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Der 36. US-Staat stellt Schwule und Lesben gleich
Florida im Ehe-Fieber
- 06. Januar 2015 3 Min.

In Palm Beach kam es um genau 0.18 Uhr Ortszeit zu einer Massenhochzeit im Gerichtsgebäude: 100 Paare gaben sich zeitgleich das Ja-Wort
Seit Mitternacht dürfen Schwule und Lesben im Sonnenstaat heiraten – und gleichgeschlechtliche Paare machen massenhaft von dem Angebot Gebrauch. Nur einige Homo-Gegner wie die katholische Kirche sind sauer.
Florida hat am frühen Dienstagmorgen die Ehe für Schwule und Lesben geöffnet. In den meisten der 67 Bezirke haben Standesbeamte damit begonnen, Ehe-Scheine an gleichgeschlechtliche Paare auszugeben. In Miami begann eine Richterin bereits am Montagnachmittag damit, Paare zu vermählen, weil sie keinen Grund sah, bis zur Deadline zu warten.
Ein Bundesgericht hatte erst am Neujahrstag bestätigt, dass Florida die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen muss (queer.de berichtete). Die von Republikanern geführte Regierung hatte zuvor Monate lang darum gekämpft, das Ehe-Verbot für Schwule und Lesben im 20 Millionen Einwohner zählenden Staat beizubehalten.
An mehreren Orten wurde die Ehe-Öffnung in den frühen Morgenstunden zu rauschenden Hochzeitspartys. In den Bezirken Palm Beach und Broward (Fort Lauderdale) kam es kurz nach Mitternacht zu Massenhochzeiten mit hunderten Teilnehmern.
Allerdings gab es auch Standesbeamte, die aus Protest gegen die Gleichbehandlung von Homosexuellen überhaupt keine Ehen mehr schließen wollten. So hat der Chef-Standesbeamte von Jacksonville, Ronnie Fussell, erklärt, dass in der Kapelle des Gerichts keine Eheschließungen – verschieden- oder gleichgeschlechtlich – mehr durchgeführt werden würden. Er erklärte gegenüber AP: "Der Tag wird sehr bald in Amerika kommen, wenn die Leute aufwachen und sagen: 'Wartet mal! Ich wollte, dass zwei Leute zusammenleben. Ich wollte nicht, dass die Gesellschaft völlig verändert wird." Mindestens zwei weitere Bezirke schlossen sich dem homofeindlichen Boykott an.
Justizministerin kämpft weiter gegen Homo-Rechte

Justizministerin Pam Bondi setzt sich immer noch dafür ein, das Ehe-Verbot für Homosexuellen durchzusetzen (Bild: Florida AG Office)
Landesjustizministerin Pam Bondi hat angekündigt, dass sie weiterhin gegen die Ehe-Öffnung klagen werde. Die 49-Jährige, die derzeit in der dritten (Hetero-)Ehe lebt, erklärte wiederholt, dass das Volk hinter dem Ehe-Verbot stehe und Richter sich nicht über den Volkswillen hinwegsetzen dürften. Sie beruft sich dabei auf einen Volksentscheid aus dem Jahr 2008, in dem 62 Prozent der teilnehmenden Wähler dafür stimmten, Schwulen und Lesben das Eherecht nicht zu gewähren. Richter entschieden aber später, dass diese Abstimmung die Grundrechte von Homosexuellen einschränke und daher gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz in der US-Verfassung verstoße.
Zu den schärfsten Kritikern der Ehe-Öffnung gehört die katholische Kirche. In einer Pressemitteilung der "Florida Coference of Catholic Bishops" erklärte die Glaubengemeinschaft, man sei "sehr enttäuscht" über die Ehe-Öffnung. Die "Neudefinition der Ehe" habe "weitreichende Konsequenzen für die Gesellschaft", argumentieren die Bischöfe. Wenn Homosexuelle heiraten dürften, sei die Ehe nur noch ein Vehikel für die "emotionale Befriedigung von einwilligenden Erwachsenen". Kinder würden dadurch schlechter gestellt.
Am Freitag wird der Supreme Court in Washington entscheiden, ob er über den Fall Florida verhandeln wird. Das höchste Gericht der Vereinigten Staaten hatte im Juni 2013 mit einer Entscheidung für Homo-Paare dafür gesorgt, dass sich die Zahl der Staaten mit Ehe-Öffnung seither verdoppelt hat. Es ist allerdings unklar, ob die Höchstrichter das letzte Wort für das gesamte Land sprechen werden oder weiterhin niederinstanzliche Entscheidungen als für diese Region allgemeingültig anerkennen. Noch gibt es 14 von 50 Bundesstaaten, in denen Homosexuelle nicht gleichgestellt sind, darunter auch der zweitbevölkerungsreichste Staat Texas. (dk)














