Domenico Dolce und Stefano Gabbana erhalten viel Applaus von erbitterten Homo-Gegnern (Bild: newsonline / flickr / by 2.0)
Der Boykottaufruf gegen Dolce & Gabbana wird in Italien zum Politikum: Insbesondere Elton John, der negative Aussagen der Designer über Regenbogenfamilien kritisiert hatte, ist das neue Feindbild rechter Politiker.
Die Kritik an Regenbogenfamilien von Domenico Dolce und Stefano Gabbana hat zu scharfen Reaktionen geführt. Während internationale Schauspieler und Künstler ankündigten, keine Dolce-und-Gabbana-Mode mehr zu kaufen, lobten insbesondere rechtsgerichtete Politiker in Italien die Modemacher.
Dolce und Gabbana hatten in einem Interview mit dem am Donnerstag erschienen Magazin "Panorama" erklärt, dass die "traditionelle" Familie die einzig wahre Familie sei, und "synthetische Nachfahren" in Regenbogenfamilien kritisiert (queer.de berichtete).
Daraufhin wurde unter #BoycottDolceGabbana eine Boykottkampagne gegen das Luxus-Modelabel gestartet, die mit Elton John einen ersten prominenten Unterstützer fand. Später gaben weitere Promis ihre Unterstützung bekannt, darunter die Sänger Ricky Martin, Victoria Beckham und Courtney Love, der Fernsehproduzent Ryan Murphy ("Glee", "Nip/Tuck") und Schauspieler John Barrowman ("Torchwood").
"Elton John ist ein Taliban"
Für viele italienische Politiker ist Elton John der neue Osama bin-Laden (Bild: David Shankbone / flickr / by 2.0)
Viel Lob ernteten die Modemacher dagegen von italienischen Politikern rechter und rechtspopulistischer Parteien. Senator Roberto Formigoni von der christdemokratischen NCD erklärte etwa: "Ich stehe auf der Seite von Dolce & Gabbana. Ich applaudiere dieser mutigen Aussage. Das ist Redefreiheit!" Er erklärte, Elton John sei wegen seines Boykottaufrufs ein Terrorist: "Die von Elton John gestartete Kampagne ist eine Schande und darf nicht toleriert werden. Elton John ist ein Taliban und er benutzt die selben Taktiken, die von den Taliban gegen 'Charlie Hebdo' genutzt worden sind."
Sein Parteifreund Carlo Giovanardi, der bereits vor ein paar Jahren das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare als "Menschenhandel" bezeichnet hatte, setzte Kritiker von Dolce und Gabbana ebenfalls mit der afghanischen Terrormiliz gleich: "Die schwulen Taliban boykottieren Dolce und Gabbana nur, weil die Designer die Wahrheit gesagt haben", so der Politiker, der in zwei Regierungen von Silvio Berlusconi als Minister für parlamentarische Angelegenheiten gearbeitet hatte.
Auch die Berlusconi-Partei Forza Italia schloss sich der Kritik an Elton John an. Parteisprecherin Elwira Svavino nutzte dabei ebenfalls einen Islam-Vergleich: "Elton John ist eine intolerante Person, der gegen jeden vorgeht, der anders denkt als er. Die Fatwa gegen Dolce und Gabbana ist einfach nur hysterisch."
In den USA zeigte sich auch die "American Family Association" entzückt, die größte evangelikale Organisation im Kampf gegen Homo-Rechte. Die AFA, die vom "Southern Poverty Law Center" als Hassgruppe eingestuft wird, erklärte auf ihrer Website, dass Dolce und Gabbana "wundervolle Fürsprecher für die wahre Definition von Ehe und Familie" seien.
"Je Suis D&G"
Unterdessen haben Domenico Dolce und Stefano Gabbana in einer Pressemitteilung erklärt, dass ihre Ansichten "persönlicher Natur" seien und sie andere Menschen nicht vorverurteilten. Sie erklärten, sie hätten nur von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht.
Ein Rückzug ist das allerdings nicht: Am Montag bezeichnete Gabbana in einem Eintrag in sozialen Medien Elton John ebenfalls als "Faschisten" und postete auf seiner Instagram-Seite ein Bild mit der Aufschrift "Je Suis D&G".

Dolce und Gabbana waren bis 2005 rund 20 Jahre lang ein Paar. Nach der Trennung erklärte Gabbana bereits, dass er ein Kind mit einer Frau haben wolle, weil Kinder nicht bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen sollten (queer.de berichtete).
Nach der neuesten "Forbes"-Liste gehören Dolce und Gabbana mit einem Vermögen von je 1,65 Milliarden Dollar die reichsten schwulen Männern der Welt (queer.de berichtete). (dk)