Verhöhnt das Widerstandsrecht in Artikel 20 des Grundgesetzes: Karl-Christian Hausmann, CDU-Fraktionsvorsitzender im Bezirksbeirat Stuttgart-Ost (Bild: blu-news.org / flickr / by-sa 2.0)
Für Karl-Christian Hausmann, Mitglied des Kreisvorstands der CDU Stuttgart, sind Maßnahmen gegen Homo- und Transphobie ein "eklatanter Angriff auf die Grundrechte", der Widerstand rechtfertige.
Von Micha Schulze
Um diesen Parteifreund ist Stefan Kaufmann, offen schwuler Bundestagsabgeordneter und Kreisvorsitzender der CDU Stuttgart, nicht zu beneiden. Seit Jahren wettert sein Vorstandskollege Karl-Christian Hausmann gegen Homosexualität und ist von Beginn an als Teilnehmer und Redner bei der homophoben Bewegung "Demo für alle" dabei.
Jetzt hat der 61-jährige CDU-Fraktionsvorsitzende im Bezirksbeirat Stuttgart-Ost ( "Ich bin in der CDU wegen dem C – Gottesbild und Menschenbild") rhetorisch noch einmal aufgerüstet – und dabei die allerletzte Grenze des Erträglichen überschritten.
In einem Video zur nächsten "Demo für alle", die am 21. Juni auf dem Stuttgarter Schillerplatz stattfinden soll und bereits die siebte Kundgebung gegen Schulaufklärung über sexuelle Vielfalt in der Stadt ist (queer.de berichtete), bezeichnet Hausmann die geplanten Bildungs- und Aktionspläne der grün-roten Landesregierung als "direkten und eklatanten Angriff auf die Grundrechte, auf die Freiheiten des Bürgers, […] auf die Meinungsfreiheit, auf die Pressefreiheit und insbesondere auf die Religonsfreiheit".
Ein Gotteskrieger in der Stuttgarter CDU
Karl-Christian Hausmann als Redner bei der "Demo für alle" (Bild: Guido Klein)
Aufklärung über sexuelle Vielfalt an den Schulen und Maßnahmen gegen Homo- und Transphobie sind für den konservativ-klerikalen CDU-Funktionär ein "Frontalangriff auf das Leitbild der Familie". Deswegen sei "Widerstand Pflicht", verhöhnt Hausmann in dem Video das Widerstandsrecht in Artikel 20 des Grundgesetzes. "Die Teilnahme an der 'Demo für alle' ist eine Notwendigkeit. Ich persönlich sehe es als meine Verantwortung und Aufgabe, gegen diese Maßnahmen zu protestieren."
In der Stuttgarter CDU lässt man Hausmann seit Jahren gewähren, mal wird er etwas ausgebremst, dann wieder gepusht. So verlor er einerseits im vergangenen November seinen Vizeposten im CDU-Kreisvorstand und ist seitdem nur noch Beisitzer, andererseits wurde er erst im vergangenen Monat als Ersatzbewerber im Wahlkreis IV für die bevorstehenden Landtagswahlen nominiert. Bei diesem Parteitag war auch der offen schwule Stuttgarter Fraktionschef Alexander Kotz überraschend bei der Basis durchgefallen (queer.de berichtete).
Den Kulturkampf gegen Homosexualität hat Karl-Christian Hausmann zu seinem Herzensanliegen gemacht. Wer nach ihm googelt, findet kaum andere Themen – obwohl er als Fraktionschef im Bezirksbeirat Stuttgart-Ost eher mit der Schaffung von Parkplätzen oder dem Schutz von Grünanlagen zu tun haben dürfte.
Immer häufiger legt sich Hausmann auch direkt mit CDU-Kreischef Stefan Kaufmann an: So lobte er im April den Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart Gebhard Fürst für seinen "Mut", dem schwulen Bundestagsabgeordneten den Segen zu verweigern (queer.de berichtete).
Youtube | Karl-Christian Hausmann im O-Ton
"Ich bin in der CDU wegen dem C". Okay, wegen dem korrekten Deutsch also schon mal nicht...