Parteisprecherin Shaina Nana Chudasama möchte Homosexualität legalisieren (Bild: www.filmitadka.in / CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)
Das 2013 wiedereingeführte Verbot von Homosexualität könnte schon bald wieder Geschichte sein.
Die nationale Sprecherin der in Indien regierenden nationalistischen Hindu-Partei BJP hat erklärt, dass die Regierung Homosexuelle bald aus der Illegalität führen wolle. "Wir treten dafür ein, Homosexualität zu entkriminalisieren. Das würde einen Fortschritt bedeuten", sagte Shaina Nana Chudasama am Dienstag in einer Talkshow des Fernsehsenders NDTV. Homosexualität könne vielen als unnatürlich erscheinen, allerdings dürfe sie in einer freien Gesellschaft deswegen nicht verboten werden. Das entsprechende Gesetz sei "archaisch".
In Indien steht derzeit auf homosexuellen Geschlechtsverkehr bis zu zehn Jahre Haft. Der Anti-Homo-Paragraf 377 war 1860 von den britischen Kolonialherren eingeführt worden. 2009 erklärte ein Gericht in Neu-Delhi das Gesetz zwar für verfassungswidrig (queer.de berichtete). Allerdings revidierte der oberste Gerichtshof Indiens im Dezember 2013 diese Entscheidung und führte damit das Homo-Verbot erneut ein (queer.de berichtete). Seither sind laut Zahlen des Innenministerium bereits mindestens 600 Menschen wegen Homosexualität verhaftet worden (queer.de berichtete).
Shaina, die in Indien auch eine bekannte Modedesignerin ist, gab zu, dass sich die BJP bislang nicht genug für die Entkriminalisierung von Schwulen und Lesben eingesetzt habe. Zuletzt hatte ihr Parteifreund Ramesh Tawadkar, der Sport- und Jugendminister von Goa, sogar Umerziehungslager für Homosexuelle gefordert, war aber nach heftiger Kritik wieder zurückgerudert (queer.de berichtete).
Uneinheitliche Linie
Die Partei erscheint derzeit bei der Frage der Entkriminalisierung gespalten: Zwar haben sich hochrangige BJP-Politiker in den letzten Monaten für die Abschaffung des Paragrafen 377 eingesetzt. Dazu zählt unter anderem Finanzminister Arun Jaitley. Allerdings gibt es auch Stimmen wie die des Innenministers Rajnath Singh, der Homosexualität für "unnatürlich" hält und daher bekämpfen will.
Der Aktivist Gautam Bhan von der Gruppe "Voices Against 377" erklärte als Reaktion auf die Ankündigung Shainas, dass die Abschaffung des Anti-Homo-Gesetzes nur ein erster Schritt sein könne: "Wir brauchen ein umfassendes Antidiskriminierungsgesetz in diesem Land". So sei in der Gesellschaft etwa die Schlechterstellung von Transsexuellen gang und gäbe. Auch heterosexuelle Ehe-Leute, die außerhalb ihrer eigenen Kaste heiraten, erführen Diskriminierung. (dk)