Vizepräsident William Ruto bei einer Rede während eines Treffens der Welthandelsorganisation im vergangenen Jahr in Genf
Die Regierung bekräftigt ihre Abneigung gegenüber Homosexuellen, nachdem ein Gericht vor einer Woche entschieden hat, dass Kenia erstmals eine LGBT-Gruppe anerkennen muss.
Kenias Vizepräsident William Ruto hat am Sonntag erklärt, dass sein Land weiter gegen Schwule und Lesben vorgehen werde. Während eines Gottesdienstes in der evangelikalen "Jesus Winner Ministry Church" am Stadtrand Nairobis erklärte Ruto laut kenianischen Medienberichten, dass Homosexualität sowohl dem Christentum als auch der menschlichen Natur widerspreche: "Wir stehen an der Seite der Religionsführer im Kampf für unseren Glauben." Es gebe "keinen Platz für Homosexualität in diesem Land. Das kann ich Ihnen versichern!"
Der 48-Jährige reagierte damit auf die Entscheidung eines Verfassungsgerichts aus der vergangenen Woche, das Kenia eine LGBT-Organisation rechtlich anerkennen müsse (queer.de berichtete). Die Richter argumentierten, dass man Rechte einer bestimmte Gruppe von Menschen nicht aufgrund von "religiösen Texten" oder moralischen Bedenken beschneiden dürfe.
Schwule und Lesben "verletzen" religiöse und kulturelle Werte
Ruto bekräftigte allerdings, dass er weiter an der Diskriminierung Homosexueller mit dieser Begründung festhalten wolle. "Wir werden Homosexualität nicht in unserer Gesellschaft akzeptieren, weil sie unsere religiösen und kulturellen Werte verletzt", so Ruto unter dem Jubel der Gottesdienstbesucher. "Wir sagen das nicht, um Stimmen für die Wahl zu sammeln, sondern wollen uns vor etwas schützen, was nicht richtig ist."
Die homophoben Ansichten der Regierung sind allerdings auch unter den 45 Millionen Kenianern weit verbreitet. Laut einer Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2013 erklärten 90 Prozent, dass die Gesellschaft Homosexualität nicht akzeptieren dürfte. Derzeit steht auf Homosexualität im Land eine Haftstrafe von bis zu 14 Jahren.
Am Montag besucht der amerikanische Außenminister John Kerry das ostafrikanische Land. Kerry hatte im Vorfeld angekündigt, sich in Kenia für Menschenrechte einsetzen zu wollen.
Ruto gilt als Politiker, der seine Ziele notfalls auch mit Gewalt durchsetzt. Ihm wird – ebenso wie Präsident Uhuru Kenyatta – vorgeworfen, während der Wahlen 2007 aus Machthunger Unruhen organisiert und geschürt zu haben. Damals kamen schätzungsweise 1.500 Menschen zu Tode und eine halbe Million Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hatte Ruto 2013 angeklagt. Allerdings wurden daraufhin die Namen von Zeugen in sozialen Medien veröffentlicht, die dann aus Angst um ihr Leben die Aussagen zurückzogen. Im letzten Jahr musste daher Chefanklägerin Fatou Bensouda die Klage fallen lassen. (dk)