Matthew Heat Voss war der 40.000 Stammzellenspender in Deutschland - nun dürften es noch viele mehr werden (Bild: DKMS)
Das Zentrale Knochenmarkspender-Register hat im Dezember klammheimlich seine Standards geändert – die Leukämie-Erkrankung von Guido Westerwelle dürfte die Änderung beschleunigt haben.
Während homo- und bisexuelle Männer beim Blutspenden in Deutschland noch immer unerwünscht sind, dürfen sie sich jetzt zumindest als Knochenmark- bzw. Stammzellenspender registrieren – und damit an Leukämie erkrankten Menschen helfen. Die neue Regelung gilt bereits seit dem 18. Dezember 2014, wurde jedoch bislang nicht öffentlich bekannt gemacht. Ein versteckter Hinweis findet sich lediglich im FAQ auf der Homepage der Deutschen Knochenmarkspenderdatei DKMS.
Hintergrund der Änderung: Im vergangenen Monat traten die neuen "Deutschen Standards für die nicht verwandte Blutstammzellspende" des Zentralen Knochenmarkspender-Registers Deutschland (ZKRD) in Kraft. In dieser nun gültigen Version V10 (PDF) ist der entsprechende Satz im Absatz 2.2.3 aus der Version V9 (PDF) zum Ausschluss von "Risikogruppen" ersatzlos gestrichen worden. Erarbeitet wurden die "Deutschen Standards" von einem Komitee, das sich aus Vertretern des ZKRD, Spenderdateien, Sucheinheiten, Nabelschnurblutbanken und Entnahmeeinheiten zusammensetzt.
Entweder ein schwuler Spender oder gar keiner
Neben homo- und bisexuellen Männern sind nun auch Prostituierte und Häftlinge nicht mehr zwangsläufig von der Knochenmark- oder Stammstellenspende ausgeschlossen – sofern sie alle anderen Anforderungen erfüllen. So müssen Spender zwischen 18 und 55 Jahre alt sein, dürfen keine Krankheiten sowie kein Über- oder Untergewicht haben. Verschiedene Organisationen, darunter auch die DKMS, hatten seit langem auf diese Änderung hingewirkt. Sie hatten u.a. argumentiert, dass anders als bei der Blutspende der Kontakt zwischen Empfänger und Spender viel enger sei. Zudem gebe es oft nur wenige Spender, die überhaupt in Frage kämen. Viele Erkrankte hätten deshalb nur die Wahl: Entweder ein schwuler Spender oder gar keiner.
Das Ende der Diskriminierung dürfte auch die Blutkrebs-Erkrankung von Ex-Außenminister Guido Westerwelle indirekt beschleunigt haben. Zahlreiche große Medien hatten sie im Sommer zum Anlass genommen, das Knochenmarkspendeverbot für Homosexuelle zu thematisieren und zu hinterfragen. Dass ausgerechnet der FDP-Politiker, der seine Abende wohl eher in stickigen Konferenzzimmern hinter Leitz-Ordnern als in Darkrooms verbringt, zu einer "Risikogruppe" gehören soll, führte vielen die Absurdität des pauschalen Ausschlusses vor Augen. Nach Bekanntwerden von Westerwelles Erkrankung hatte sich die Zahl der Knochenmarkspender verdoppelt.
Eine Stammzellenspende ist für Leukämie-Patienten oftmals die einzige Möglichkeit einer Heilung. In Deutschland erkrankt etwa alle Viertelstunde ein Mensch an Blutkrebs, viele Betroffene sind Kinder und Jugendliche. Jeder fünfte Patient findet derzeit keinen Spender. (cw)
find ich ziemlich arm. diskriminierend gegenüber der normalbevölkerung.
lieber leitz ordner als dark-room?
danke für das bild der schwulen in der öffentlichkeit!
wie gut, dass es keine swingerclubs gibt.