Der katholische Theologe David Berger war seit Mai 2013 Chefredakteur des Schwulenmagazins "Männer" (Bild: Wiki Commons / Jo Goede / CC-BY-SA-3.0)
Der umstrittene "Männer"-Chefredakteur wurde "mit sofortiger Wirkung" von seinen Aufgaben entbunden und freigestellt.
Jetzt ist der Geschäftsführung doch der Kragen geplatzt: "Die Bruno Gmünder GmbH hat David Berger mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben als Chefredakteur des von ihr herausgegeben Magazins 'Männer' entbunden und ihn von seiner Tätigkeit freigestellt", heißt es einer Pressemitteilung des Verlags vom Montag. Die Redaktion der Zeitschrift "Männer" wird ab sofort von ihrem bisherigen stellvertretenden Chefredakteur, Kriss Rudolph, geleitet.
Anlass für die Trennung war die Veröffentlichung von Daniel Krauses Polemik "Der Islamismus und die queere Szene" durch Berger im "Männer"-Kanal des Medienpartners "Huffington Post" – nur einen Tag, nachdem der schwule Politik-Lehrer und Islam-Gegner im WDR den Holocaust verharmlost und erklärt hatte, dass ihm Massentierhaltung näher gehe als der Massenmord in Auschwitz (queer.de berichtete).
Dieser Beitrag widerspreche den journalistischen Ansprüchen und Werten des Verlags "fundamental", heißt es in der Pressemitteilung von Geschäftsführer Michael Taubenheim. "Die Bruno Gmünder GmbH ist um Aufklärung bemüht, wie es im Rahmen der Kooperation mit der 'Huffington Post' zu einer solchen Veröffentlichung kommen konnte."
David Berger seit Wochen in der öffentlichen Kritik
Die öffentliche Debatte um die Eignung David Bergers als Chefredakteur eines Schwulenmagazins hatte im vergangenen November die Deutsche Aids-Hilfe angestoßen, als sie aus Protest ihre Anzeigenschaltungen stornierte (queer.de berichtete). Die DAH hatte u.a. argumentiert, dass Berger in dem Magazin "mit teils rechtspopulistischen Aussagen" provoziere und damit ein Umfeld biete, das "wesentlichen Anliegen" der Kampagne "Ich weiß was ich tu" (IWWIT) zuwiderlaufe. Berger hatte dies als Angriff auf die Pressefreiheit kritisiert. Damals stellten sich die beiden Gmünder-Geschäftsführer Michael Taubenheim und Frank Zahn noch hinter Berger. Das schwule Magazin "Männer" solle mit ihm als Chefredakteur "weiter profiliert und debattenstark bleiben" (queer.de berichtete).
In der Pressemitteilung vom Montag geht der Verlag nun auch in dieser Frage auf Distanz: "Die Presse- und Meinungsfreiheit ist für uns – wie für jedes Presseorgan in einer freien Gesellschaft – ein überragend hohes Gut, das wir gegen jegliche Form der Einschränkung verteidigen müssen. Dazu gehört es, klar zu benennen, wann ein solche Einschränkung vorliegt und wann nicht." Wenn ein Anzeigenkunde Anzeigen nicht schaltet, sei dies "kein Angriff auf die Pressefreiheit, sondern seine freie wirtschaftliche und/oder politische Entscheidung".
Eine solche Differenzierung sei "umso wichtiger in Zeiten, in denen die Bewahrung der Pressefreiheit durch brutale Gewalt, Einschüchterung und Angst herausgefordert wird", so Geschäftsführer Michael Taubenheim. "Auch deshalb ist es für uns unerträglich, dass wenige Tage nach dem 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz unser Magazin mit Positionen eines politischen Brandstifters in Zusammenhang gebracht wird, dessen Gedankengut sich offensichtlich aus Antisemitismus und der Relativierung des Holocaust speist." Der Verlag werde sich weiterhin für einen engagierten, streitbaren Journalismus stark machen, heißt es in der Pressemitteilung. "Dazu gehört auch, dass wir nicht akzeptieren können, wenn versucht wird, die journalistische Freiheit zur Diffamierung von Personen und Gruppen auszunutzen."
Mit dem Buch "Der heilige Schein" bekannt geworden
Der römisch-katholische Theologe David Berger war nach einer mehrjährigen Karriere im Vatikan Ende 2010 mit seinem Buch "Der heilige Schein" bekannt geworden, in dem er die Homophobie der katholischen Kirche kritisiert. Der Erzbischof von Köln entzog ihm daraufhin die Lehrerlaubnis als Religionslehrer. Im Oktober 2012 übernahm Berger die Koordination einer vom Bruno Gmünder Verlag initiierten "Kopfgeldaktion" gegen die Hetz-Webseite kreuz.net. Im Mai 2013 wurde er schließlich zum Chefredakteur von "Männer" ernannt.
Gerüchte über eine Ablösung David Bergers hatte es seit Freitag gegeben, nachdem er in einem Facebook-Beitrag von einer "schönen Abschiedsvorstellung auf m-maenner.de" geschrieben hatte. In privaten Nachrichten hatte er seine Abberufung am Wochenende noch dementiert, offiziell wollte er keine Stellungnahme abgeben.
Nach Veröffentlichung der Verlags-Mitteilung kommentierte David Berger auf seiner privaten Facebook-Seite: "Wenn ein durch die Leser finanziertes Homo-Magazin aus Angst vor dem Islamismus und einem großen Werbekunden in die Knie geht, ist das eine dunkle Stunde für den Journalismus insgesamt." (cw)