Auszug aus der Kolumne in der aktuellen Ausgabe von "OWL am Sonntag"
Ein Anzeigenblatt aus Ostwestfalen bedient in einer Beratungskolumne übelste homophobe Klischees.
Wenn Schwule heiraten, soll man doch bitte Kinder von dieser schweinischen Zeremonie fernhalten. Diese Einstellung vertritt nicht ein homophober Politiker aus Russland, sondern ein Anzeigenblatt, das in der Region Bielefeld und Paderborn verteilt wird. In einer Ratgeberkolumne fragt der 43-jährige "Bernhard", ob er seine Kinder mit auf die "Hochzeit" seines schwulen Bruders nehmen soll (obwohl es in Deutschland keine Hochzeiten für Schwule, sondern nur Eingetragene Lebenspartnerschaften gibt, aber Schwamm drüber).
Anstatt dem "besorgten" Vater zu sagen, dass Schwule und Lesben genauso wenig kindergefährdend ihre Partnerschaft feiern können wie Heterosexuelle, packt "Expertin" Barbara Eggert ihre Homo-"Propaganda"-Theorie aus: "Es ist für homosexuelle Paare sicherlich nicht einfach, eine gelungene Hochzeitsfeier zu organisieren, die der ganzen Familie gerecht wird. Aber bei allem Respekt, es muss nicht sein, sechs- und achtjährige Kinder einzuladen."
Sorge vor Sexualisierung
Weiter heißt es in dem "Rat": "Ich gebe Ihnen Recht, Ihre beiden Töchter würden durcheinander gebracht und können die Situation Erwachsener nicht richtig einschätzen, weil sie noch zu jung sind. […] Ihre Töchter werden sich noch früh genug mit dem Thema Sexualität befassen."
Eggert nutzt hier die selben dummen "Argumente" wie Gegner des Bildungsplans in Baden-Württemberg: Die Erwähnung von gleichgeschlechtlichen Paaren im Unterricht wird schon allein als "Sexualisierung" der Kinder angesehen. Warum ein Kind sexualisiert wird, wenn es anstatt der heterosexuellen Tante den schwulen Onkel glücklich am schönsten Tag des Lebens sieht, das bleibt Eggerts Geheimnis.
Wäre die Ratgeberkolumne in den Siebzigerjahren geschrieben worden, hätte die Autorin womöglich auch Hochzeiten zwischen einer weißen Frau und einem schwarzen Mann abgelehnt, da dieses damals ungewöhnliche Konstrukt ebenso Kinder verwirren kann. Damals waren immerhin noch 40 Prozent gegen solche Ehen – und damit ungefähr dieselbe Anzahl, die sich heute gegen gleichgeschlechtliche Ehen ausspricht. (dk)
Zum Nachfolgeartikel: Homophobe Kolumne: Redaktion verlangt Toleranz für Intoleranz (19.05.2015)
derzaunfink.wordpress.com/2014/10/02/ein-festival-des-neuspr
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