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Der spanische Künstler Gonzalo Orquin hatte für ein Projekt einst homosexuelle Paare in den Kirchen Roms fotografiert. Noch bleibt das Kunst.

  • 21. April 2015 15 5 Min.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Antworten aus den Bistümern zur Familiensynode des Vatikans zusammengefasst. Manches wirkt weichgespült.

Von Norbert Blech

"Die Anerkennung von homosexuellen Lebenspartnerschaften beruht auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens, der auch von der Mehrheit der Katholiken getragen wird" – das ist eine von vielen klaren Aussagen, die die Deutsche Bischofskonferenz zur zweiten Familiensynode des Vatikans schickt.

Für das 18-Seiten-Dokument zu einem Fragebogen des Vatikans, das am Montag veröffentlicht wurde (PDF), hatte die Konferenz Antworten aus den Bistümern zusammengefasst, die wiederum Antworten von Gläubigen zusammengefasst hatten. In ihnen ging es etwa um den Umgang mit Geschiedenen oder Familien ohne Trauschein.

Auch der Umgang mit Homosexuellen wurde abgefragt. Der Vatikan wollte wissen: "Wie richtet die christliche Gemeinschaft ihre pastorale Aufmerksamkeit auf Familien, in denen Menschen mit homosexuellen Tendenzen leben? Wie kann man sich im Licht des Evangeliums um Menschen in diesen Situationen kümmern, und dabei jede ungerechte Diskriminierung verhindern? Wie kann man ihnen die Erfordernisse des Willens Gottes in ihrer Situation deutlich machen?"

Segnung und Distanz zur Ehe

Die Bischofskonferenz stellt in ihrer Antwort fest, dass "nur einzelne Stimmen" homosexuelle Beziehungen als "schwer sündhaft" ablehnten. Eine "große Mehrheit" der Gläubigen erwarte hingegen eine "differenziertere moraltheologische Bewertung" und akzeptiere homosexuelle Beziehungen.

Weiter heißt es: "Einige Stellungnahmen sprechen sich auch für eine – von der Eheschließung unterschiedene – Segnung dieser Partnerschaften aus." Nachdem in den letzten Wochen die Antworten einiger Bistümer bekannt wurden, überrascht diese milde Formulierung. Waren es wirklich nur einige?

In der Antwort des Bistums Köln heißt es zu dieser Frage etwa unmissverständlich: "Partnerschaften, die sich mit Werten von Bindung, Liebe, Treue und Verantwortung identifizieren, sollten gesegnet werden." Im Bistum Essen meinte ebenfalls die große Mehrzahl der Gläubigen, es "sollte ein Ritus der Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren entwickelt werden" (queer.de berichtete). Auch im Bistum Münster regten Gläubige Segnungsfeiern an (queer.de berichtete).

Da lässt sich eigentlich eine klare Forderung der Gläubigen nach entsprechenden Segnungen erkennen. Allerdings haben die wenigsten Bistümer ihre jeweiligen Antworten veröffentlicht; andere Antworten, etwa aus Trier und Paderborn, gehen nicht auf die Frage der Segnung ein, die auch nicht ausdrücklich gestellt worden war.

Trotzdem wirkt es insgesamt, als hätte die Bischofskonferenz moderierend eingegriffen und das Thema Segnung kleingeredet. Es stellt sich auch die Frage, ob die in der Antwort mehrfach auftauchende Betonung der Unterschiedlichkeit zur Ehe ("Es geht um eine Würdigung bei gleichzeitiger Betonung der Verschiedenheit") wirklich ein von den Gläubigen formuliertes Problem ist; dafür klingt es viel zu sehr nach der aktuellen Politik der Kirche.

Die bekannten Antworten aus den Bistümern geben hier allerdings kein klares Bild. Köln schreibt: "Die rechtliche Angleichung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften wird von vielen Gläubigen nicht als Abwertung des Ehesakramentes gewertet, sondern als Bestätigung und Wertschätzung ihrer Ehe als Liebesgemeinschaft". In Essen wird betont, dass es unter Gläubigen die Tendenz gibt, Lebenspartnerschaften anzuerkennen, zugleich die Öffnung der Ehe aber abzulehnen. Auch in Münster wird gefordert, dass eine Segnung nicht mit einer Trauung verwechselt werden dürfe.

