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Christine Lüders warnt, dass die fehlende Anti­diskriminierungsrichtlinie auch deutsche Staatsbürger im EU-Ausland gefährden könne (Bild: ADS)

  • 18. Mai 2015 12 2 Min.

Seit Jahren verhindert die Bundesregierung einen umfassenden Diskriminierungsschutz auf EU-Ebene. Diese Politik gefährde Schwule und Lesben, warnt jetzt Christine Lüders.

Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, hat am Montag in einem Gastbeitrag in der "Welt" die deutsche Antidiskriminierungspolitik scharf kritisiert. Deutschland verhindere seit Jahren eine EU-weite Antidiskriminierungsrichtlinie und sei damit für gesetzliche Lücken bei der Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben und anderen Minderheiten in der EU verantwortlich.

"Die Situation ist absurd: Die Bundesregierung verweigert sich konkreten Verhandlungen über eine neue Gleichbehandlungsrichtlinie, die vielen Menschen Europas genau das Schutzniveau garantieren würde, das die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland längst haben", so Lüders in ihrem Artikel. "Der Blockadekurs Berlins schadet auch deutschen Staatsbürgern im europäischen Ausland".

Blockade seit 2008

Die EU-Kommission hatte bereits 2008 eine umfassende EU-Antidiskriminierungsrichtlinie vorgeschlagen, die unter anderem vorsieht, die Diskriminierung im Zivilrecht aufgrund der Religion, der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung zu verbieten. Die Merkel-Regierung verhindert aber als inzwischen einziger großer EU-Staat die Annahme der Richtlinie. Im vergangenen Jahr erklärte die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage lapidar, dass die "Meinungsbildung" zur Richtlinie "noch nicht abgeschlossen" sei (queer.de berichtete).

Unionspolitiker haben sich immer wieder gegen einen umfassenden EU-weiten Diskriminierungsschutz ausgesprochen. Sie begründeten die Ablehnung mit dem Subsidaritätsprinzip, das besagt, dass die EU Nationalstaaten nur in Bereichen Vorschriften machen sollte, in denen es absolut notwendig ist.

Lüders argumentiert anhand von Beispielen wie dem Rausschmiss eines Lesbenpaares aus einem Wiener Café Anfang des Jahres, dass Anti-LGBT-Diskriminierung in großen Teilen der EU nicht verfolgt werden kann. Auch in anderen Ländern dürften Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Dienstleistungen verweigert werden, etwa einem schwulen Paar ein Hotelzimmer in Lettland. Auch Behinderte oder Ältere dürften in manchen Ländern nach wie vor benachteiligt werden.

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Lüders: Deutschlands Haltung "unverständlich"

Es sei unverständlich, dass Deutschland "nunmehr das einzige Land [sei], das beim Diskriminierungsschutz über Inhalte nicht einmal reden" wolle, so Lüders – insbesondere angesichts der Tatsache, dass Deutschland bereits jetzt im eigenen Land den von Brüssel geforderten Minimalschutz umgesetzt habe. Die SPD hatte mit der Einführung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes gegen den Widerstand der Union 2006 durchgesetzt, dass Homosexuelle auch im Zivilrecht geschützt werden (queer.de berichtete).

Die Antidiskriminierungsstelle wurde 2006 ebenfalls auf Grundlage des Gleichbehandlungsgesetzes gegründet. Sie soll Opfer von Benachteiligungen helfen, ihr Recht durchzusetzen und Öffentlichkeitsarbeit leisten. Lüders führt die Einrichtung seit 2010 an. Sie hat wiederholt Bund und Länder für mangelnden Einsatz im Diskriminierungsschutz kritisiert. Vergangenes Jahr warnte sie vor einer "neuen Homophobie" in Deutschland (queer.de berichtete). (dk)

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#1 VeganBearEhemaliges Profil
  • 18.05.2015, 11:45h
  • "Sie begründeten die Ablehnung mit dem Subsidaritätsprinzip, das besagt, dass die EU Nationalstaaten nur in Bereichen Vorschriften machen sollte, in denen es absolut notwendig ist."

    Und da haben wir den Knackpunkt:
    Ganz offensichtlich erachtet unsere Regierung eine diskriminierungsfreie Gesellschaft NICHT als "absolut notwendig".

    Und das ist ein Riesen-Skandal, denn es bedeutet nichts anderes, als daß unsere Regierung sich ganz offen FÜR Diskriminierung ausspricht.

    Viel wichtiger und offenbar "absolut notwendig" scheint hingegen z.B. die Normierung von Bananen zu sein:

    de.wikipedia.org/wiki/Verordnung_%28EG%29_Nr._2257/94

    Fazit: Wir haben eine Regierung, die sich einen Scheißdreck um Menschenrechte schert - sondern fast ausschließlich um wirtschaftliche Belange.

    Ich kann gar nicht so viele Bananen essen, wie ich mich angesichts dessen übergeben muß.
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#2 RobinAnonym
  • 18.05.2015, 12:15h
  • Auch hier hilft die SPD (wie schon vorher die FDP) der Union weiterhin ihren krankhaften Hass auszuleben und EU-weit Diskriminierungsschutz zu verhindern.

    Das setzt Schwule und Lesben ungeschützt Diskriminierung, Mobbing und Gewalt aus. Jeder Suizid nach Mobbing und alle Folgen homophober Gewalt in der gesamten EU gehen auf das Konto von CDU/CSU, SPD und FDP.

    Union, FDP und SPD töten Menschen! Dieses Blut an ihren Händen werden die nie mehr abwaschen können, egal wie viel die labern.
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#3 HeinerAnonym
  • 18.05.2015, 12:28h
  • Nochmal zur Erinnerung:
    eben jene SPD und CDU-CSU, die neben der Diskriminierung in Deutschland auch noch EU-weit Leben und Gesundheit von LGBTI gefährdet, darf immer noch bei CSDs mitmachen und dort Wolf im Schafspelz spielen.

    Solange wir solchen Parteien auch noch auf CSDs ihre Propaganda erlauben, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die keinen Grund sehen, sich zu ändern.

    Andere diskriminierte Gruppen hätten solche Parteien längst von ihren Veranstaltungen vertrieben. Aber wir sind so unterwürfig, dass wir geradezu betteln, diskriminiert zu werden.
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