Das lesbische Paar Irina und Antonina lebt zusammen in Moskau, verhält sich aber diskret: "Unsere Beziehungen sind irgendwo zwischen legal und illegal. Es ist alles sehr traurig." (Bild: Anastasia Ivanova)
Nach einer repräsentativen Umfrage des amerikanischen Instituts NORC ist die Akzeptanz gegenüber Lesben und Schwulen in Russland deutlich gesunken.
Mit dem 2013 eingeführten Gesetz gegen sogenannte Homo-Propaganda hat sich das Klima für Russlands Homosexuelle deutlich verschlechtert: Bei einer repräsentativen Umfrage des US-amerikanischen Meinungsforschungsinstituts NORC, die Ende vergangenen Jahres durchgeführt wurde, gaben 51 Prozent der Teilnehmenden an, dass sie keine Schwulen und Lesben als Nachbarn haben möchten. Im Jahr 2012 teilten "nur" 38 Prozent diese Auffassung.
Noch unbeliebter als homosexuelle Nachbarn waren lediglich Drogenabhängige (90 Prozent), Alkoholsüchtige (76 Prozent) und verurteilte Straftäter (62 Prozent). Bei keiner anderen Gruppe gab es im Zwei-Jahres-Vergleich einen derart großen Akzeptanz-Verlust wie bei Schwulen und Lesben.
63 Prozent der Russen akzeptieren keine Homosexuellen
In der NORC-Studie sprachen sich zudem mit 63 Prozent fast zwei Drittel der befragten Russen dagegen aus, dass die Gesellschaft Homosexuelle akzeptiert. Lediglich 20 Prozent waren gegenteiliger Meinung. 14 Prozent zeigten sich unentschieden.
Nach der Umfrage geht die Verurteilung von Lesben und Schwulen oft mit anti-westlichen Ansichten einher. So sind zwei Drittel der Russen, die keinen homosexuellen Nachbarn haben wollen, auch negativ gegenüber den Vereinigten Staaten eingestellt. Bei den Befragten, die mit lesbisch-schwulen Nachbarn keine Probleme haben, äußerten sich "nur" 62 Prozent kritisch gegenüber den USA.
Die Ablehnung des Westens hat gegenüber 2012 deutlich zugenommen: Insgesamt hatten fast zwei Drittel der Umfrage-Teilnehmer eine negative Meinung von den USA, 49 Prozent fanden die EU schlecht. Vor zwei Jahren waren das nur 25 beziehungsweise 11 Prozent der Befragten.
Für die Umfrage interviewte das National Opinion Research Center (NORC) der Universität Chicago vom 22. November bis 7. Dezember 2014 insgesamt 2009 Russen im Alter ab 18 Jahren. (cw)