Kommentar in der Dienstagsausgabe der "Stuttgarter Nachrichten" (Seite 2)
In deutschen Redaktionen argumentieren die Gegner der Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht, dass der Heterosexuelle an sich nur gut heiratet, wenn der Homosexuelle das nicht darf.
In der deutschen Presse findet die Ehe-Öffnung in Irland großen Widerhall – und über das lange Wochenende fragten viele Zeitungen, warum das erzkatholische Irland fortschrittlicher ist als das vergleichsweise liberale Deutschland.
Aber es gibt auch kritische Stimmen: So beklagt ein Kommentar in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass die Gleichbehandlung von Homo-Paaren verdecke, dass nur Mann und Frau Kinder zeugen könnten. Wer sich aber darauf berufe, würde laut Autor Jasper von Altenbockum als latent homophob gebrandmarkt. Er bekräftigt, dass ein "Verfechter der klassischen Ehe" gleichzeitig ein Gegner der Ehe-Öffnung sein müsse.
Für besondere Aufregung in sozialen Netzwerken sorgt aber ein Kommentar von Norbert Wallet in den "Stuttgarter Nachrichten": Der Journalist erklärt unter der Überschrift "Nicht gleich", dass eine homosexuelle Beziehung nicht mit einer heterosexuellen verglichen werden könne. Vielmehr habe ein Homo-Paar den Rang einer nichtehelichen "Verantwortungsgemeinschaft", gleichzusetzen etwa mit Kindern, die sich "um ihre pflegebedürftigen Eltern" kümmerten.
Für diese Gemeinschaften fordere niemand eine Ehe-Öffnung, so Wallet. Grund sei auch Artikel sechs des Grundgesetzes, der Ehe und Familie unter den besonderen Schutz der staatlichen Ordnung stellt.
Der ist nicht wegzudiskutieren. Und genau so klar ist, was damit gemeint ist, denn im nächsten Satz geht es direkt um "Pflege und Erziehung der Kinder".
Das ist der ganze Punkt: Die klassische Ehe ist offen für Kinder, sie hat für eine Gesellschaft Keimzellen-Charakter, sie macht sie zukunftsoffen. Das muss man nicht pathetisch überhöhen, aber sie ist damit etwas substanziell anderes als eine Homo-Ehe. Gleiches muss gleich behandelt werden. Klassische Ehe und Homo-Ehe sind aber nicht gleich. Von Diskriminierung kann also keine Rede sein.
Diese Argumente sind altbekannt, und es ist müßig, immer zu erwidern: Warum dürfen unfruchtbare Heterosexuelle heiraten? Müssten nicht automatisch alle Frauen ab 50 Ehe-Verbot erhalten? Oder warum darf sich ein Paar das Ja-Wort geben, wenn es gar keine Kinder will? Und warum zum Teufel sollen Kinder in Regenbogenfamilien nicht denselben Schutz erhalten wie Kinder aus "traditionellen" Familien?
Wallet war bereits in einem früheren Kommentar über eine Gender-"Ideologie" hergezogen und hatte unter anderem kritisiert, dass in München mehrere Familienformen für einen Familienpass werben. Dazu schrieb er: "Vater, Mutter, Kind? Nur irgendein Modell unter vielen. Nicht der Rede wert." (dk)
Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, Wallet habe in dem früheren Kommentar davor gewarnt, dass die traditionelle Familie "entnormalisiert" werde. In Wirklichkeit hatte der Journalist jemanden zitiert, der eine "Entnormalisierung" gefordert hatte. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.
Demnach dürften Hetero-Ehen erst geschlossen werden, wenn die Frau bereits nachweislich schwanger ist.
Und sie müßten automatisch wieder geschieden werden, wenn das jüngste Kind volljährig ist, oder spätestens, wenn die Frau in der Menopause angekommen ist. Denn dann ist's mit der "Zukunftsoffenheit" ja vorbei.