Julia bei der Arbeit auf dem "Transenstrich" (Bild: GMfilms)
Für ihre Doku "Julia" begleitete J. Jackie Baier zehn Jahre lang eine hochbegabte Transsexuelle aus Litauen, die in Berlin auf den Straßenstrich geht.
Nach der Uraufführung bei den Filmfestspielen in Venedig und erfolgreichen Festivaleinsätzen weltweit startet der mehrfach als "beste Dokumentation" ausgezeichnete Film "Julia" von J. Jackie Baier nun ab dem 8. Januar auch in einigen deutschen Programmkinos.
Über zehn Jahre begleitete die Fotografin und Filmemacherin die heute 30-jährige Transsexuelle Julia K. aus Klaipeda in Litauen, die in ihrem 18. Lebensjahr nach Berlin kam, wo sie seither als Prostituierte arbeitet – die letzten acht Jahre davon auf dem Straßenstrich.
"Gott hat nicht aufgepasst bei meiner Geburt"
Plakat zur Doku: Bislang stehen Kinotermine ab 8. Januar 2015 in Berlin, Essen und Leipzig fest (siehe Kasten unten)
"Ich kann nicht sagen, dass ich eine Frau bin, aber ich bin auch kein Mann. Ich bin etwas… – ein Geschöpf Gottes, aber ein krummes Geschöpf Gottes. Der Gott hat nicht aufgepasst bei meiner Geburt", sagt Julia von sich. Andere Autoritäten als diesen Gott, der sich geirrt habe, akzeptiert sie nicht. Sie ist eine, die komlett ohne gesellschaftliche Übereinkünfte lebt.
Julia spricht ein archaisches Deutsch, das hierzulande seit dem frühen 19. Jahrhundert nicht mehr gebräuchlich ist. Sie aquarelliert – zur Entspannung, wie sie sagt. Sie hat ein Einser-Abitur und einen Diplomabschluss an der Kunstschule von Klaipeda. In Berlin ist sie nun eine transsexuelle Prostituierte, die bisweilen den Weg nach Hause nicht mehr findet – und doch fühlt sie sich nun viel freier als jemals in ihrem Leben zuvor.
J. Jackie Baiers ungewöhnliche Doku mag den einen oder die andere verstören. Doch "Julia" ist kein mahnendes Porträt eines gefallenen Engels, sondern in erster Linie eine Geschichte von Leidenschaft und Aufruhr, von Selbstentdeckung und Wut auf die ganze Welt. (cw)
Youtube | Offizieller Trailer zur Doku
Infos zum Film
Julia. Dokumentation. Deutschland/Litauen 2013. Regie: J. Jackie Baier. Mitwirkende: Julia Krivickas, Sandra Fregin, Wlodzimiercz Lerch, Vitalij Berezudskij, Ričardas Orzichovskis, Renaté Lusis, Regina Taurinskiene. Laufzeit: 89 Minuten. Originalfassung (Deutsch, Litauisch, Russisch) mit deutschen Untertiteln. FSK 16. Verleih: GMfilms. Kinostart: 8. Januar 2015 in Berlin (Kino Krokodil, Moviemento, Xenon), ab 15. Januar in Essen (Filmstudio Glückauf) und Leipzig (Kinobar Prager Frühling)
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