Der Essener Dom bei Nacht
Das Ruhrbistum sendet klare Forderungen zum Umgang mit Schwulen und Lesben und ihren Kindern zur Familiensynode nach Rom.
Es ist noch nicht lange her, da hat Franz-Josef Overbeck, der katholische Bischof von Essen, das Gesetz zur Eingetragenen Lebenspartnerschaft für Homo-Paare als "moralisch nicht vertretbar" bezeichnet und gesagt, dass Homosexualität eine Sünde sei und gegen die Natur verstoße.
Overbeck hatte dazu immer nachgeschoben, dass er niemanden diskriminieren wolle, was viele als Hohn empfanden. Nun findet man auf der Webseite des Bistums ganz ohne Hohn einen Text mit der Zwischenüberschrift "Segnung homosexueller Paare als Zeichen der Gerechtigkeit".
In dem Text wird die Befragung der Gläubigen zusammengefasst, die das Bistum zur Familiensynode im Oktober in Rom durchgeführt hat. Die Antworten seien "nicht repräsentativ, wollen aber vor allem durch ihre inhaltliche Tiefe und konkrete Anregungen einen Beitrag für die Diskussionen in Rom liefern", heißt es.
"Ritus der Segnung" entwickeln
Essens Bischof Franz-Josef Overbeck hatte sich in Talkshows und Interviews mehrfach bewusst homophob geäußert, hatte sich später aber auch mit LGBT-Aktivisten getroffen, sich dann aber auch wieder homophob geäußert
Insgesamt hatte das Bistum nur 14 Fragebögen zurückerhalten. "Bei Fragen des Ehelebens und der Sexualität werden viele Aussagen der Kirche als lebensfern angesehen", heißt es in der Zusammenfassung des Bistums (PDF). "Bei Fragen der Empfängnisverhütung ist die Plausibilität der kirchlichen Lehre fast gar nicht zu vermitteln. Hier scheint eine Öffnung der fast ausschließlich auf dem Naturrecht basierenden kirchlichen Aussagen auf andere moraltheologische Positionen dringend erforderlich."
Fast eine ganze Seite des achtseitigen Dokuments widmet sich Schwulen und Lesben. Diese gehörten "im besten Fall" in die Gemeinden und erlebten keine Diskriminierung. "Es gibt in vielen Gemeinden Homosexuelle, die sich in den Räten oder in anderer Weise selbstverständlich engagieren", stellt das Dokument fest. "Ein selbstverständlicher akzeptierender Umgang entspricht dem Wunsch homosexueller Menschen". Vor allem Kinder Homosexueller sollten "ohne Diskussion" Zugang "zu den Gruppen und Gemeinschaften in den Gemeinden" haben.
Dann heißt es: "Ausgehend davon, dass es unter Katholiken und Katholikinnen einerseits eine deutliche Tendenz gibt, die rechtliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und deren Gleichbehandlung gegenüber der Ehe als ein Gebot der Gerechtigkeit anzuerkennen, andererseits die Öffnung der Ehe als solche für gleichgeschlechtliche Paare überwiegend abgelehnt wird, sollte ein Ritus der Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren entwickelt werden"
Nur Anerkennung ist Nicht-Diskriminierung
Nach den Äußerungen von Overbeck hatten LGBT-Aktivisten noch Thesen an den Essener Dom "angeschlagen" (Bild: Dietrich Dettmann)
Damit solle die Lebenspartnerschaft nicht mit der Ehe gleichgesetzt werden, auch gebe es Voten gegen eine solche Segnung. "Dieser Schritt erscheint aber folgerichtig und glaubwürdig angesichts der immer wieder aufgestellten kirchlichen Forderung der 'Nichtdiskriminierung' homosexueller Menschen. Der Ritus würde kirchlich anerkennen, dass auch sie von Gott geliebte Menschen sind, dass sie in ihrer Partnerschaft Liebe und Treue leben und sich dafür zu Recht Gottes Segen wünschen."
Ansonsten wird in dem Dokument gefordert, die Kirche müsse wieder ein Teil der Gesellschaft werden und sich der Gegenwart stellen; eine "echte Zuwendung zu den Menschen", anstatt von oben herab auf die Menschen zu schauen. Geschiedene sollten die Möglichkeit zur Neuheirat erhalten. Zur "Geburtenrolle" heißt es: "Die fast ausschließlich auf dem Naturrecht basierenden kirchlichen Aussagen werden weder verstanden noch geteilt." (nb)
Oh, bitte nicht!
Umso weniger die Kirchen "Teil der Gesellschaft" sind, umso besser! Religion soll bitte mehr und mehr Privatsache werden und auch bleiben.