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Kleine rosa Bakterien vermiesen die Lust aufs Arschlecken (Bild: CDC)
- 02. Mai 2015 2 Min.
Bakterien aus Ländern mit schlechten sanitären Verhältnissen lösen in Industrieländern Epidemien unter homo- und bisexuellen Männern aus.
Wer nach aktivem Anilingus (Arschlecken oder Rimmen) innerhalb von drei Tagen eine schwere Durchfallerkrankung bekommt, sollte sofort zum Arzt gehen und einen Stuhltest durchführen lassen. Diese Empfehlung resultiert aus einer neuen Studie, die im April im Magazin "Lancet Infectious Diseases" veröffentlicht wurde.
Hintergrund ist eine verstärkt beobachtete Verbreitung von Shigellen unter homo- und bisexuellen Männern. Die Bakterien, die vor allem in Ländern mit schlechten sanitären Verhältnissen auftreten und dort in der Regel beim Essen oder durch verseuchtes Trinkwasser aufgenommen werden, sind durch fäkal-orale Übertragung auch in Industrieländern zu einem Problem geworden. Was etwa in Indien als Lebensmittelvergiftung gilt, zählt hierzulande zu den sexuell übertragbaren Infektionen (STD).
Eine Besonderheit von Shigellen im Vergleich zu vielen anderen Durchfallerregern wie Salmonellen ist die niedrige Infektionsdosis: Bereits 10 bis 200 Keime genügen, um in den ersten drei Tagen nach der Aufnahme eine heftige Diarrhö auszulösen. Der Durchfall ist sehr wässrig und kann deshalb zu einem gefährlichen Flüssigkeitsmangel im Körper führen. Auch Fieber und Krämpfe treten häufig auf. Rechtzeitig erkannt, kann die Infektion durch eine Antibiotika-Behandlung gestoppt werden.
Ausbrüche auch in Berlin beobachtet
Bereits seit den 1970er Jahren ist es immer wieder zu Shigellen-Epidemien unter homo- und bisexuellen Männern in hochentwickelten Staaten gekommen. Das deutsche Robert-Koch-Institut registrierte beispielsweise in der Jahren 2001 und 2004 kleinere Ausbrüche in Berlin. Auch aktuell werden Epidemien vermutet.
Anlass der Studie war eine Shigellen-Epidemie unter homo- und bisexuellen Männern in London. Das Wellcome Trust Sanger Institute in Hinxton bei Cambridge untersuchte daraufhin 331 Bakterienproben aus 29 verschiedenen Ländern. Sie alle waren seit 1995 archiviert worden und standen den Wissenschaftlern deshalb auch heute noch zur Verfügung. Bei der Untersuchung wurde nicht nur die internationale Verbreitung des "Dritte Welt"-Problems bestätigt, sondern auch eine genetische Veränderung der Bakterien festgestellt: Die Shigellen haben sich den neuen Lebensräumen bereits angepasst.
Einen direkten Hinweis auf die Verbreitung unter Männern, die Sex mit Männern haben, gab die Untersuchung der Resistenzgene: Statt gegen Ciprofloxacin, dem häufigsten bei Shigellen eingesetzten Antibiotikum, ist der neue Typ "Shigella flexneri 3a" oft gegen Azithromycin resistent. Azithromycin wird häufig zur Behandlung von STD wie Tripper oder Syphilis eingesetzt – auch viele homo- und bisexuelle Männer, die in Großbritannien mit Shigellen infiziert waren, hatten diese Medikamente eingenommen.
Benannt wurden die Shigellen nach dem japanischen Bakteriologen Kiyoshi Shiga, der 1898 den Erreger der "Bakterienruhr" entdeckte. (cw)















Aber: man braucht sich ja nicht wundern, sowas zu bekommen, wenn man seine Zunge in Dinge steckt, die einen nichts angehen ;-)