Fans können einen mächtigen Einfluss auf ihren Verein haben
Der FC Dinamo Minsk, der auch in der Europa League spielt, gab einem homophoben Fan-Protest nach und nahm eine frische Ernennung zurück.
Ein neues Lehrstück aus dem Bereich der Homophobie in Fußball: In Weißrussland hat Dinamo Minsk, ein Fußballclub der ersten Liga, offenbar innerhalb von wenigen Stunden die Ernennung eines neuen Marketing-Direktors rückgängig gemacht.
Der bekannte Radiomoderator Valentin Sereda sollte den Job übernehmen, meldeten weißrussische Medien am Mittwoch, was vom Club nicht dementiert wurde. Allerdings regte sich schnell Widerstand unter den Fans: In Internet-Foren wurden Screenshots von einer Dating-Webseite veröffentlicht, die Sereda angeblich genutzt haben soll, um Männer kennenzulernen.
Online-Medien veröffentlichten später einen Appell mehrerer Fangruppen. In ihm wurde gefordert, die "Schwuchtel" umgehend zu entlassen. Der Fußballclub solle sich auf traditionelle Werte besinnen. In der Innenstadt von Minsk tauchten zudem homophobe Graffiti auf.
Sereda habe das Ansehen des Clubs "beschädigt"
Valentin Sereda zeigte sich enttäuscht von der Intoleranz
Am frühen Donnerstagmorgen reagierte auch der Club. In einer Pressemitteilung ließ er verlauten, Sereda habe mit "unprofessionellem Verhalten" dem Ansehen des Clubs großen Schaden zugefügt. Daher könne man nicht mit ihm zusammenarbeiten.
Nach Kritik einiger Medien und von Menschenrechtsaktivisten ließ die Pressestelle verlauten, dass die Entscheidung nichts mit Homophobie zu tun habe, man könne "mit Menschen aller sexuellen Orientierungen zusammenarbeiten". Auch sei Sereda trotz seiner Homosexualität einer der Top-Kandidaten für den Job gewesen, letztlich habe man sich aber für jemand anderes entschieden.
So recht glauben wollten die Aussage, die Entscheidung habe nichts mit Homophobie zu tun gehabt, selbst weißrussische Medien nicht. Noch ungeklärt ist die Aussage, wonach noch kein Vertrag unterzeichnet gewesen sei. Menschenrechtler brachten die Dementis mit einem möglichen Prozess vor dem Arbeitsgericht in Verbindung.
Sereda selbst schwieg zu den Details der Verhandlungen, ließ aber mitteilen, er sei enttäuscht über die Intoleranz: "In der ganzen zivilisierten Welt sind solche Dinge normal." Er sei zu dem Club gekommen, um zu arbeiten und nicht, um Privates auszuleben. Sereda verwies auf die Ironie, dass der neue Marketing-Chef sich aktuell mit einer Toleranz-Kampagne beschäftigen müsse. (nb)
Wenn ein Sportverein dem homophoben Mob nachgibt, zeigt er damit nur, dass er auf sportliche Ideale scheißt.
Aber was will man schon von einer Diktatur erwarten...