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Kongress "christlicher Führungskräfte"
Scholz und de Maizière zu Gast bei Kongress mit Homo-Hassern
- 27. Februar 2015 3 Min.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sind bei dem Kongress dabei
Bei einem Kongress von Evangelikalen in Hamburg geben sich auch Spitzenpolitiker die Klinke in die Hand.
Beim von Donnerstag bis Samstag stattfindenden "Kongress christlicher Führungskräfte" in Hamburg sind mehrere hochrangige Vertreter von Landes- und Bundespolitik anwesend. Die Schirmherrschaft der evangelikalen Veranstaltung hat der Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) trotz homophober und islamophober Teilnehmer übernommen und die Gäste am Donnerstag mit einer Rede persönlich begrüßt. Er bezeichnete dabei Hamburg als "genau den richtigen Ort für den diesjährigen Kongress".
Er rief zwar allgemein zur Toleranz auf, ging aber nicht näher auf Themen wie Homosexualität ein. In seiner Rede forderte er eine Gleichstellung aller Menschen, "wie auch immer Frauen und Männer religiös, ethnisch, von ihrer regionalen wie sozialen Herkunft vorgeprägt sind, welche Vorstellungen von Familie und Erziehung oder welche sexuelle Präferenz sie im Rahmen bestehender Gesetze haben". Deutlichere Kritik an den Haltungen der Veranstalter gab es von ihm aber nicht.
Als Gäste angekündigt haben sich zudem Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), der über "das christliche Menschenbild als Kompass in der Politik" referierte, Unionsfraktionschef Volker Kauder und Thorsten Alsleben, der Hauptgeschäftsführer der CDU Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung. Auch die AfD-Politikerin Frauke Petry nimmt am Kongress teil.
Die Veranstaltung wird vom evangelikalen Verlag Idea e.V. in Zusammenarbeit mit einer Consultingfirma organisiert. Idea macht unter anderem stark gegen Homo-Rechte Stimmung und seine Autoren arbeiten oft mit der rechtsradikalen Zeitung "Junge Freiheit" zusammen. Verlagschef Helmut Matthies macht zudem keinen Hehl daraus, dass er nichtkeusche Homosexuelle generell für Sünder hält.
Sein Verlag, der der Deutschen Evangelischen Allianz nahesteht, ist eine beliebte Werbeplattform für erbitterte Homo-Gegner. So zeichnete Idea e.V. etwa Hedwig von Beverfoerde, die als Chefin der "Initiative Familienschutz" gegen die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben und gegen Schulaufklärung über Homosexualität kämpft, als "Christin des Jahres" aus. Idea bewirbt auch "Homo-Heiler"-Organisationen wie "Wüstenstrom".
Auch Birgit Kelle dabei

Kelle wirbt via Facebook für ihren Stand auf dem Kongress
Auf dem Kongress wirbt unter anderem auch die fundamentalistische Aktivistin Birgit Kelle, die immer wieder gegen Homosexuelle polemisiert. An einem eigenen Stand wirbt sie für ihr homophobes neues Buch "GenderGaga" und hielt am Donnerstag ein Seminar zum Thema "Ehe, Familie, Beruf" ab.
In einem weiteren Seminarblock wird der Autor Manfred Spreng über "Gender Mainstreaming" sprechen; von ihm stammt die These, diese schädige das Gehirn. In einem anderen Block mit Frauke Petry und unter anderem Kelles Ehemann Klaus Kelle geht es um eine angebliche Bedrohung von Meinungsfreiheit.
Gegenüber dem NDR wollte sich Bürgermeister Olaf Scholz, der sich derzeit in Koalitionsverhandlungen mit den Grünen befindet, nicht zu seiner Teilnahme äußern. Ein Sprecher des SPD-Politikers sagte, dass es bei der Veranstaltung kritische Punkte gebe, die aber nicht gewichtig genug seien, die Teilnahme zu verweigern.
Der Kongress christlicher Führungskräfte findet seit 1999 alle zwei Jahre statt. Laut den Veranstaltern ist er mit rund 180 Ausstellern und 3.000 Teilnehmern der "größte Wertekongress im deutschsprachigen Europa". (dk)
akt. um 17.30h um Scholz-Zitat














