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Geplanter Gesetzentwurf der Bundesregierung

DAH kritisiert Pläne zur Kondompflicht

  • 05. Februar 2015 44 2 Min.

Kondome schützen - aber die DAH warnt, dass eine Kondompflicht negative Auswirkungen haben kann (Bild: Tomizak / flickr / by-nd 2.0)

"Gut gemeint – schlecht gemacht" – so fasst die Deutsche Aids-Hilfe die Pläne der Bundesregierung zusammen, Prostituierte besser zu schützen.

Die Deutsche Aids-Hilfe hat am Donnerstag Pläne der Bundesregierung zur Verschärfung des Prostitutionsgesetzes kritisiert. Die Koalitionspartner von CDU/CSU und SPD hatten sich zuvor auf Eckpunkte geeinigt. Sie sehen bei der gewerblichen Sexarbeit unter anderem eine Anmelde- und Kondompflicht vor, bei der Strafen für Kunden geplant sind. Eine Anhebung des Mindestalters bei Sexarbeit von 18 auf 21 Jahre scheint hingegen vom Tisch.

"Nach zähen Verhandlungen präsentieren Union und SPD die traurigen Reste einer schlechten Idee. Gut gemeint, schlecht gemacht: Die geplanten Maßnahmen werden nicht zum Schutz der Prostituierten beitragen, sondern Prävention und Gesundheitsvorsorge schaden", erklärte Manuel Izdebski vom DAH-Vorstand. Man brauche kein "Schaufenstergesetz", sondern die "volle rechtliche Anerkennung von Sexarbeit als Beruf und wirksame Unterstützung im Arbeitsalltag".

Izdebski äußerte die Befürchtung, dass mit "Zwang und Repression" Callboys und Prostituierte in die Illegalität getrieben würden und dann für Aufklärung und Hilfsangebote schlechter zu erreichen seien. Bei der bereits existierenden Kondompflicht in Bayern und im Saarland würden die Sexarbeiter in der Regel bestraft oder die Vorschrift verpuffe, so die DAH. Die Regelung lasse sich nicht wirkungsvoll kontrollieren und "dient nur dem guten Gefühl, etwas getan zu haben", kritisierte Izdebski.

Warnung: Sexarbeiter werden in Illegalität getrieben

Auch die geplanten medizinischen Zwangsuntersuchungen und eine Zwangsberatung bürge Gefahren – etwa, dass ein Bordellbesitzer den Prostituierten einen Arzt aufzwingt. Außerdem sei problematisch, dass die Anmeldepflicht Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter weiter stigmatisiere – und gegen Menschenhandel nichts bewirke. Zwang sei in diesem Bereich kontraproduktiv und führe dazu, dass Prostituierte "gerade zu Beginn ihrer Tätigkeit lieber illegal arbeiten". Izdebski verweist auf die jahrzehntelange Erfahrung von Aids-Hilfen, Beratungseinrichtungen und Gesundheitsämtern, deren freiwillige Angebote gut angenommen würden.

Auch Prostituierten-Verbände kritisierten die Pläne der Bundesregierung. So erklärte der Berufsverband Sexarbeit e.V., dass insbesondere die Anmeldepflicht Sexarbeiter in die Illegalität treibe. Bereits vor der Entscheidung der Bundesregierung hatte die DAH gemeinsam mit Frauenrechtsorganisationen, Sozialverbänden und Beratungsstellen für Prostituierte einen Offenen Brief verfasst, in dem sie vor Zwangsmaßnahmen warnte (PDF).

Nun baut die DAH darauf, dass es im Detail noch Spielräume gebe, um "den Schaden möglichst gering zu halten". Derzeit plant die Bundesregierung, einen umfassenden Gesetzentwurf bis März vorzulegen. (dk)

-w-

#1 TimonAnonym
  • 05.02.2015, 16:51h

  • "Gut gemeint, schlecht gemacht"

    Hat irgendwer was anderes von Union und SPD erwartet?!

