Papst Franziskus will nur einen Heterosexuellen als Botschafter akzeptieren (Bild: flickr / Jeffrey Bruno / CC by 2.0)
Der Papst blockiert weiterhin die Ernennung eines französischen Botschafters im Vatikan – und nicht nur dessen Homosexualität ist für die katholische Kirche ein Problem.
Am Wochenende hat sich nach Informationen der Wochenzeitung "Le Canard enchaîné" Papst Franziskus informell mit dem französischen Diplomaten Laurent Stefanini getroffen, den sein Heimatland als Botschafter im Vatikan vorgeschlagen hatte. Dabei soll der Pontifex weiterhin auf seinem Veto gegen die Ernennung bestanden haben. Vor rund zwei Wochen war bekannt geworden, dass der Vatikan den Diplomaten wegen seiner Homosexualität ablehnt (queer.de berichtete).
In dem am Mittwoch erschienenen Bericht heißt es, der Papst empfinde die Ernennung als Druckmittel Frankreichs für eine Öffnung der Kirche für Homosexuelle. Außerdem sei er noch erbost wegen der Ehe-Öffnung in Frankreich, die von der sozialistischen Regierung im Jahr 2013 gegen den erbitterten Protest der Kirche durchgesetzt worden war. Dieses Gesetz habe auch seine Entscheidung beeinflusst, den von Frankreich vorgeschlagenen Diplomaten abzulehnen.
Das Treffen zwischen Franziskus und Stefanini soll 15 Minuten gedauert haben. Dabei soll der Papst dem Diplomaten versichert haben, dass seine Ablehnung "nicht persönlich" gemeint sei.
Paris steht hinter Stefanini
Laurent Stefanini ist immer noch der Kandidat für den Job des Botschafters im kleinsten Land der Welt (Bild: Ministère des Affaires étrangères et du développement international)
Die Regierung in Paris hält bislang an der Nominierung fest – obwohl in vielen Fällen, in denen ein Land einen ausländischen Diplomaten ablehnt, stillschweigend ein neuer Kandidat präsentiert wird. 2008, als Frankreich ebenfalls einen schwulen Botschafter ernannt hatte, war die damalige Regierung noch eingeknickt und hatte schließlich einen Heterosexuellen zum Botschafter ernannt (queer.de berichtete).
Erst letzte Woche hatte der französische Präsident François Hollande erklärt, dass Stefanini "der einzige Kandidat" sei, der von der Regierung vorgeschlagen werde. Dabei lobte er die fachliche Kompetenz des Diplomaten. Am Mittwoch sagte Regierungssprecher Stéphane Le Foll, dass man immer noch auf eine offizielle Antwort des Vatikans auf die Nominierung Stefaninis warte.
Der Vatikan will sich bislang gegenüber der Presse zum Thema nicht äußern.
Von seiner sexuellen Orientierung abgesehen gilt Stefanini als perfekter Kandidat für den Vatikan: Der praktizierende Katholik hatte bereits zwischen 2001 und 2005 in der französischen Botschaft des Kirchenstaates gearbeitet und gilt als Experte in Religionsfragen. (dk)
Nur die Tatsache, dass Stefanini homosexuell ist, ist aus Sicht der Kirche kein Grund, ihn nicht zu akzeptieren. Um abgelehnt zu werden, muss er seine Homosexualität auch praktizieren, z.B. dadurch, dass er eine Lebenspartnerschaft oder eine -gleichgeschlechtliche- Ehe eingegangen ist. Diese Situation ist also vergleichbar mit geschiedenen Katholiken. Wenn diese mit einem neuen Partner ohne Ehe zusammen leben, wird die Kirche beide Augen zudrücken. Erst wenn sie wieder heiraten, leben sie aus Sicht der Kirche in ständiger Sünde...
Das alles kann man natürlich als Doppelmoral bezeichnen und das ist es auch. Aber die Kirche denkt in Jahrhunderten und hat den längeren Atem.