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Katharina Wackernagel als lesbische Reisebloggerin
Friends without benefits
- 26. Februar 2015 3 Min.

Sebastian Schwarz und Katharina Wackernagel sind als abenteuerlustige Reiseblogger ein Dreamteam - bis sich der Hetero in Berlin verliebt
Jetzt im Kino: In der Komödie "bestefreunde" wird die Freundschaft zwischen einer Lesbe und einem Hetero-Mann auf eine harte Probe gestellt.
Von Peter Fuchs
In "bestefreunde" versucht eine lesbische Frau die Heirat ihres besten Freundes (hetero) zu torpedieren. Das Mittel ihrer Wahl ist, sich mit einem sexy Kleid zu verkleiden, sich die Lippen rot anzumalen und den Versuch zu starten, ihn zu verführen. Was natürlich zum Scheitern verurteilt ist.
Das alles ist in dem laut Pressetext "melancholischen Feel-Good-Movie" vermutlich lustig gemeint, kommt aber mäßig lustig rüber. Von der Wahrscheinlichkeit, dass eine lesbische Frau so einen Plan fasst, mal gar nicht zu sprechen.
Das gleiche gilt für ihre nächste Strategie: Sie besorgt sich eine männliche Begleitung für die Hochzeit, um den besten Freund im letzten Moment vor dem Ja-Wort noch eifersüchtig zu machen. Was bei Julia Roberts in "Die Hochzeit meines besten Freundes" funktionieren kann, lässt einen in der Konstellation Lesbe und Hetero nur ungläubig den Kopf schütteln.
Die Liebe beendet den Dauerurlaub der beiden

Bewusst unscharfes Poster zum Film: Die Komödie von Wackernagels Bruder Jonas Grosch startet am 26. Februar 2015 im Kino
Die lesbische Frau heißt Susi Q (Katharina Wackernagel) und ist eine freie Fotografin in den Dreißigern. Zusammen mit ihrem Journalistenkollegen und besten Freund Mark (Sebastian Schwarz) reist sie um die ganze Welt. Sie bloggen von interessanten Locations, verleben eine gute Zeit an Stränden und anderen schönen Orten. Immer sieht es nach Dauerurlaub und Party aus. Diese Szenen zeigt der Film in den gewackelten Bildern einer Handkamera als Rückblenden.
Zurück im heimatlichen Berlin planen die beiden, die finanziellen Ressourcen wieder aufzuladen, bevor der nächste lange Trip nach Südamerika ansteht. Doch dann verliebt sich Mark in eine Vivian, will sesshaft werden und geht neuerdings einem Brotjob nach.
Dieser dramatische Richtungswechsel kommt nicht nur für Susie Q abrupt, sondern auch für den Zuschauer. Mark ist plötzlich so anders, dass man nicht glauben kann, die Freundschaft hätte ihm je etwas bedeutet. Er verhält sich erbärmlich gegenüber Susi Q, ändert die gemeinsamen Pläne ohne Absprache oder vergisst Termine.
Sie stellt ihn aber nicht zur Rede, sondern erträgt alles, wenn auch murrend, was ein weiteres Problem für die Glaubwürdigkeit des Films darstellt. Susis Weigerung, erwachsen zu werden, hat man als Publikum schon bald verstanden, allein der plötzliche Wandel von Mark lässt diese Entwicklung nicht sehr erstrebenswert erscheinen.

Die Humorlage bleibt bescheiden
Skurrile Nebenfiguren wie ein schwuler Osteopath, der als Plattitüdenmaschine Lebensweisheiten absondert, oder ein kleines Mädchen, das locker Facebookprofile hacken (!) kann, verbessern die Humorlage nur wenig bis gar nicht. Auch thematische Exkursionen über das kreative Prekariat im flexiblen Kapitalismus oder den Fluch der Gentrifizierung stimmen da nicht versöhnlich.
Auf der mageren Habenseite verbucht der Film Niels Bormann (Berliner Theaterbesuchern aus Falk Richters "Smalltown Boy" bekannt) als schrulligen, alleinerziehenden Vater und die sympathische Erscheinung der Katharina Wackernagel. Als ihre Susi Q am Ende alleine auf eine Reise aufbricht, kann man sich schon ein Sequel mit dieser Fotografin vorstellen. Nur das Drehbuch sollte dann besser sein.
bestefreunde. Komödie. Deutschland 2014. Regie: Jonas Grosch, Carlos Val. Darsteller: Katharina Wackernagel, Sebastian Schwarz, Tina Amon Amonsen, Niels Bormann. Laufzeit: 87 Minuten. FSK 6. Kinostart: 26. Februar 2015
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14:00h, Arte:
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