    Das schlimme ist:
    die treiben Prostituierte und Stricher in die Illegalität, was nicht nur den Kampf gegen HIV und andere Krankheiten erschwert, sondern auch Menschenhandel und Zwangsprostitution ankurbelt.
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#2 Robby69Ehemaliges Profil
  • 05.02.2015, 19:08h
  • Antwort auf #1 von Timon
  • "Das schlimme ist: die treiben Prostituierte und Stricher in die Illegalität, was nicht nur den Kampf gegen HIV und andere Krankheiten erschwert, sondern auch Menschenhandel und Zwangsprostitution ankurbelt."
    Nein, tun sie nicht - denn ungefähr 90 % aller Stricher/Escorts (=Callboys) der Mann-männlichen Prostitution SIND arbeiten permanent "illegal", weil es sich kaum jemand von ihnen leisten kann, seinen Job anzumelden. Eine Anmeldung hätte zur Folge, dass der betreffende Stricher/Escort auch versicherungspflichtig wäre und dort (z.B. bei der Krankenversicherung) überall als "Selbständiger" geführt würde, was wiederum horrende Beiträge zur Folge hätte. Diese können sich die meisten Stricher/Escorts aber nicht leisten, da sie mit ihrem Job im Normalfall grade mal so über die Runden kommen.
    Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist, Prostitution KOMPLETT zu legalisieren - und zur ohne den Zwang einer Anmeldung etc. Nur so könnte man erreichen, dass wirklich ALLE Stricher/Escorts auch ganz "legal" ihrem Job nachgehen könnten und "Prostitution" als Beruf entgültig KOMPLETT anerkannt werden würde. - Denn momentan ist er nur dann als Beruf anerkannt, wenn man angemeldet ist.

    Durch diese neuen Vorschriften werden meines Erachtens weder Menschenhandel noch Zwangsprostitution angekurbelt, da diese seit Jahrzehnten bereits vorhanden sind - leider, muss man sagen - und die Politiker und Behörden absolut nichts dagegen unternehmen. Wahrscheinlich auch, weil hinter dem Menschenhandel und der Zwangsprostitution zum Großteil die OK steht.
    Bzgl. Zwangsprostitution ist noch anzumerken, dass dies vor allem die weiblichen Prostituierten betrifft, da die meisten von ihnen für einen Zuhälter oder in einem Sex-Club arbeiten. Die Stricher/Escorts arbeiten dagegen meist auf "eigene Rechnung".
    In wieweit man Prostitution als "Zwangsprostitution" bezeichnen mag, wenn jemand auf dem Strich geht, um sich Geld für seine Alkohol- oder Drogen-Sucht zu verdienen, muss jeder für sich entscheiden.
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#3 HeinerAnonym
  • 05.02.2015, 19:34h
  • Antwort auf #2 von Robby69
  • 1.
    Nur weil die Stricher in keinem festen Bordell arbeiten oder ihren Job irgendwo angemeldet haben, sind sie nicht illegal. Es geht höchstens darum, ob sie ihre Einnahmen versteuern oder nicht (und das wird wohl auch das Hauptinteresse der angeblich so besorgten Politiker sein).

    2.
    Auch diese Stricher werden teilweise durch Betreuungsprojekte, ehrenamtliche Mediziner, etc. betreut und versorgt. Wenn Prostitution immer mehr reglementiert bzw. immer mehr kriminalisiert wird, verlieren die Stricher vielleicht das Vertrauen, sich an solche Institutionen zu wenden, weil sie Angst haben, die gäben was weiter, um sich nicht selbst strafbar zu machen.

    3.
    Auch wenn wir hier auf queer.de sind, so gibt es doch nicht nur Stricher, sondern eben auch weibliche Prostituierte. Und von denen werden viele in die Illegalität getrieben.

    4.
    Selbst wenn Du uns hier nicht glaubst, so solltest Du doch zumindest der Deutschen AIDS-Hilfe glauben, die genau diese Dinge kritisiert... Die wissen es ja wohl am besten und sagen genau das, was Du nicht anerkennen willst.
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