Ein Modell für Indiana: Im letzten Jahr sorgte ein Copy-Shop in Kentucky für Unruhe, weil er Homosexuellen den Einlass verweigerte - Pistolen sind dagegen willkommen.
Von Sängerin Miley Cyrus bis Apple-Chef Tim Cook hagelt es Kritik an einem Gesetz in Indiana, das Homo-Diskriminierung aus religiösen Gründen erlaubt.
Nach der Unterzeichnung eines "Gesetzes für Religionsfreiheit" in Indiana durch Gouverneur Mike Pence gibt es in den ganzen USA scharfe Kritik und Boykottdrohungen. Das Gesetz soll religiösen Unternehmern erlauben, Menschen aufgrund ihrer Homosexualität Dienstleistungen zu verweigern. Es ist unter anderem eine Reaktion auf Klagen von Homosexuellen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert worden waren, gegen eine christliche Blumenhändlerin und eine Bäckerei. Das Gesetz soll im Juli in Kraft treten.
Pence erklärte am Sonntag im Fernsehsender ABC, dass sich das Gesetz nicht gegen Homosexuelle direkt richte: "Es geht nicht um Diskriminierung. Es geht darum, Menschen vor der Überregulierung des Staates zu schützen." Er wollte allerdings trotz sechsmaliger Nachfrage eines Journalisten nicht bestätigen oder dementieren, dass Schwulen und Lesben künftig wegen ihrer sexuellen Orientierung jegliche Dienstleistung verwehrt werden kann.
Kritik kam nicht nur von LGBT-Aktivisten, sondern auch aus der Wirtschaft. So legte das Internet-Unternehmen Angie's List eine 40 Millionen Dollar teure Erweiterung seines Firmensitzes wegen des Gesetzes auf Eis. Auch mehrere in Indiana geplante Sportveranstaltungen stehen auf der Kippe, weil Organisationen wie der Unisportverband NCAA bereits im Vorfeld mit Kosequenzen gedroht hatten. Die NCAA erklärte etwa, dass sie nur Veranstaltungen in Bundesstaaten organisieren werde, in denen alle Menschen gleichbehandelt werden.
Apple-CEO vergleicht neues Gesetz mit Rassentrennung
Apple-Chef Tim Cook hatte vergangenes Jahr sein Coming-out und setzt sich für die Gleichstellung ein (Bild: lemagit / flickr / by-sa 2.0)
Auch Apple-Chef Tim Cook zeigte sich beunruhigt: Gesetze wie das in Indiana "versuchen eine rationale Begründung für Ungerechtigkeit zu geben, indem angeblich etwas verteidigt wird, was uns allen wichtig ist", sagte der 55-Jährige am Wochenende. Er verglich das neue Gesetz mit der Rassentrennung, die bis vor einem halben Jahrhundert in großen Teilen der USA geherrscht hat: "Die Tage der Rassentrennung und der Schilder, auf denen 'Nur für Weiße' auf den Eingangstüren von Läden, Wasserspendern oder Toiletten stand, müssen in unserer Vergangenheit bleiben."
Aus dem Showbusiness kam es ebenfalls zu scharfer Kritik an dem homofeindlichen Gesetz. So bezeichnete Sängerin Miley Cyrus den Gouverneur von Indiana auf Twitter wegen seiner Unterschrift unter das Gesetz als "Arschloch". Schauspieler Ashton Kutcher wunderte sich über weitere Konsequenzen des Gesetze: "Dürfen in Indiana dann christliche Geschäfte auch Juden den Eintritt verwehren?"
Kiffer-Kirche will Gesetz ausnutzen
Tatsächlich planen auch andere Gruppen, sich das gegen Homosexuelle gerichtete Gesetz zunutze zu machen: So hat sich am Wochenende die "First Church of Cannabis" gegründet, bei der jeder für 4,20 Dollar Mitglied werden kann. Diese Kirche will mit ihrem "Glauben" das Marihuana-Verbot im Staat umgehen. Schließlich, so argumentieren die Gründer, sei Marihuana nachweislich weniger gefährlich als Alkohol – und dieser dürfe schließlich bereits jetzt in anderen Kirchen in Form von Wein verwendet werden.
Bereits im Februar war ein Gesetz gegen Homosexuelle in Arkansas beschlossen worden (queer.de berichtete). In etwa der Hälfte der Bundesstaaten gibt es weitere Initiativen. Sie stehen erheblichen Erfolgen von Anhängern der Gleichstellung gegenüber: So hat sich die Zahl der Bundesstaaten, in denen Schwule und Lesben heiraten dürfen, in den vergangenen drei Jahren von sieben auf 37 erhöht. Voraussichtlich Ende Juni wird der Supreme Court eine endgültige Entscheidung zur Ehe-Öffnung in allen 50 Staaten treffen. (dk)
Youtube | Indiana ist ein großartiges Reiseziel für Homo-Hasser, heißt es in einem von Komikern erstellten "Werbespot"
Kann man dagegen nicht vor dem Supreme Court klagen?
Das verstößt doch garantiert gegen die Verfassung.