Die Anti-Feministin und homophobe Einpeitscherin kommt mit "GenderGaga" in den Buchhandel – und ist in den nächsten Tagen gleich zweimal im Fernsehen zu Gast.

Sie nimmt an den homophoben "Demos für alle" teil und wettert gegen angebliche "Schreihälse der Homo-Lobby", sie schreibt im rechten Blatt "Junge Freiheit" ebenso gegen LGBT-Rechte an wie im mit homophober Volksverhetzung punktenden von-Storch-Portal "Freie Welt". Trotzdem darf Birgit Kelle, Buchautorin und christliche Aktivistin, andauernd im Fernsehen auftreten.
In den nächsten beiden Tagen ist sie nun wieder in Talkshows eingeladen: am Sonntag zu Peter Hahne, am Montag zu "Hart aber fair". Und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der sie ein neues Buch bewerben wird.
"GenderGaga: Wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will" soll Ende Februar erscheinen und eine Abrechnung mit dem "Gender Mainstreaming" darstellen. Das lässt Schlimmes erahnen: Bei einer "Demo für alle" hatte sie den Bildungsplan, also die Schulaufklärung über Homosexualität, als Beispiel genannt für diese "Ideologie", "die jetzt nach unseren Kindern greift" und "an der Verwirrung", der 'Entnaturalisierung' der Geschlechter arbeitet".
Im letzten Jahr war Birgit Kelle, eigentlich nur Vorsitzende des eher unbedeutenden Vereins Frau 2000plus, bei "Menschen bei Maischberger" zu Gast und setzte vielen Menschen bezüglich der Schulaufklärung den Virus in den Kopf, man müsse zwischen Toleranz und Akzeptanz trennen.
Zuvor war sie mit homophobem Gedankengut unter anderem bei Markus Lanz oder ausgerechnet im Presseclub eingeladen – und in der schlimmsten Talkshow zum Thema Homo-Rechte der letzten Jahre, in "Hart aber fair" im Dezember 2012, in der sich Frank Plasberg über schwule Weihnachtsmärkte empörte. Kelle sah darin eine Provokation.
In diese Sendung kehrt sie nun am Montag zurück (ab 21 Uhr, ARD). In dem Talk unter dem Titel "Früher Zoten, heute Quoten – geht es den Männern an den Kragen?" wird es wohl nur am Rande um Homosexualität gehen, dafür umso mehr um Frauenrechte und den Gedanken von Emanzipation an sich. Und die Hardcore-Katholikin, die einst wegen dem Aufruf, MTV solle die Serie "Popetown" nicht ausstrahlen, belächelt wurde, wird weiter als ernst zu nehmenden Expertin in Gesellschaftsfragen geadelt. Die Pressemitteilung zur Sendung bezeichnet sie als "Buchautorin 'Gendergaga'", die Sendungsbeschreibung liefert ihr eine Steilvorlage: "Gleichstellungsgesetz, Quotenregelung, Genderforschung – bei uns wird das Verhältnis von Mann und Frau zur Staatsraison."
Eingeladen sind neben Kelle der Schauspieler Charles M. Huber, der vor einem Jahr in einem Interview meinte, die Gleichstellung von Homosexuellen sei eine Diskriminierung Heterosexueller (queer.de berichtete), sowie der Grünen-Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter, die Hamburger FDP-Politikerin Katja Suding und die feministische Bloggerin Anne Wizorek.
Am Sonntag ist Kelle bereits bei Peter Hahne im ZDF zu Gast (ab 10.15 Uhr). In der Sendung des evangelikalen Publizisten geht es um die "Vereinbarkeit von Kind und Karriere". Einziger anderer Gast ist Britta Sembach, die ein Buch über diese angebliche Unverträglichkeit geschrieben hat. Der gönnerhafte Titel der Sendung: "Kinder, Küche, Karriere – Überfordern sich die Frauen?"
Wie immer bei diesen Sendungen dienen reaktionäre Thesen als Aufmacher, das Fortschrittliche, das Emanzipatorische muss sich verteidigen. Weitere TV-Einladungen für Kelle in den nächsten Monaten sind zu befürchten. (nb)
Mehr zu Birgit Kelles Ansichten in diesem Artikel: Bundeszentrale für politische Bildung lädt Birgit Kelle ein (27.11.2014)
Update 18.1., 20h: "Hart aber fair" ändert Programm
In der Sendung am Montag wird es nun doch nicht um das Thema Gender gehen, sondern um: "Terrorangst in Deutschland – wie nah ist die Gefahr?"