Im vergangenen Jahr stiegen auch vor dem Hamburger Rathaus Luftballons gegen Homo- und Transphobie in den Himmel (Bild: LSVD)
In rund 50 deutschen Städten wird am Sonntag zum elften Mal der Internationale Tag gegen Homo- und Transphobie begangen.
Von Dennis Klein
Während sich Deutschland 1990 im Wiedervereinigungsfieber befand, gab es im nahe gelegenen Genf eine ganz andere Revolution: Die Weltgesundheitsorganisation, die ihren Sitz in der Romandie-Metropole hat, strich Homosexualität am 17. Mai aus ihrer Liste der Krankheiten.
Dieses historische Datum nahm sich 2005 der französische Homo-Aktivist Louis-Georges Tin zum Anlass, um den "International Day Against Homophobia" (IDAHO) ins Leben zu rufen. Seit 2009 wird auch Transphobie in den Namen aufgenommen, daher heißt es heute meist IDAHOT. Manchmal wird zusätzlich auch Biphobie im Namen erwähnt (IDAHOBiT).
Wie man den Protesttag auch immer nennen mag, er hat sich inzwischen weltweit verbreitet. Allein in Deutschland wird der Tag dieses Jahr wieder in rund 50 Städten begangen, allen voran in Berlin (alle Termine gibt es im queer.de-Kalender, manche finden bereits am Samstag statt). Beliebteste Aktionsformen sind Rainbow-Flashes, bei denen bunte Lufballons mit Botschaften gegen Hass und Ausgrenzung aufsteigen, oder Kiss-ins.
Die größte Aktion in der Bundeshauptstadt findet den ganzen Tag über am Brandenburger Tor statt: Dort organisiert "Enough is Enough" ab 10 Uhr eine Mahnwache und anschließend von 14 bis 19 Uhr eine Kundgebung. Außerdem führen LSVD und das Bündnis gegen Homophobie am Wittenbergplatz eine Kundgebung und Mitmachaktion durch, bereits ab 11 Uhr unter dem Titel "Mit Vielfalt gegen Homophobie und Transphobie". Die Organisatoren hoffen auf hohe Teilnehmerzahlen, da der 17. Mai in diesem Jahr auf einen arbeitsfreien Sonntag fällt.
Kampf gegen Homophobie ist "Herausforderung für die gesamte Gesellschaft"
Bundefamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) zeigt anlässlich von IDAHOT Homophobie die Rote Karte (Bild: Netzwerk gegen Homophobie MV)
Der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat anlässlich von IDAHOT auch die Schirmherrschaft des Bündnisses gegen Homophobie übernommen – und ruft auch Heterosexuelle auf, sich dem Hass auf sexuelle Minderheiten entgegenzustellen: "Der Kampf gegen Homophobie ist nicht allein Aufgabe von Lesben und Schwulen, sondern eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft". Das müsse "in einer offenen und toleranten Metropole wie Berlin eine Selbstverständlichkeit sein", sagte der Sozialdemokrat.
LGBT-Aktivisten und Oppositionspolitiker beklagen allerdings, dass es in Deutschland bei LGBT-Rechten derzeit keine Fortschritte gibt. Für den Lesben- und Schwulenverband ist vor allem die größte Fraktion im Bundestag schuld: "Seitdem die Unionsparteien die Taktgeber in der Bundesregierung sind, erleben wir eine Zeit der politischen Blockade", beklagte LSVD-Sprecher Axel Hochrein am Freitag. "Zudem erleben wir den Versuch eines gesellschaftlichen Rollbacks. Pegida, 'besorgte Eltern', die AfD, religiöse Fanatiker und Teile der Medien machen offen Front gegen ein selbstbestimmtes und sichtbares Leben von LSBT."
"Inflationäres Anschneiden von Regenbogenkuchen"
Die queere Gruppe der Linkspartei ergänzte: "Akzeptanz fördert man nicht durch das inflationäre Anschneiden von Regenbogenkuchen. Auch die ewigen Durchhalteparolen und Beteuerungen des 'kleinen' Koalitionspartners SPD helfen uns Lesben und Schwulen nicht, endlich die uns zustehenden gleichen Rechte zu erhalten", heißt es in einer Pressemitteilung von Die Linke.queer.
International haben die Vereinten Nationen die Mitgliedsstaaten dazu aufgerufen, gegen Homo- und Transphobie vorzugehen und dazu auch ein neues Video veröffentlicht. UN-Generalsekretär Ban ki-Moon fordert bereits seit Jahren ein Eingehen auf die Menschenrechte von LGBT. Guy Ryder, der Chef der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (IAO), meinte, dass es in dem Bereich noch viel zu tun gebe. Das Ziel sei erst erreicht, wenn LGBT wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität nicht mehr "Stigma, Diskriminierung, Mobbing oder Gewalt" fürchten müssten.
Youtube | IDAHOT-Impressionen aus Mainz
Ich kann mich auch nur wiederholen, liebe LGBTI's wählt keine konservativen parteien mehr!!