Innerhalb der Union arbeitet der Evangelische Arbeitskreis daran, Homosexuelle weiterhin generell als fehlgeleitete Menschen darzustellen (Bild: umdrums / flickr / by-sa 2.0)
Ein Regionalbischof wärmt in einem Organ des Evangelischen Arbeitskreises von CDU/CSU homophobe Thesen der Vergangenheit auf.
In der neuesten Ausgabe des Magazins "Evangelische Verantwortung" (PDF), des offiziellen Organs des Evangelischen Arbeitskreises von CDU/CSU, werden Zweifel an der Gleichwertigkeit von Schwulen und Lesben genährt. Der vom evangelischen Regensburger Regionalbischof Hans-Martin Weiss und dem Theologen Werner Thiede verfasste Aufsatz "Heute noch von Schöpfungsordnung reden?" stellt die von der von der EKD 2013 veröffentlichte Orientierungshilfe in Frage, in der Homosexuelle als "gleichwertig" beschrieben werden (queer.de berichtete).
In dem Text werden unter anderem mit Helmut Thielicke und Wolfgang Trillhaas zwei verstorbene evangelische Theologen zitiert, die mit dem Begriff der "Schöpfungsordnung" gegen Homosexuelle polemisierten. So heißt es: "Gemessen an natürlicher Geschlechtlichkeit kann man im Übrigen laut Trillhaas 'bei der Homosexualität den Begriff der Widernatürlichkeit, der Abartigkeit nicht gut vermeiden.'" Und weiter: "Nicht harmonisch in die Schöpfungsordnung eingebettet sieht Thielicke die Homosexualität des Menschen." Laut ihm seien "alle Chancen auf 'Heilung' zu nutzen" – Homosexualität sei für ihn nicht eine Krankheit, sondern eine "'Perversion' im Sinne von 'Verkehrung'" gewesen.
Keine Distanzierung
Der Text ist eine Abhandlung über den Wandel des Begriffes der Schöpfungsgeschichte, der aber keine Distanzierung von den homophoben Thesen wagt. Einen Hinweis darauf, dass eine sexuelle Orientierung nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht "geheilt" werden kann, findet sich in dem Text etwa nicht.
Stattdessen wird der EKD-Orientierungshilfe unterstellt, "theologisch wenig reflektiert und begründet" zu sein, und beklagt, dass nicht "zwischen Toleranz anderer Lebensformen (…) und deren 'Gleichstellung' mit Ehe und Familie" unterschieden werde. Am Ende attestieren die Autoren, dass kein Anlass bestehe, den Begriff der Schöpfungsordnung preiszugeben. Auch seien (heterosexuelle) Ehe und Familie biblisch hochgehaltene Größen, "deren Wertschätzung und Bewahrung eine wichtige Aufgabe für Theologie und Kirche bleibt".
Kritik am Bildungsplan
Gleich im Anschluss an diesen Artikel findet sich ein Text der baden-württembergischen Landtagsabgeordneten Sabine Kurtz, in dem sie vor dem Bildungsplan warnt. Wenn wie von der grün-roten Landesregierung geplant im Unterricht über Homo- und Transsexualität aufgeklärt werde, seien die "stabile[n] Rahmenbedingungen" für heterosexuelle Schüler in Gefahr, warnt die CDU-Politikerin.
Dass im "Unterricht verschiedene Formen des menschlichen Zusammenlebens wertfrei nebeneinandergestellt werden" sollen, höhle "die besondere Bedeutung von Ehe und Familie und ihren im Grundgesetz verankerten Schutz aus", so Kurtz. Der Bildungsplan habe zum Ziel, "Schülerinnen und Schüler in ihrer Geschlechtsidentität zu verwirren".
Volker Beck vergleicht EAK mit Islamisten und Rechtsextremisten
Volker Beck (Grüne)
Für den Grünenabgeordneten Volker Beck hat die CDU mit dem theologischen Text in der Parteizeitung eine Grenze überschritten: "Wer Homosexualität als Abartigkeit bezeichnet, verlässt damit den Boden demokratischer Auseinandersetzung. Der Evangelische Arbeitskreis der CDU lässt ein menschenfeindliches Klima zu, das ich sonst nur aus Reden islamischer Hassprediger oder einiger rechtsextremer Volksverhetzer kenne."
Mit Blick auf eine Parteitagsrede des schwulen CDU-Polikers Jens Spahn vom Dezember 2014 sagte Beck ferner: "Um sich dumm anmachen zu lassen, muss Jens Spahn nicht mit seinem Freund durch Berlins Straßen schlendern, es reicht, wenn er sich Hauspostillen von Unionsunterorganisationen zu Gemüte führt."
Der Evangelische Arbeitskreis (EAK) gehört innerhalb der CDU zu den homofeindlichsten Gruppen. So unterstützen die Arbeitskreise mehrerer CDU-Kreisverbände die Protestbegwegung "Demo für alle" gegen Schulaufklärung über Homosexualität in Baden-Württemberg und weiteren Bundesländern (queer.de berichtete). (dk)