https://queer.de/?23837
Seifenoper aus Dortmund
Neue queere Webserie: "No Turning Back"

"No Turning Back" ist die erste Webserie aus Deutschland, die sich mit dem Coming-out beschäftigt – und zwar sowohl von Mädchen als auch von Jungen. (Bild: queerblick)
- 24. Mai 2015 3 Min.
Am Sonntag ist die erste Folge auf Youtube online gegangen: Jugendliche des Dortmunder LGBT-Jugendtreffs "Sunrise" machen auf kreative Weise Mut zum Coming-out.
Auf diesen Tag haben die Jugendlichen aus dem Dortmunder Jugendtreff "Sunrise" ein halbes Jahr lang hingearbeitet: der Premiere ihrer eigenen Webserie. Am Sonntag ist die erste Folge auf Youtube online gegangen.
"No Turning Back" heißt die Serie und erzählt die Geschichte von Sarah und Tom Ali. Beide sind ein Paar. Aber plötzlich kriselt es zwischen ihnen und sie merken: Es gibt mehr als nur Heterosexualität. Gefühlschaos, Zoff, neue Freundschaften und Entdeckungen sind die Folge.
Gedreht und geschnitten wurden bereits sieben Episoden

Sieben Episoden der seifenopernhaften Fortsetzungsgeschichte sind im schwul-lesbischen Jugendtreff entstanden. Von der Ideenfindung bis zum Skript über den Dreh bis zur fertigen Folge haben die Jugendlichen alles gelernt und anschließend selbst gemacht. Das kann sich sehen lassen: "Wenn man das Video anschaut, dann sieht man natürlich jeden eigenen kleinen Fehler. Aber im Ganzen gefällt es mir super gut", sagt Tobias, einer der Hauptfiguren.
"No Turning Back" ist die erste Webserie aus Deutschland, die sich mit dem Coming-out beschäftigt – und zwar sowohl von Mädchen als auch von Jungen. Gerade die weibliche Seite war den Jugendlichen wichtig, da diese oft zu kurz kommt und lesbische Liebe meist nicht so öffentlich thematisiert wird wie schwule Liebe.
Ein deutsch-türkisches Coming-out

Genauso zeigt die Serie aber auch: Homosexualität existiert überall – egal welche Herkunft oder Religion eine Person hat. Mit der Hauptrolle Tom Ali wird dies als etwas Selbstverständliches gezeigt, ohne seine deutsch-türkische Identität im Bezug auf ein Coming-out zu problematisieren.
Aber nicht nur vor der Kamera gibt es ein Coming-out. Auch hinter den Kulissen haben die Jugendlichen filmreife Erfahrungen gesammelt. Abiturient und Nachwuchskameramann Pascal aus dem Sauerland ist durch die Serie erstmals mit anderen queeren Jugendlichen in Kontakt gekommen, hat einen Jugendtreff besucht und seine erste Homo-Party gefeiert. Das gab ihm Selbstbewusstsein. "Ich konnte mich erst nicht mit dem Schwulsein anfreunden. Aber ich habe mich dann während der Dreharbeiten bei meinen Eltern und Freunden geoutet", sagt Pascal. Für ihn war das Medienprojekt deshalb auch ein persönlicher Erfolg – zumal er dort seine erste große Liebe gefunden hat.
Zweite Staffel geplant – Drehbuch steht schon

Dass die Serie ein Erfolg wird, dessen sind sich die Nachwuchsfilmer aus dem "Sunrise" sicher. Damit sie möglichst viele Jugendliche erreichen und ihnen mit der Serie Mut machen können, haben sie diese in verschiedene Sprachen untertitelt. Englisch, Spanisch, Russisch, Polnisch und Chinesisch sind bereits vorhanden. Weitere Sprachen sollen folgen.
Ebenso soll es auch weitere Folgen geben. Eine Rohfassung des Drehbuchs für die zweite Staffel steht schon. "Uns hat das Projekt einfach riesig Spaß gemacht. Deshalb wollen wir, dass es weitergeht", sagt Lisa, die nicht nur hinter der Kamera, sondern auch in der weiblichen Hauptrolle vor der Kamera mitgewirkt hat. Um die zweite Staffel zu finanzieren sammeln die Jugendlichen bereits ihr Budget zusammen. Unter anderem nehmen Sie derzeit am Voting "Dein Verein" teil, bei dem sie auf 1.000 Euro hoffen. Wer sie dabei unterstützen möchte, der kann hier abstimmen. (cw/pm)
Links zum Thema:
» Homepage des "Sunrise" in Dortmund














Hut ab vor den Jugendlichen, die der Gesellschaft zeigen, das es nicht nur nach vorne oder hinten geht, sondern das das Leben viele Facetten bereit hällt.