Stefano Gabbana (l.) und Domenico Dolce auf CNN
In einem neuen Interview versuchten die in Kritik geratenen Modedesigner, die Wogen im Streit um Regenbogenfamilien zu glätten.
Die italienischen Modedesigner Dolce & Gabbana haben am Mittwoch auf den anhaltenden Shitstorm gegen sie mit einem Exklusiv-Interview auf CNN reagiert (Ausschnitte). Interviewaussagen des Paares über Homo-Paare mit Kindern aus der letzten Woche sorgen noch immer für Empörung.
Stefano Gabbana sagte gegenüber dem TV-Sender zunächst, dass er die Ansichten seines Ex-Partners nicht teile und etwa künstliche Befruchtung befürworte. Dabei war es Gabbana, der den Streit mit Einträgen à la "Je suis D&G" in sozialen Netzwerken zunächst noch befeuert hatte. Elton John, der zu einem Boykott des Labels aufgerufen hatte, hatte er einen "Faschisten" genannt.
Privatmeinung auf Magazin-Cover
Der Anstoß einer tagelangen Debatte
In dem Interview mit "Panorama" hatte Domenico Dolce die Zeugung "synthetischer" Kinder kritisiert und sich gegen "Experimente" wie Leihmutterschaft und Samenspende ausgesprochen (queer.de berichtete). Gabbana hatte dem nicht widersprochen, allerdings gesagt, dass er sich Kinder wünsche. Dolce sagte dazu, dass es gut sei, sich zu beschränken. Das Lebe haben einen "natürlichen Weg" und man dürfe manche Dinge wie die Familie nicht ändern.
Gegenüber CNN sagte Dolce am Mittwoch, er habe nur seine private Sicht klargestellt: "Du denkst, was Du denkst, Basta". Er glaube an die "Tradition der Familie"; für ihn sei es unmöglich, die Traditionen seiner Heimat Sizilien hinter sich zu lassen. Aber jeder habe die "Freiheit, das zu wählen, was er will", so Dolce. Er wolle Personen nicht verurteilen, die einen anderen We gingen.
Gabbana ergänzte, man liebe homosexuelle Paare, die Adoption durch Homo-Paare. Zugleich sprach er sich gegen einen Boykott der D&G-Produkte aus: "Ein Boykott weswegen? Weil sie nicht denken wie du? Das ist falsch. Wir leben im Jahr 2015. Das ist mittelalterlich, nicht korrekt." Er gab allerdings zu, dass man die Wirkung der Zitate unterschätzt habe.
Beifall vom rechten Rand
Die "Initiative Familienschutz" fand die Äußerungen Dolces zitierenswert
Dolce unterschätzt wohl auch die Wirkung seiner "privaten" Meinung, wenn sie auf dem "Panorama"-Titel mit den Worten "Es lebe die (traditionelle) Familie" erscheint. Die Äußerungen in dem Interview hatten für Beifall vom rechten Rand in Italien gesorgt (queer.de berichtete), in Deutschland jetzt auch von den Organisatoren der "Demo für Alle" – von Leuten, die die Freiheit anderer also beschränken wollen.
Während viele Prominente sich deshalb halbwegs glaubhaft an der #boycottdolcegabbana-Kampagne beteiligten, wird die Kritik an Elton John zugleich ebenfalls lauter. So wurde er nach der Boykott-Forderung mit einer D&G-Tasche gesichtet, stritt das zunächst ab, musste das Tragen dann aber am Mittwoch doch kleinlaut zugeben. Schwerer wiegen sein mehrfaches Lob für den Papst oder ein bezahlter Privatauftritt beim homophoben US-Radio-Kommentator Rush Limbaugh (queer.de berichtete) – das alles lässt den Boykott-Aufruf wenig glaubwürdig erscheinen.
Kritik an Elton John kam am Mittwoch auch vom schwulen CDU-Politiker Jens Spahn, dem er "mehr Gelassenheit zugetraut" hätte. Dem Magazin GQ sagte Spahn: "Als schwuler Mann und Christ kann ich mich persönlich nur sehr schwer mit der Idee eines gemieteten Mutterbauchs anfreunden. Zu akzeptieren, dass ich nicht auf natürlichem Weg Vater werde, verlangt ein großes Maß an Demut. Ob ich das aufbringen kann, weiß ich nicht. Aber eines erwarte ich schon: dass man meine Zurückhaltung in dieser zutiefst ethischen Frage respektiert, ohne mich als rückständig zu beschimpfen."
Die Interview-Äußerungen von Dolce & Gabbana hatten allerdings auch intern für Zerwürfnisse gesorgt: Am Dienstag war deswegen Giuliano Federico als Kreativchef des Online-Magazins swide.com zurückgetreten, das vom Modelabel betrieben wird (queer.de berichtete).
Eben! Rolemodel Spahn sagt wie's ist: "Demut" vor der Natur aka Schöpfung muss einfach sein, und zwar ein großes Maß davon, am besten gleich eine Doppelmaß, damit's bloß keinen CSUler vergrätzt. Schließlich übt er als Mensch mit Sehstörung und Christ diese Demut ja selbst - dazu muss man sich nur anschauen, wie demütig er zum Beispiel die Kurz-, Weit- oder Flachsichtigkeit hinnimmt, die Gott und Natur ihm reingeschöpft hat. Respekt!
Ach nein, Moment, der trägt ja eine Brille. - Lügner.