Junge Männer am Strand von Agadir: In der Regel drückt die Polizei in Marokkos Touristen-Hochburgen ein Auge zu, wenn es um Verstöße gegen das Homosexualitäts-Verbot geht (Bild: gaysurfers.net)
Wegen eines Quickies mit einem Wachmann seines Hotels wurde ein 35-jähriger Urlauber festgenommen – sein 25-jähriger Lover ging selbst zur Polizei.
Besonders intelligent hat sich keiner der beiden Beteiligten dieses Sex- und Urlaubs-Dramas verhalten: Erst ließ sich ein 25-jähriger Wachmann einer Ferienanlage in Agadir beim einvernehmlichen Sex mit einem 35-jährigen Hotelgast aus Kanada bereitwillig von diesem filmen und fotografieren, später bekam der Marokkaner Angst, dass die Aufnahmen im Internet landen könnten, und zeigte seinen Liebhaber bei der Polizei wegen angeblicher Vergewaltigung an. Das Ergebnis: Nun sitzen beide im Gefängnis.
Nach einem Bericht der lokalen Tageszeitung "Al Sabah" hat der Staatsanwalt in der Touristenhochburg Agadir Ende März Anklage gegen den Kanadier und den Marokkaner erhoben. Nach dem marokkanischen Strafgesetzbuch wird gleichgeschlechtlicher Sex mit bis zu drei Jahren Haft sowie einer Geldstrafe in Höhe von maximal 12.000 Dirham (umgerechnet etwa 1.500 Euro) geahndet.
Der Marokkaner muss sich zusätzlich wegen Falschaussage bei der Polizei vor Gericht verantworten.
Die Videoaufnahmen widerlegen den Vergewaltigungsvorwurf
Nach der Anzeige des jungen Wachmanns hatte die Polizei das Hotelzimmer des Kanadiers durchsucht und auf dessen iPad sowie auf mehreren Speicherkarten Fotos und Videos der schwulen Sex-Session gefunden. Laut dem Zeitungsbericht gab es in den Dateien keinerlei Hinweise auf eine Vergewaltigung. Im Gegenteil: Der Security Guard habe sich wohl eindeutig freiwillig mit dem Touristen eingelassen und den Sex sichtbar genossen.
Homosexualität gilt innerhalb der marokkanischen Gesellschaft als Tabu, wird aber gerade in Touristen-Orten wie Marrakesch, Agadir oder Tanger toleriert. Auch trotz des offiziellen Verbots sind Verurteilungen wegen homosexueller Handlungen äußerst selten. Berichten zufolge soll die Regierung allerdings in letzter Zeit versuchen, den teilweise vorhandenen schwulen Sex-Tourismus einzudämmen.
So war erst im vergangenen September ein damals 69-jähriger Tourist aus England zu vier Monaten Haft verurteilt worden, weil er sich in Marrakesch online mit einem Einheimischen zum Sex verabredet haben soll. Nach offiziellen Protesten wurde der Brite nach drei Wochen freigelassen und in seine Heimat abgeschoben (queer.de berichtete). (cw)
Mein Mitleid mit dem Kanadier ist beschränkt. Sich beim Sex zu filmen oder fotografieren ist schon sehr fahrlässig, aber gut, wem es Spass macht. Und dann noch in einem so zivilisierten islamischen Land... Damit hat er sich noch erpressbar gemacht. Ich hoffe nur der 26jährige Wachmann war es vom Aussehen einigermaßen wert.