Bäckerei-Geschäftsführer Daniel McArthur darf sich seine Kunden in Zukunft nicht mehr nach deren sexueller Orientierung aussuchen
In einer Grundsatzentscheidung erklärt ein Gericht in Nordirland, dass Unternehmen Schwule und Lesben nicht aus religiösen Gründen diskriminieren dürfen.
Ein Bezirksgericht in Belfast hat am Dienstag entschieden, dass eine Bäckerei/Konditorei homosexuelle Kunden nicht wegen der religiösen Überzeugungen der Geschäftsführung zurückweisen darf. Die "Ashers Baking Company", die in der britischen Provinz sechs Läden mit 60 Angestellten betreibt, muss damit für ihr erstes Vergehen eine Strafe in Höhe von 500 Pfund (rund 700 Euro) an eine Wohltätigkeitsorganisation spenden.
Der Richter befand in seinem Grundsatzurteil, dass Ausnahmeregelungen im Gleichbehandlungsgesetz nur religiöse Einrichtungen betreffen würden. Bei der Bäckerei-Kette handele es sich aber um ein "gewinnorientiertes Unternehmen" – und diese dürften seit 2006 nicht mehr Kunden aufgrund der sexuellen Orientierung diskriminieren.
Eine Filiale hatte sich vergangenes Jahr geweigert, einen Kuchen für den LGBT-Aktivisten Gareth Lee anlässlich des Tages gegen Homophobie zu backen (queer.de berichtete). Darauf sollten Ernie und Bert und der Aufschrift "Unterstützt die Ehe-Öffnung" abgebildet sein. Der Kuchen sollte 36,50 Pfund kosten.
Vor dem Urteil hatte Geschäftsführer Daniel McArthur noch die Abweisung des schwulen Kunden verteidigt: "Wir bedienen jeden, aber wir können keine Werbung für eine Sache machen, die der biblischen Lehre widerspricht", so McArthur nach Angaben der BBC. "Wir versuchen, unsere Taten von unserem christlichen Glauben leiten zu lassen."
Reaktionen gespalten
So sollte der Kuchen aussehen
In den ersten politischen Reaktionen gab es Lob und Tadel für die Entscheidung. Der stellvertretende nordirische Regierungschef Martin McGuinness von der LGBT-freundlichen irisch-katholischen Partei Sinn Féin lobte die Entscheidung als Fortschritt für die Gleichstellung.
Dagegen erklärte der Abgeordnete David McIlveen von der LGBT-feindlichen protestantischen DUP via Twitter, er fühle sich nach dem Urteil "richtig krank", weil es die Rechte von Christen missachte. Die DUP ist die größte Partei des Landes und konnte bei der britischen Unterhauswahl am 8. Mai acht der 18 Wahlkreise gewinnen.
Nordirland ist derzeit der einzige Landesteil des Vereinigten Königreichs, in dem Homosexuelle im Ehe-Recht nicht gleichgestellt sind. Zuletzt scheiterte eine Parlamentsabstimmung zur Ehe-Öffnung im April (queer.de berichtete).
Der Streit um die "Homo-Kuchen" schwelt bereits seit Jahren in den USA und sorgt dort immer wieder für Aufregung. In vielen Regionen des Landes dürfen Geschäfte beim Zugang zu Dienstleistungen wie auch in Nordirland nicht aufgrund des Merkmals "sexuelle Orientierung" diskriminieren. Das führte dazu, dass ein christliches Bäckerpaar von der Antidiskriminierungsbehörde im vergangenen Monat zur Zahlung von 135.000 Dollar Schmerzensgeld aufgefordert wurde, weil es ein lesbisches Paar wegen deren sexueller Orientierung nicht bedient hatte (queer.de berichtete). (dk)