Der STI-Dongle kostet in der Herstellung nicht mehr als 30 Euro (Bild: Columbia University)
Wissenschaftler der Columbia University haben ein Gerät entwickelt, das die Untersuchung auf sexuell übertragbare Infektionen revolutionieren könnte.
Der Dongle ist nicht größer als eine Brieftasche und verwandelt sich mit Hilfe eines Smartphones in ein Gerät, dass innerhalb von nur 15 Minuten Blutproben auf HIV und Syphilis untersuchen kann. Der von Wissenschaftlern der Columbia University entwickelte Prototyp wurde Anfang Februar im Magazin "Science Translational Medicine" vorgestellt.
Das Verfahren erinnert an die Geräte, mit denen Diabetiker zu Hause ihre Blutzuckerwerte messen können – nur dass noch weniger Blut und weniger Strom aus dem Smartphone-Akku benötigt wird. Es genügt ein kleiner Stich in den zuvor desinfizierten Finger. Das Blut wird in einem kleinen Einmal-Plastikbehälter aufgefangen, der dann mit einem so genannten Lab-on-a-Chip verbunden wird. Dieser wird in den Dongle eingeführt. Nun öffnet man die iPhone-App – und hat etwa 15 Minuten später das Ergebnis.
In drei Jahren entwickelt
Nach Angaben von Samuel Sia, Professor für biomedizinische Technik an der Columbia University, habe man den STI-Dongle in drei Jahren Forschung entwickelt. Die Herstellungskosten seien äußerst gering. Pro Gerät würden nur 34 Dollar (ca. 30 Euro) zu Buche schlagen, der Einmal-Plastikbehälter für das Blut koste pro Stück 1,44 Dollar (ca. 1,27 Euro), so Sia.
Die Wissenschaftler glauben, dass der Dongle den Test auf sexuell übertragbare Infektionen weltweit revolutionieren könnte – etwa in wenig bewohnten Gegenden, wo ein Labor oder Gesundheitsamt nicht ohne Weiteres erreichbar ist. Zudem würden Zugangsschwellen zum Test deutlich gesenkt, was zu mehr positiven Diagnosen und damit zu einem frühzeitigen Therapiebeginn führen könne. Nicht zuletzt könnten NGOs in Ländern, in denen Homosexuelle verfolgt werden, HIV-Tests künftig diskret durchführen.
Als "Sicherheits-Check" vor einem One-Night-Stand eignet sich der iPhone-Dongle allerdings nicht: An der Tatsache, dass nach einer Ansteckung mit HIV bis zu drei Monate vergehen können, bis sich Antikörper überhaupt nachweisen lassen, ändert auch das hochmoderne Gerät nichts. (cw)
Youtube | So funktioniert der STI-Dongle
Die Tatsache wird jedoch nichts daran ändern, Positive vor Ort im privaten Rahmen zu outen. Fände es interessant wie die DAH zum neuen Stigmatisierungs-Gerät steht. Wenn technische Entwicklungen, menschliche Fähigkeiten wie Empathie und Respekt zu ersetzen drohen, graust es mir ein bisschen. Bin keinesfalls für Verbote. Aufklärung tut allerdings Not. Technischer Fortschritt macht ethische Fragen nicht obsolet. Wer sich so ein Gerät mal anschaffen sollte, macht sich in meinen Augen jedenfalls verdächtig, ein Arschloch zu sein. Sein Ziel: Sex zwischen Negativen und Positiven zu verhindern. Sehe schon die Werbebanner: "Kein Sex mit Positiven. Angstfrei dank dem Checker."