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  • 14. Januar 2015 39 4 Min.

Das Kuratorium der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld konnte sich nicht auf eine Abberufung Prof. Karla Etschenbergs aus dem Fachbeirat verständigen - jetzt räumte die 73-Jährige selbst das Feld (Bild: WDR)

Die umstrittene Professorin, die Bildungspläne für sexuelle Vielfalt kritisierte und vor Werbung für Homosexualität warnte, ist am Dienstag zurückgetreten.

Von Micha Schulze

Aufatmen in der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld: Prof. Karla Etschenberg, Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS) und für diese Mitglied des Fachbeirats der Stiftung, hat am Dienstag ihren Sitz mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Dies bestätigte der Fachbeiratsvorsitzende Prof. Dr. Michael Schwartz gegenüber queer.de.

Mit Interviews unter anderem in der extrem rechten Wochenzeitung "Junge Freiheit" hatte die pensionierte Erziehungswissenschaftlerin im vergangenen Herbst für einigen Wirbel gesorgt. Darin kritisierte sie u.a. Bildungspläne für sexuelle Vielfalt und warnte wie die "Besorgten Eltern" vor einer "Umerziehung" und "Sexualisierung" von Kindern und Jugendlichen durch schwul-lesbische "Lobbyisten" (queer.de berichtete).

Die Aufregung in der Hirschfeld-Stiftung über das "Kuckucksei" in ihrem Fachbeirat war groß – der geschäftsführende Vorstand Jörg Litwinschuh distanzierte sich sofort öffentlich von der 73-jährigen Professorin und traf sie zu einem ergebnislosen Gespräch in Köln.

"Konsequenzen" hatte vor allem der Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs gefordert, der Mitglied des Kuratoriums der Hirschfeld-Stiftung ist, das die Fachbeiräte ernennt und abberufen kann: "Es kann nicht sein, dass ein Fachbeiratsmitglied einer Bundesstiftung, die sich satzungsgemäß der 'Förderung von Bildung sowie von Wissenschaft und Forschung' zum Abbau von Diskriminierung gegenüber Homosexuellen widmet, diesen Zielen entgegenstellt", hatte der SPD-Politiker erklärt (queer.de berichtete).

Zu einer Abberufung Etschenbergs im Umlaufverfahren hatte sich das Kuratorium jedoch nicht durchringen können – erst auf der nächsten regulären Sitzung am 31. Januar wollte man über den Fall diskutieren. Der taz-Redakteur Jan Feddersen, der im Kuratorium die Initiative "Queer Nations" vertritt, hatte sich gegenüber queer.de sogar für einen Verbleib der Professorin im Fachbeirat ausgesprochen (queer.de berichtete).

Vor Etschenberg traten drei andere Fachbeiräte zurück

Noch vor einem Monat hatte Etschenberg fast sämtliche Kritik an sich abperlen lassen. In einem taz-Interview mit Feddersen vom 3. Dezember bedauerte sie lediglich "Irritationen" (queer.de berichtete). Auch in einer von fünf empörten Fachbeiräten geforderten Stellungnahme schrieb die Erziehungswissenschaftlerin am 5. Dezember nur schnippisch: "Mir war nicht bekannt, dass die Tätigkeit im Fachbeirat der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld mit Bedingungen verbunden ist bezüglich der Veröffentlichung in bestimmten Medien." Drei der Fachbeiräte, Zülfukar Çetin, Christiane Leidinger und Gabriele Dennert, legten daraufhin offensichtlich aus Protest selbst ihren Sitz nieder. Alle drei wollten sich gegenüber queer.de nicht zu diesem Vorgang äußern.

Der überraschende Rücktritt Etschenbergs sei ihr eigener Entschluss gewesen, erklärte nun der Fachbeiratsvorsitzende Schwartz. Sie habe diesen in einem Brief kurz begründet und darin eine noch ausführlichere Begründung angekündigt. Mehr könne er öffentlich nicht sagen. Auf eine Anfrage von queer.de hat die Professorin bislang nicht reagiert. Stiftungsvorstand Litwinschuh wollte sich zum Rücktritt von Etschenberg nicht äußern.

Nach queer.de-Recherchen gab wohl eine geharnischte Email der Fachbeirätin Mari Günther, die sich in dem Gremium für Trans*- und Interthemen engagiert, den Ausschlag. Die Leiterin des Berliner Zentrums "Queer Leben" hatte darin ihre Kollegen aufgefordert, Etschenberg "von der Mitarbeit auszuschließen".

"Ich erlebe es als eine Brandstiftung, davon zu sprechen, dass 'für homosexuelles Handeln geworben würde'", heißt es in der Email, die queer.de vorliegt. "Eine weitere Zusammenarbeit ist mir unerträglich, doch möchte nicht ich das Feld räumen." Günther übte auch scharfe Kritik an dem "verheerenden Manövrieren von Seiten der Stiftung". "Die für ihre seelische Gesundheit und ihr Wohlbefinden maßgebliche gesellschaftliche Akzeptanz von gleichgeschlechtlich lebenden und liebenden Menschen, sowie von Menschen, die sich jenseits eines binären Geschlechterdenkens sehen und einordnen, wird durch solche Äußerungen wie der von Fr. Dr. Etschenberg und deren faktisches Gewährenlassen von Seiten der Stiftungsorgane massiv untergraben."

Nachfolge Etschenbergs noch offen

Wer die Nachfolge Etschenbergs antreten wird, ist noch unklar. "Diese zu regeln wäre Sache jener Fachgesellschaft, die Frau Etschenberg repräsentierte, im Zusammenwirken mit dem Kuratorium der Bundesstiftung", erklärte Michael Schwartz.

Etschenbergs Deutsche Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung, die laut Satzung einen garantierten Sitz im Fachbeirat hat, hatte sich allerdings bereits im November klar hinter ihre Vertreterin gestellt (queer.de berichtete). DGSS-Präsident Jakob Pastötter gehört sogar zu den Unterzeichnern der "Prinzipien Sexualpädagogik", in denen die heterosexuelle Kleinfamilie aus Vater, Mutter, Kind zur "Regel" erhoben und vor einer "Idealisierung" von Minderheiten sowie einer "Abwertung" von Mehrheiten gewarnt wird. Der LSVD-Bundesvorsitzende Manfred Bruns hatte deshalb Anfang Dezember seinen Austritt aus der DGSS erklärt (queer.de berichtete).

Das Problem der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld scheint mit Etschenbergs Rücktritt allein nicht gelöst.

#1 AdrienEhemaliges Profil
  • 14.01.2015, 17:25h
  • Rückgrat, heute alles andere als selbstverständlich, scheint sie ja zu haben.
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#2 SebiAnonym
  • 14.01.2015, 17:43h
  • Richtig so!

    Wer etwas gegen sexuelle Vielfalt hat, hat gerade in der Hirschfeld-Stiftung nichts zu suchen.

    Die hat schon genug Schaden angerichtet und es ist traurig genug, dass das überhaupt noch bis jetzt gedauert hat.
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#3 fachärztlichAnonym
  • 14.01.2015, 17:50h
  • Antwort auf #1 von Adrien
  • Allerdings mit Versteifungen, die auf real messbare Veränderungen im Bereich Kalorienerweb menschlicher Populationen nicht mehr flexibel reagieren können.

    (Beim Menschen besteht die Wirbelsäule aus 24 Wirbeln, die über 23 Bandscheiben beweglich verbunden sind, sowie 8 bis 10 Wirbeln, die zu Kreuz- und Steißbein verwachsen sind.)
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