Familienministerin Irene Alt und QueerNet-Sprecher Joachim Schulte bei der Vorstellung der Studie
Mehr als die Hälfte von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen hat Diskriminierungserfahren gesammelt, so das Ergebnis einer rheinland-pfälzischen Studie.
Am Mittwoch haben Landesfamilienministerin Irene Alt (Grüne) und Joachim Schulte, Sprecher der LGBT-Dachorganisation QueerNet Rheinland-Pfalz, eine Online-Studie über die Lebenssituation von LGBT in Rheinland-Pfalz vorgestellt. Die Untersuchung "Rheinland-Pfalz unterm Regenbogen" (PDF) beruht auf einer Befragung aus dem Zeitraum zwischen Juni und Oktober 2013 – und kommt zu dem Ergebnis, dass Diskriminierung "häufig an der Tagesordnung" sei. Demnach mussten knapp 60 Prozent der Befragten handfeste Benachteiligungen aufgrund ihrer sexuellen Identität erfahren.
Die Studie kommt sogar zu dem Ergebnis, dass mehr als 90 Prozent der Befragten verbale Herabsetzungen durch Witze oder durch Lächerlich-Machen der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität erlebt hat. Knapp 20 Prozent gaben an, während der Schulzeit von Mitschülern ausgegrenzt worden zu sein. Gut ein Viertel aller Befragten erklärte, einmal oder öfter am Arbeits- oder Ausbildungsplatz benachteiligt worden zu sein.
Acht Prozent gaben an, dass ihre sexuelle Identität im Gesundheitsbereich als Krankheit oder Störung bezeichnet wurde. Und fast jeder Dritte der Befragten war von Gewalt betroffen – allerdings benachrichtigte in dieser Gruppe nur einer von vier Befragten die Polizei. Insgesamt zeigt die Studie eine stärkere Benachteiligung der befragten transsexuellen Menschen gegenüber anderen Identitätsgruppen in nahezu allen Lebensbereichen.
Alt: "Wir brauchen einen langen Atem"
Ministerin Irene Alt erklärte, dass sich rechtliche Gleichstellung und gesellschaftliche Akzeptanz "nicht von heute auf morgen erreichen" ließen. "Wir brauchen Zeit und einen langen Atem, um Vorurteile abzubauen und die Haltungen in den Köpfen zu ändern. Wir werden den begonnen Prozess in Zusammenarbeit mit QueerNet Rheinland-Pfalz e.V. kontinuierlich und beharrlich fortsetzen", versprach die Grünenpolitikerin.
Die rheinland-pfälzische Landesregierung hatte 2013 in einer Selbstverpflichtung versprochen, Vielfalt im Land zu fördern (queer.de berichtete). Mit der Umfrage, die erstmals im Land durchgeführt wurde, will die Landesregierung "die Grundlage für eine Verbesserung der Situation" schaffen. (dk)