Der LSVD warnt, dass es Schwule und Lesben in Zukunft an Schulen schwerer haben werden (Bild: flickr / nicolasbuffler / by 2.0)
Nach Protesten durch den LSVD und andere Gruppen soll der Rahmenlehrplan überarbeitet werden. Nun hoffen die Aktivisten, dass auch sexuelle Vielfalt integriert wird.
Die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat am Donnerstag erklärt, dass die Einführung eines Rahmenlehrplans für Berlin und Brandenburg wegen scharfer Kritik von mehreren Seiten um ein Jahr auf 2017/18 verschoben werde.
So war von LGBT-Aktivisten kritisiert worden, dass das Thema "sexuelle Vielfalt und geschlechtliche Identität" nicht mehr in den Lehrplan integriert wurde. Zu den umstrittensten Themenkomplexen wurden jetzt insgesamt sieben Arbeitsgruppen eingerichtet, darunter wegen der Nichtbeachtung von Homo- und Transsexuellen eine im Bereich "Sexualerziehung" .
Mit dem neuen Rahmenlehrplan sollen 68 einzelne Lehrpläne in den beiden Bundesländern ersetzt werden. An dem neuen Plan gab es etwa auch Kritik durch Geschichtslehrer, die den Abbau von Fachunterricht bemängelten. Außerdem entbrannte ein Streit darüber, wie Behinderte in den Schulalltag besser integriert werden können.
LSVD warnt vor "bildungspolitischem Rollback"
Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg hatte bereits letzten Monat Alarm geschlagen und vor einem "bildungspolitischen Rollback" gewarnt (queer.de berichtete). Schriftlich forderte der LSVD die Berliner Schulsenatorin und den Brandenburgischen Bildungsminister auf, den Plan zu überarbeiten.
Laut einer Analyse der Arbeitsgemeinschaft Schwule Lehrer innerhalb der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) seien die Haupdefizite für die Pädagogen das komplette Fehlen von Sexualerziehung als fächerübergreifendes Thema und das Außerkraftsetzen der bisherigen Richtlinien. Stattdessen finde in der neuen Regelung nur eine lückenhafte und unverbindliche Erwähnung von LGBT-Themen statt.
Zuletzt gab es bundesweite Auseinandersetzungen darüber, ob in Schulen über sexuelle Vielfalt aufgeklärt werden solle. LGBT-Aktivisten verweisen hierbei auf mehrere Studien, die belegen, dass Homophobie ein Riesenproblem für Schulen sei. So kam eine Berliner Studie 2012 zu dem Ergebnis, dass fast zwei Drittel der Grundschüler Worte wie "schwul" als Schimpfwort verwendeten, wodurch ein Coming-out erheblich erschwert werde (queer.de berichtete). Christlich-Fundamentalistische Gruppen, Rechtspopulisten wie die AfD oder Teile von Union und FDP sprechen sich aber weiterhin gegen Aufklärung über sexuelle Vielfalt in Schulen aus. (dk)
Man sieht jeden Tag, wie wichtig mehr Bildung und Aufklärung sind.
Wer das verhindert, macht sich mitschuldig an all dem Mobbing in den Schulen, die eigentlich ein geschützter Raum sein sollten. Und mitschuldig an Selbstmorden von Jugendlichen.