Unklar ist letztlich bereits bei den Antworten aus den Bistümern, wie viel Interpretationsfreiheit sich diese bei der Zusammenfassung der Antwort der Gläubigen geleistet haben. Sie hatten ohnehin das Problem, wenige Antworten zu bekommen – viele stammten daher von schwulen und lesbischen Gläubigen, andere von besonders frommen Katholiken.

Auch manche ihrer Antworten haben es nicht in die Zusammenfassung der Bischofskonferenz geschafft. So hielt man es in Paderborn in Bezug auf Homosexualität für erwähnenswert, dass "der Kirche nahefühlende Bewegungen" von "Möglichkeiten der Umerziehung" sprechen und "Hilfen aus der vermeidlichen sexuellen Verirrung" bieten." Eine "pastorale Aufmerksamkeit" sei "allen Menschen geschuldet, die in ihrer Identität verunsichert sind."

Akzeptanz gefordert

Dennoch wirkt das Dokument der Bischofskonferenz in fast allen Bereichen abwiegelnd und geradezu weichgespült; ein herrscht ein sehr milder, abmildernder Ton vor, als müsste man die Realität – dass den Gläubigen die Sexualmoral in ihrer Kirche geradezu unverständlich ist – schonend und häppchenweise nach Rom weitergeben. Wer will, kann darin immer noch einen ersten Fortschritt erkennen – wobei die Ansichten aus Deutschland bei der Synode mit Gläubigenforderungen aus weniger liberalen Ländern konkurrieren werden.

Das Dokument stellt immerhin noch fest, dass fast alle Gläubigen davon ausgehen, dass Homosexualität unveränderlich und nicht gewählt ist und die Formulierung von "homosexuellen Tendenzen" diskriminierend sei.

Auch heißt es: "Grundsätzlich erwarten die Gläubigen, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, in der Kirche ebenso wie in der Gesellschaft akzeptiert wird und in den Gemeinden ein Klima der Wertschätzung gegenüber jedem Menschen gefördert wird."

Konkretisiert wird das nicht, stattdessen lautet die abschließende Forderung: "Eine homosexuelle Personen akzeptierende Pastoral erfordert eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral, die neuere humanwissenschaftliche, anthropologische, exegetische und moraltheologische Erkenntnisse aufnimmt."

Das kann alles und nichts heißen, aber vielleicht ist das schon ein Gewinn. Zum Punkt Abtreibung heißt es viel deutlicher: "Die Deutsche Bischofskonferenz setzt sich fortwährend und nachdrücklich für den Schutz des ungeborenen Lebens in politischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen ein".

Andererseits hatten die Gäubigen in Essen zur Frage der Segnung noch diktiert, sie sei "folgerichtig und glaubwürdig angesichts der immer wieder aufgestellten kirchlichen Forderung der 'Nichtdiskriminierung' homosexueller Menschen. Der Ritus würde kirchlich anerkennen, dass auch sie von Gott geliebte Menschen sind, dass sie in ihrer Partnerschaft Liebe und Treue leben und sich dafür zu Recht Gottes Segen wünschen."

#1 YannickAnonym
  • 21.04.2015, 14:06h
  • Das ist genau wie bei der angeblichen Aufklärung der Missbrauchsfälle:

    Da glaubt doch wohl niemand an eine ungefilterte Wahrheit. Das ist natürlich alles nach deren Gusto manipuliert.
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#2 PatroklosEhemaliges Profil
  • 21.04.2015, 14:13h
  • Die Katholische Kirche hat wieder - wenn man die jüngsten Neuigkeiten einfließen läßt - fleißig dazu beigetragen, daß sie immer mehr degeneriert! Sie schafft sich Schritt für Schritt selbst ab!
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#3 FelixAnonym
  • 21.04.2015, 15:30h

  • Es glaubt doch wohl niemand ernsthaft, dass die katholische Kirche sich plötzlich für andere Meinungen interessiert.

    Die katholische Kirche interessiert sich nur für Geld und Macht. Solche angeblichen Aktionen sind reines Marketing um Dialogbereitschaft vorzugaukeln und damit Geld und Macht zu erhalten.
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