Dublins Erzbischof Diarmuid Martin hatte gegen die Ehe-Öffnung in Irland gekämpt und sagte nach dem verlorenen Referendum, seine Kirche brauche einen "Realitätscheck". Vom dem sind die deutschen Kollegen noch entfernt.
Die Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken betonen, dass sich das Institut der Ehe auf Mann und Frau samt Kindern beziehe.
Von Norbert Blech
Die Deutsche Bischofskonferenz habe "schon in der Vergangenheit erklärt", dass ihr die Forderung nach der Öffnung der Ehe für schwule und lesbische Paare "zu weit" gehe. Mit diesen Worten reagierte Matthias Kopp, der Pressesprecher der deutschen Bischofskonferenz, am Dienstag auf die Ehe-Öffnung in Irland.
Die Kirche sei der Meinung, "dass nach ihrer Auffassung das Rechtsinstitut der Ehe nicht nur die Partnerschaft zwischen Frau und Mann allein zum Bezugspunkt hat, sondern auch das Ehepaar, das Elternpaar geworden ist und Sorge und Verantwortung für Kinder trägt." Daher gehöre es "zur Grundstruktur des verfassungsrechtlichen Eheverständnisses, dass die Ehe von einer Frau und einem Mann eingegangen wird", so Kopp.
"Denn Ehe und Familie sind wesenhaft miteinander verknüpft. Der Verzicht auf das geltende Ehestrukturmerkmal 'Verschiedengeschlechtlichkeit der Ehepartner' kann dazu beitragen, das bisherige Eheverständnis um eine wesentliche Dimension zu verkürzen."
"Generatives Potenzial" nur bei Hetero-Ehe
ZDK-Präsident Alois Glück fiel in CSU-Rhetorik zurück
Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sprach sich am Dienstag gegen eine Ehe-Öffnung aus. Zwar habe das Komitee anlässlich der bevorstehenden Familiensynode im Vatikan betont, "dass auch in Lebenspartnerschaften Werte wie in einer Ehe verwirklicht werden, auch in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften", so ZdK-Präsident Alois Glück.
Doch habe die Stellungnahme darauf hingewiesen, "dass dies aber nicht eine Gleichsetzung von Ehe und Lebenspartnerschaft und eine Öffnung des Rechtsinstituts Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften bedeute". Der ehemalige CSU-Politiker sagte weiter, dass mit einer Ehe-Öffnung "verkannt" werde, "dass es mindestens den einen fundamentalen Unterschied gebe: nur die Verbindung von Mann und Frau habe aus sich heraus generatives Potenzial".
Die Aussagen von Glück sind interessant, weil sie das von den katholischen Laien erstellte Dokument nicht korrekt wiedergeben. Eine staatliche Eheöffnung ist darin kein Thema; zudem stellte die Vollversammlung des ZdK fest, dass man sich für die staatliche Ehe und Familie einsetze, unter Familie aber auch "auch nichteheliche Formen von verbindlich gelebter Partnerschaft und von Generationenverantwortung" verstehe.
In seiner eigenen Stellungnahme sagte Glück weiter, er selbst habe in der Vergangenheit "betont, dass ich in der gegenwärtigen Regelung in Deutschland keine Diskriminierung der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften sehe." Notwendige Regelungen zur gegenseitigen Verantwortung seien bereits Gesetz. "Die Ehe zwischen Mann und Frau aber hat im Hinblick auf Kinder als die Zukunft unserer Gesellschaft unbestreitbar eine besondere Bedeutung. Dies festzustellen ist keine Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften."
Vatikan: Ehe für Alle "Niederlage für die Menschheit"
Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA hat sich auch der Vatikan am Dienstag abwertend zum Referendum in Irland geäußert. "Man kann nicht nur von einer Niederlage der christlichen Werte, sondern von einer Niederlage für die Menschheit sprechen", sagte der vatikanische Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin.
Die Kirche müsse als Konsequenz ihren Einsatz für die Evangelisierung der Kultur verstärken. "Ich war über das Resultat des Referendums sehr traurig", so Parolin, der den zweitwichtigsten Posten im Vatikan hat, am Rande eines Vorbereitungstreffen zur Familiensynode im Oktober. "Die Familie steht für die Kirche im Mittelpunkt. Wir müssen alles tun, um sie zu verteidigen, zu schützen und zu fördern, weil die Zukunft der Menschehit und der Kirche die Familie bleibt."
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