Marine Le Pen führt die Front National seit 2011 - und versucht seither, den Rechtsextremisten einen bürgerlichen Anstrich zu geben (Bild: Rémi Noyon / flickr / by 2.0)
Marine Le Pen sorgt für Unmut unter Parteifreunden, weil sie sich mit einer schwulen "Lobby" umgebe.
Die Parteichefin der französischen "Front National" gerät unter Druck, weil sie laut Kritikern Homosexualität nicht mehr öffentlich verurteilt und Schwule innerhalb der Partei fördere. Anlass war der Übertritt des schwulen Politikers und Aktivisten Sébastien Chenu am Freitag. Er wechselte von der konservativen UMP zu den Rechtsextremisten. Chenu, der Gründer der Homo-Gruppe GayLib, ist fortan einer der Berater Le Pens. Bereits vergangene Woche hatte das Outing von FN-Parteivize Florian Philippot für Aufregung gesorgt (queer.de berichtete).
Die der FN nahestehende Zeitschrift "Minute" beschwerte sich über den steigenden Einfluss der Homosexuellenlobby ("lobby gay") innerhalb der Partei. FN-Politiker schlossen sich dieser Kritik an; unter ihnen ist auch der Europaabgeordnete Aymeric Chauprade, der erst vor wenigen Monaten davor gewarnt hatte, dass Europa von einer "bösen Homosexuellen-Lobby" gefährdet werde.
Sébastien Chenu trat den Rechtsextremisten bei, weil er seine alte Partei UMP für zu europafreundlich hielt
Der Neu-FN-Politiker Chenu, der einen aussichtsreichen Wahlkreis erhalten soll, begründete seinen Übertritt damit, dass die etablierten Parteien Frankreich der Europäischen Union "unterordnen" wollten. Er kritisierte auch, dass Ex-Präsident Nicloas Sarkozy, der im vergangenen Monat wieder den Vorsitz der UMP übernommen hat, die Ehe-Öffnung rückgängig machen will (queer.de berichtete).
Allerdings verschweigt er, dass die FN in ihrem Parteiprogramm ebenfalls dafür eintritt, Homosexuellen die Ehe-Rechte zu verwehren. Er verweist stattdessen auf die Parteichefin Le Pen, die sich in den letzten Jahren beim Thema zurückhaltend geäußert hatte. Außerdem war die 46-Jährige im vergangenen Jahr – anders als viele aus der FN-Parteiführung – nie bei einer der homfeindlichen Demonstrationen von "manif pour tous" dabei.
GayLib ist unterdessen über den Übertritt ihres Gründers unglücklich. In einer Pressemitteilung erklärte die Gruppe, die eng mit der UMP zusammenarbeitet, Chenu habe "alle politische Werte" verraten. "Er tritt einer Partei bei, die in ihrem Programm die Gleichstellung im Eherecht und das Recht auf Adoption ablehnt", so GayLib.
Parteivize droht mit Klage
Unterdessen hat der geoutete Parteivize Florian Philippot am Montag angekündigt, gegen das Outing seiner Person vorzugehen. Er erklärte, er werde das Magazin "Closer" verklagen, das die Geschichte vergangene Woche veröffentlicht hatte. In einem ähnlichen Fall war allerdings eine derartige Klage zuvor verworfen worden.
Die Front National war 1972 von Marine Le Pens Vater Jean-Marie gegründet worden, der den Judenmord durch Nazi-Deutschland als "Detail" der Geschichte und Homosexuelle als "biologische Anomalie" bezeichnet hatte. Seine Tochter hat seit der Übernahme des Parteivorsitzes im Jahr 2011 die antijüdische und antihomosexuelle Rhetorik zwar heruntergefahren, aber betrachtet dafür französische und ausländische Muslime als Gefahr. Die Partei profiliert sich außerdem als Antieuropa-Partei, die den Nachbarstaaten – insbesondere Deutschland – vorwirft, Frankreich permanent schaden zu wollen. (dk)
Die allerdümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber.
Die subkulturelle Sozialisation mancher Schwuler scheint ihnen den Einstieg in die braune Subkultur schon fast zu erleichtern.
Allerdings nähert sich auch die mit der Union verbandelte UMP unter ihrem neuen Vorsitzenden Sarkozy dem homophoben Klerikalfaschismus an und schmückt sich mit adligen Putinistinnen:
www.humanite.fr/sarkozy-pousse-le-flirt-avec-la-manif-pour-t
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