Birgit Kelle malt das Bild vom bedrohten Hetero in einer queeren Welt an die Wand.
Homo-Hasserin Birgit Kelle durfte bei "Hart aber fair" wieder vor der diffusen Gefahr des "Gender Mainstreaming" warnen.
Das Wort "Gender Mainstreaming" bedeutet vereinfacht, dass die gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen und Männern angestrebt werden soll. Bei Frank Plasbergs "Hart aber fair" wurde das Thema am Montagabend unter die alberne Überschrift "Nieder mit den Ampelmännchen – her mit den Unisextoiletten" gestellt – und die Show hielt das Niveau der Überschrift.
Schon die Einleitung von Frank Plasberg war seltsam. Er fragte, warum in Zeiten der Ukraine-Krise oder des IS-Terrors über so etwas Unwichtiges diskutiert wird. Nach dieser Logik dürfte man auch nicht über Themen wie die Ausländer-Maut oder den Piloten-Streit reden. "Gender Mainstreaming" wurde danach in der gesamten Sendung von der Redaktion eher ins Lächerliche gezogen, anstatt sich wirklich mit dem Thema zu beschäftigen.
Besonders problematisch war die Teilnahme von Birgit Kelle. Die 40-Jährige lästerte in dieser Sendung zwar zur Abwechslung nicht direkt über Homosexuelle, versuchte aber, jedes nichtkonforme Verhalten von Männern und Frauen als mögliche Gefahr darzustellen. Die erzkonservative Aktivistin, die gerade im "Focus" beklagt hatte, dass böse Genderisten "Hetero" bald zum Schimpfwort machen, schimpfte etwa wieder darüber, dass man bei Facebook mehr als zwei Geschlechter wählen kann. In ihrer Welt gibt es eben nur das Klischeebild von Mann und Frau ("Jungs sind Jungs und Mädchen sind Mädchen"). Und sie äußerte die alberne Befürchtung, dass künftig die Minderheit entscheidet, "wie die große Mehrheit zu leben hat". Wie vor gut zwei Jahren, als sie sich bei "Hart aber fair" wegen schwuler Weihnachtsmärkte in ihrer Heterosexualität bedroht gefühlt hatte (queer.de berichtete).
In der Show gab es ansonsten wieder die üblichen Auseinandersetzungen um die Sprache, die seit Jahrzehnten die Gemüter erregt. Man diskutiert zwar nicht mehr wie in den Achtzigerjahren, ob ein weibliches Mitglied einer Regierung nun "Frau Minister" oder "Frau Ministerin" genannt werden soll, sondern ob es ein Studentenwerk oder ein Studierendenwerk gibt. Es wäre schön gewesen, wenn hier ein echter Wissenschaftler mal einen Einblick in die Materie gegeben hätte als nur Politiker und Aktivisten.
Aber leider war Gästeauswahl wieder sehr holzschnittartig: Die feministische Bloggerin Anne Wizorek mit Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter auf der einen Seite, auf der anderen FDP-Vize Wolfgang Kubicki, die intellektuell überforderte Schauspielerin Sophia Thomalla und eben Kelle. Kubicki durfte sich als freundlicher Macho mit Altherrenwitzen darstellen, während Thomalla mit Sätzen wie "Ich bin gerne Frau" oder "Vorher hab ich das noch nie gehört, und deswegen ist das für mich totaler Schwachsinn" glänzte. Mit solchen Argumenten liegt der Erkenntnisgewinn automatisch bei Null.
Wer freie 75 Minuten hat und schmerzfrei ist, kann die Sendung in der ARD-Mediathek jederzeit selbst anschauen.
Selten so eine dämliche Sendung zum Thema gesehen und das will was heißen. Der Einzige, der komplett sachlich blieb und wenigstens versucht hat rationale Argumente anzubringen, war Anton Hofreiter.
Anne Wizorek hat glaube ich irgendwann einfach die Lust verloren, sich den Blödsinn anzuhören und wirkte nur genervt.
Und was gibt es zur Thomalla zu sagen? Wer überhaupt auf die Idee gekommen, die einzuladen, ist mir ein Rätsel. Sowas von kompetent.