Felix Schneider im Pool mit Blick auf Panama-Stadt
Zehn Tage war Felix Schneider als Rainbow Reporter für queer.de in Panama unterwegs. Im Interview zieht er Bilanz seiner außergewöhnlichen Reise.
Von Micha Schulze
Jetzt bist du schon einige Tage zurück von deiner Rainbow-Reporter-Reise, an der wir über dein Blog teilhaben konnten. Das Wetter schien ja sehr angenehm, oder?
Ja, es war tropisch heiß und hat nur ein einziges Mal geregnet für zehn Minuten in zehn Tagen. In der Trockensaison von Dezember bis März ist Panama das oberperfekte Urlaubsland.
Zeit, ein wenig Bilanz zu ziehen. Was hat dich in Panama am meisten überrascht?
Ungewöhnlich fand ich auf jeden Fall den Verkehr, der so gar nichts ist für altbackene deutsche Sonntagsfahrer – da gab's ein paar brenzlige Situationen…
Auf deiner privaten Facebook-Seite hast du von einem koksenden Taxifahrer geschrieben – warum hast du dieses "Abenteuer" denn im Blog weggelassen?
Die Geschichte ist tatsächlich wahr, und das war auch ziemlich verrückt für mich. Ich hab's im Blog nicht erwähnt, weil es ein Einzelfall war, der das Land negativ verallgemeinert hätte. Solche Jokes sind auf Facebook okay, aber sonst unprofessionell, finde ich. Übrigens hat das Koks-Näschen als Fahrer einen guten Job gemacht…
Leckerer Urwald-Snack: Platanos fritos con pescado – frittierte Kochbananen mit Fisch, serviert in gerollten Palmenblättern
Panama gehört bislang nicht zu den klassischen Gay-Reisezielen…
Ja, da war ich positiv überrascht. Panama City hätte ich mir weniger "entwickelt" vorgestellt. Aber sowohl die Stadt als auch das Nachtleben sind vorangeschritten, sehr tolerant. Das schwule Nachtleben mit den Nachtbars und Clubs ist echt vielseitig. Es gibt's übrigens auch eine schwule Sauna, die ich aber nicht besucht habe. Zum Leben wär's mir persönlich ein bisschen viel Nacht- und zu wenig Tagleben: Es gibt leider keinen Treffpunkt, etwa ein Café, für tagsüber.
Wieviele Männer haben bei deinem Ausflug ins Nachtleben mit dir geflirtet?
Ich würde sagen: gar nicht mehr als hier. (lacht) Auf jeden Fall gab es es keine aggressiven Anmachen, was manche eventuell klischeehaft von Latinos vermuten würden. Ich hatte viel Spaß in den Clubs.
Hast du vor Ort auch mal Grindr ausprobiert?
Ach ja, das wäre interessant gewesen. Habe total vergessen, mich mal anzumelden. Aber es wäre viel los gewesen, da bin ich mir sicher…
Was hältst du persönlich von der Kampagne des panamesischen Homoverbands "Hombres y mujers nuevos de Panamá", Sex nur mit geouteten Männer zu haben?
Finde ich eine gute Strategie! Den Teufelskreis haben sie gut erkannt, er betrifft viele lateinamerikanische Länder. Nur wenn sich mehr Leute outen, kann die Gesellschaft auch schneller verändert werden. Ich steh auf so radikale Sachen, sie bringen außerdem unpolitische Leute zum Nachdenken.
Ganz allgemein: War es einfach, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen?
Ja, das ist leicht gewesen. Aber ich habe nicht allen erzählt, dass ich ein "Rainbow Reporter" bin. Bei Wildfremden führt ein solches Coming-out manchmal zu nervigen Diskussionen. Als Bayer, der in Wien lebt, war ich schon exotisch genug… Da waren die Reaktionen im Übrigen immer sehr freundlich. Öfter kamen Aussagen wie "Oh, du wirst dann wohl der Einzige in ganz Panama sein". Andere haben Austria mit Australien verwechselt – der Klassiker! Wenn es um Deutschland ging, kam oft die Rede auf die Wirtschaftsstärke, also auch sehr respektvoll.
Ein Muss für alle Panama-Besucher: Ausflug zu den Traumstränden der Karibikküste
Was war für dich das absolute Highlight der Reise?
Ich würde sagen die Karibik-Fahrt, dieser Ausflug war beeindruckend und sehr erfüllend. Und ich liebe Tiere: Deshalb hat mir der Regenwald besonders gut gefallen.
In deinem Blog hast du wenig über die Preise geschrieben – außer beim Fisch-Snack Ceviche de Camarones für 2,25 Dollar. Ist Panama ein eher günstiges oder eher teures Reiseland?
Die Preise sind etwa wie in Europa – man kann es in jeder Preisklasse haben. Erheblich billiger ist allerdings das Volltanken für nur 20 Dollar! Genauso viel kostet ein Hauptgang in einem italienischen Restaurant. Allgemein sin die Restaurants nicht ganz so günstig.
Und überall zahlt man wirklich mit US-Dollar?
Ja. Es gibt zwar auch die Landeswährung Balboa, die eins zu eins an den Dollar gekoppelt ist, aber von der sind nur Münzen im Umlauf. Die brauchte ich etwa für meinen Anruf aus einer dieser alten Telefonzellen in der Mall. Eine Minute kostete 25 Centésimos.
Was würdest du abschließend sagen: Für wen ist Panama das ideale Reiseziel?
Panama ist vielfältig, modern, sicher, tolerant – und doch ganz anders. Ich denke, sowohl für Paare wie Alleinreisende ist es ein super Reiseziel. Von der Vielfalt habe ich ja schon ausführlich in meinem Blog geschrieben, und insbesondere die Metropole, der Kanal und die Sicherheit des Landes sind Extrapunkte im Vergleich mit anderen Ländern der Region.
Verrat uns bitte zum Schluss noch ein oder zwei persönliche Geheimtipps!
Also, der Tagestrip nach Portobelo ist ein Muss! Den Regenwald sollte man, zumindest beim ersten Mal, im Rahmen einer Führung betreten, die Guides finden einfach viel mehr als man selbst – und man läuft nicht Gefahr, sich zu verlaufen.
Beim Taxifahren in der Stadt gilt: Entweder man tut so, als wäre man die Strecke bereits gefahren und zahlt einen Preis, den man vorher mit erfahreneren Leuten besprochen hat, oder man ist knallhart und gibt den Einwohnerpreis. Das heißt: höchstens einen Dollar pro durchfahrenes Viertel – Touristen zahlen oft den dreifachen Preis.
Unbedingt ausprobieren sollte man, sobald sie denn fertig gestellt ist, die neue Metro-Linie 2 in Panama City: Sie wird recht spektakulär als Hochbahn von der Altstadt bis in den Regenwald verlaufen.
Das Land ist zivilisiert, katholisch-liberal und hat ein herrliches Klima. Spanisch lernen ist nicht schwer und das Land liegt auch geographisch günstig zu Nord- und Südamerika.
In Panama ist man weit weg von den Problemen Europas, von religiösen Fanatikern und von den Terroristen des Islamischen Staates.