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Stonewall-Streit beigelegt
Berliner CSD wird in zwei Blöcke aufgeteilt

Eine zweite CSD-Parade wie im letzten Jahr soll es 2015 nicht mehr geben (Bild: nb)
- 18. März 2015 3 Min.
Bei der Parade sollen erst "leisere" Gruppen, dann Trucks teilnehmen. Das soll politischen Forderungen mehr Sichtbarkeit verschaffen.
Der Berliner CSD teilt sich wieder auf. Diesmal nicht im Streit in zwei unterschiedliche CSDs wie im Vorjahr, sondern in zwei Teile des Demonstrationszuges. Das gaben die Veranstalter am Mittwoch bekannt.
"Wir reservieren den vorderen Teil der Parade (gleich hinter den beiden Führungswagen) für leisere Teilnehmende – etwa Fußgruppen, Chöre, Kinderwagen, Rikschas, Rolligruppen, Dreiräder, Samba-Bands und Fahrzeuge mit Musikanlagen bis 400 Watt", so der CSD in einer Pressemitteilung. "Wir möchten durch dieses strukturelle Angebot diejenigen unterstützen, die sonst akustisch und optisch zwischen den großen Trucks verschwinden."
Die Wahl des Paradeblocks sei allerdings für die Gruppen sowie Fahrzeuge mit Musikanlagen bis 400 Watt ein Angebot, keine Pflicht, betonten die Veranstalter. Ziel sei eine "Sichtbarkeit der politischen Inhalte."
Solidarität mit Flüchtlingen

Fußgruppen dürfen demnächst vorne laufen
Der Berliner CSD mit der Parade am 27. Juni steht in diesem Jahr unter dem Motto "Wir sind alle anders. Wir sind alle gleich." In "Zeiten von Pegida und erstarkenden Ausgrenzungstendenzen" sei es das Ziel, "ein Zeichen für gesellschaftliche Vielfalt und Akzeptanz zu setzen" und das Thema im CSD sichtbar zu machen.
Zugleich solle der CSD in diesem Jahr Solidarität mit Flüchtlingen zeigen: "LSBTI*-Flüchtlinge sind oft in einer besonders prekären Lage und brauchen unsere Unterstützung", so die Veranstalter. "Besonders die großen Trucks können hier einen Beitrag leisten: Reserviert einen Teil der Plätze auf euren Trucks für Flüchtlinge, damit diese ihre Anonymität und Sicherheit wahren, aber trotzdem teilnehmen können: Refugees welcome!"
Lehren aus Vorjahr

Laute Trucks, teilweise mit hunderten Tänzern im Abschluss, sollen den zweiten Teil der Parade bilden
In einem gemeinsamen Vorwort betonten der CSD und die Berliner Aids-Hilfe, mit der versuchten Umbenennung der CSD-Demonstration in Stonewall-Parade habe der CSD "die Community übergangen und frustriert". Der abgespaltene CSD habe zugleich "auch nicht alle Erwartungen erfüllen können".
"Im Verlauf dieser Entwicklung haben beide Seiten versagt, was konstruktive Kommunikation und Konfliktlösungen betrifft", heißt es weiter in dem bemerkenswerten Text. "Stattdessen sind Freundschaften zerbrochen; Kränkungen und persönliche Interessen haben wichtige und notwendige politische Diskussionen überschattet. Der CSD 2014 war für niemanden ein Gewinn."
Nun wolle man "ein Zeichen für gemeinsames Handeln setzen" und lade "zur aktiven Teilnahme ein": "Wir sehen in einer neuen Struktur des CSD-Demonstrationszuges mit zwei Blöcken großes Potential für einen bunten, politischen und kraftvollen gemeinsamen CSD 2015", so Angela Schmerfeld vom CSD. "Das gelingt aber nur, wenn dazu die gesamte queere Community diese Blöcke inhaltlich und kreativ mit ihren Forderungen und Aktionen füllt und der CSD-Parade wieder ihren Stempel aufdrückt."
Anfang März war bekannt geworden, dass sich der CSD von seinem Geschäftsführer Robert Kastl getrennt hatte (queer.de berichtete) – er galt als einer der Hauptgründe für die Eskalation im letzten Jahr. Sie hatte dazu geführt, dass am 21. Juni – neben dem Transgenialen CSD in Kreuzberg – zwei Paraden durch die Stadt rollten: Die herkömmliche und eine weit weniger beachtete Parade mit vor allem politischen Inhalten (queer.de berichtete). (nb/pm)
Links zum Thema:
» Webseite des Berliner CSD














