".
In dem Interview berichtet er auch über seine eigene Konversionstherapie und wie sehr er dabei selbst manipuliert worden sei. So sei ihm erzählt worden, dass er durch sexuellen Missbrauch in seiner Kindheit schwul geworden sei. Dabei brachte man ihn auch gegen seine eigene Familie auf. "Die haben mein gesamtes persönliches Umfeld dämonisiert, so dass ich am Ende niemanden mehr hatte – außer ihnen."
Behandlung von Michele Bachmann

Marcus Bachmann glaubt immer noch daran, dass Schwule "geheilt" werden können
Der Ex-Ex-Gay war unter anderem in der "Klinik" von Marcus Bachmann "behandelt" worden, dem Ehemann der republikanischen Kongressabgeordneten Michele Bachmann, die im Januar aus dem Repräsentantenhaus ausscheidet. Sie galt in der Vergangenheit als eine der homophobsten Politikerinnen, in deren Wahlkreis sich Selbstmorde von Homosexuellen häuften (queer.de berichtete).
LGBT-Aktivisten erklärten wiederholt, dass Marcus Bachmann mit seiner Einrichtung wahrscheinlich von seiner eigenen Homosexualität ablenken will. So erklärte Dan Savage, der 2010 das Projekt "It Gets Better" gestartet hatte, im neuesten "Playboy": "Jeder, der einen Gaydar hat, jeder der Augen hat, schaut ihn an und sieht einen gepeinigten Schrank-Schwulen, der seinen inneren Konflikt nach außen trägt und andere Leute mit seiner Therapie-Scheiße misshandelt. Das ist so traurig und armselig."
In den letzten Monaten und Jahren hatten sich bereits mehrere frühere Homo-"Heiler" geoutet und erklärt, dass die Heterosexualisierungs-"Therapie" Humbug sei. Zuletzt gab John Smid von "Love in Action" seine Vermählung mit einem Mann bekannt – und appellierte an die Politik, die Ehe für Schwule und Lesben im ganzen Land zu öffnen (queer.de berichtete).
In den USA ist die einst einflussreiche Homo-"Heiler"-Bewegung derzeit im Abschwung begriffen: Im vergangenen Jahr löste sich mit "Exodus International" etwa die größte Ex-Gay-Organisation der Welt auf (queer.de berichtete).
Ärzteverbände warnen bereits seit Jahren vor den sogenannten Umpolungstherapien, da diese nicht nur nutzlos seien, sondern Homosexuelle in die Depression oder gar den Selbstmord trieben. Im vergangenen Jahr verabschiedete der Weltärztebund eine Stellungnahme, nach der Konversionstherapien "die Menschenrechte verletzen und nicht zu rechtfertigen" seien (queer.de berichtete). (dk)














