Bundespräsident Joachim Gauck erklärt, dass Grundrechte immer wieder aufs Neue verteidigt werden müssen – und lobt den LSVD für seinen Einsatz
Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland wird 25 Jahre alt: Anlässlich des Geburtstags schickte auch Bundespräsident Joachim Gauck Grußworte.
Als der damalige "Schwulenverband in Deutschland" kurz vor der Wiedervereinigung gegründet wurde, war von Antidiskriminierungsgesetzen oder der Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften noch keine Rede. Im Westen der Republik stellte der unsägliche Paragraf 175 sogar noch bestimmte gleichgeschlechtliche Beziehungen unter Strafe.
Nach 25 Jahren hat sich einiges getan. Im Vorfeld des Verbandstages am 25. und 26. April gibt es auch Grußworte aus der Politik. Neben Persönlichkeiten wie Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) oder DGB-Chef Reiner Hoffmann bedankte sich auch Bundespräsident Joachim Gauck beim LSVD für die Arbeit. Hier ein Auszug seines Grußwortes:
So vieles hat sich seit 1990 verbessert, seit jenem Jahr, in das die Gründung des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland fiel. Unsere Nation ist zusammengewachsen und zugleich offener geworden. […] Zugleich wissen wir: Diese Entwicklung war kein Selbstläufer. Sie wurde von Menschen getragen, die gerade in der Vergangenheit viel riskierten – ihren familiären Rückhalt, ihren Arbeitsplatz, ihre bürgerliche Existenz. Diesen mutigen Frauen und Männern ist es zu verdanken, dass der kulturelle Wandel überhaupt in Bewegung kam, dass Tabus gebrochen und politische Forderungen erhoben wurden. Ihnen, den Vorkämpfern der sexuellen Gleichberechtigung, gilt heute mein Dank.
Und ich möchte alle Mitstreiterinnen und Mitstreiter des LSVD ermutigen, ihr Engagement fortzusetzen, auch wenn schon viel erreicht wurde. Denn noch immer ist es keine Selbstverständlichkeit, dass sich Sportler, Schauspielerinnen oder Top-Manager zu ihrer sexuellen Identität bekennen.Noch immer müssen sich Regenbogenfamilien gegen Vorurteile und Diskriminierung wehren. Und noch immer müssen wir Zeitungsberichte wie jüngst über einen achtzehnjährigen Homosexuellen aus Berlin-Neukölln lesen, der aus Angst vor Zwangsheirat und Verschleppung in den Libanon seine eigenen Verwandten anzeigte.
Das Bekenntnis zur Vielfalt verlangt uns eine Menge ab: Jeder Einzelne braucht den Mut, zu sich selbst zu stehen, und die Bereitschaft, andere Lebensformen zu respektieren. Unsere Gesellschaft insgesamt muss fähig und willens sein, Pluralismus immer wieder neu zu erringen und zu verteidigen. Es ist nicht damit getan, Missstände aufzudecken und zu tadeln. Wir müssen auch geeignete Wege finden, um Konflikte friedlich auszutragen – und zu lösen.
Gauck lobte auch das Engagement der 2007 aus dem LSVD hervorgegangenen Hirschfeld-Eddy-Stiftung, die sich international gegen die Verfolgung von Homosexuellen engagiert: "Die Anwaltschaft für Unterdrückte in anderen Ländern ist eine Verpflichtung, die aus der eigenen Freiheit erwächst. Wann immer ich im Ausland Opfer von Menschenrechtsverstößen oder ihre Familien treffe, heißt es: Bitte hören Sie nicht auf, unsere Schicksale öffentlich zu machen", so Gauck. Er betonte, dass Menschenrechte "universell gültig" seien und somit kein Staat ein Recht auf Diskriminierung habe. (cw)
Bild: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung