Der gedruckte Guide wurde im März auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin vorgestellt, es gibt ihn aber auch als PDF zum Download
Das Fremdenverkehrsamt Turespaña hat den Reiseführer "Spanien für die LGBT-Community" veröffentlicht – es gibt ihn kostenlos zum Download.
Von Micha Schulze
Fast jedes Reiseziel hat mittlerweile seine eigene LGBT-Broschüre, doch nicht jede lohnt sich auch wirklich zu lesen. Das spanische Fremdenverkehrsamt Turespaña hat mit dem neuen Guide "Spanien für die LGBT-Community" (PDF) die Messlatte noch einmal höher gesetzt: Ein locker geschriebener Text statt langweiliger Werbesprache, wirkliche Insider-Infos statt Platitüden, ein vollständiger Event-Kalender und viele Service-Links – all das macht wirklich Lust auf eine Reise auf die iberische Halbinsel.
Der 44-seitige Reiseführer beginnt mit der schönen Frage "Madrid oder Barcelona?" und zitiert dabei Pedro Almodóvar und Freddie Mercury. "Die beiden Metropolen stehen im ständigen Wettbewerb, wenn es darum geht, welche die Schönste von beiden ist", heißt es im Text. "Während Barcelona mit seiner Architektur und Geschichte, dem schönen Szeneviertel 'Gayxample' und dem nahegelegenen Strand in Sitges lockt, ist die Hauptstadt Madrid Schmelztiegel der Nationalitäten und Hotspot der Künste."
Die kluge Antwort auf die rhetorische Frage des Reiseführers lautet natürlich: "Madrid UND Barcelona" – um dann, nach zwei ausführlichen Städteporträts, die anderen Regionen des vielfältiges Landes vorzustellen. "Der nächste Trip nach Spanien soll der Beste werden", heißt es in der Broschüre. "Wir wollen mit diesem Guide helfen, die passenden Orte zu finden, die den eigenen Wünschen und Vorstellungen entsprechen."
Im Blick sind stets sowohl Neueinsteiger wie erfahrene Spanien-Besucher, neben den notwendigen "Basics" wird auch immer wieder auf Orte und Events verwiesen, die in Deutschland (noch) kaum bekannt sind. So gibt es mit "LanzaBaer" etwa ein jährliches Bären-Festival in Puerto del Carmen auf Lanzarote, während mit "Rainbow Fuerteventura" in Corralejo ein großer queerer Karneval gefeiert wird.
Die schrägste Strandbar und die erste Lesben-Hochzeit
Nach dem "Insel-Hopping" geht die Tour weiter in die drei autonomen Gemeinschaften Valencia, Murcia und Andalusien. Vorgestellt wird hier etwa die schräge Strandbar "Chiri Sol Y Luna", eine weiße Holzhütte am Playa de Urbanova in der Nähe des Flughafens von Alicante: "Wenn der Chef gute Laune hat, wirft er sich sein rotes Kleid über und schmettert leidenschaftliche spanische Liebesschnulzen." Darüber hinaus wird in diesem Kapitel u.a. die historische wie lebendige Universitätstadt Murcia empfohlen, die mit einem eigenen LGBT-Filmfestival und einem Gay Pride aufwarten kann.
Für Nord- und Zentralspanien hat der Guide ebenfalls acht Seiten reserviert: "Jenseits der großen CSD-Paraden und der internationalen Hotspots Barcelona und Madrid, der Inseln und der Mittelmeerküste gibt es dort ebenfalls eine vielfältige Community, bei der das originäre spanische Lebensgefühl noch spürbarer ist", heißt es im Text.
In der Tat gibt es abseits der üblichen Pfade nicht nur eine Menge Kunst, Kultur und Kulinarisches zu entdecken. "Spanien für die LGBT-Community" schlägt etwa Wein-Abende in den Regenbogen-Bars von La Rioja vor, einen Abstecher in die Stadt San Sebastián, "die den Namen des Heiligen Märtyrers trägt, der ja nun auch (inoffizieller) Schutzpatron der Schwulen ist", oder einen Besuch von La Coruña in Galicien, wo 1901 die erste belegte Ehe eines lesbischen Paares geschlossen wurde.
Am Ende des Guides gibt es im "LGBT-Listing" zahlreiche allgemeine Hinweise und hilfreiche Links, Empfehlungen für Reise-Apps sowie vor allem einen gut recherchierten Eventkalender mit über 30 Terminen. Der eindrucksvoll zeigt: Eine Reise nach Spanien lohnt sich das ganze Jahr über!