Eine CDU-Bundestagsabgeordnete aus Ostfriesland findet, Deutschlands Politik sollte sich besser für Irlands Referenden zur Abtreibung interessieren als für das Ja zur Ehe für alle. Eine weitere Abgeordnete meint, in Irland habe es keine Mehrheit für die Ehe-Öffnung gegeben.

Dummheit für alle: Nachdem die "Initiative Familienschutz" am Freitag ihre Anhänger aufgefordert hatte, sich aus Protest gegen eine mögliche Ehe-Öffnung für schwule und lesbische Paare an CDU-Abgeordnete zu wenden ("#EheBleibtEhe", queer.de berichtete), liegt nun die erste Antwort vor.
Für die Initiative aus dem Haus der AfD-Abgeordneten Beatrix von Storch, die die "Demos für alle" gegen Schulaufklärung über sexuelle Vielfalt betreibt, ist das ein großer Erfolg. Gitta Connemann, seit 13 Jahren direkt gewählte Abgeordnete der CDU im Bundestag für den Wahlkreises Unterems, schrieb einer Unterstützerin der "Demo für alle":
Sie bitten mich – als Mitglied der CDU/CSU-Bundestagsfraktion -, mich gegen die vollständige Gleichstellung der Lebenspartnerschaften von homosexuellen Paaren mit einer Ehe auszusprechen.
Sehr geehrte (…), dies tue ich und werde ich tun. Anlass für die aktuelle Diskussion ist das Ergebnis der Volksabstimmung in Irland. Hier stellt sich mir schon die formale Frage: wieso sollten wir automatisch Regelungen von Dritten übernehmen? Es gibt ja auch keine Debatte, die irische Gesetzgebung zum Schutz ungeborenen Lebens bei uns einzuführen. Für mich gilt der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD. Danach soll es mehr Rechte und Erleichterungen für homosexuelle Paare geben. Genau dies hat das Kabinett am Mittwoch beschlossen. Und das ist auch gut so. Homosexuelle Paare dürfen nicht diskriminiert werden. Denn sie übernehmen Verantwortung für einander.
Aber es darf und soll aus meiner Sicht, aus Sicht der absolut überwiegenden Mehrheit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion keine völlige Gleichstellung mit der Ehe geben. Nur gleiches kann gleich behandelt werden. Die Verbindung zwischen Frau und Mann ist die einzige, die Kinder hervorbringt. Homosexuelle Partnerschaften können schon deshalb einer Ehe nicht vollständig gleichgestellt werden.
Am Ende geht aber eigentlich um die Frage der Volladoption. Das volle Adoptionsrecht für homosexuelle Paare lehne ich ab, denn Kinder sollten jedenfalls die Chance auf einen weiblichen und einen männlichen Part haben.
Mit besten Grüßen
Gitta Connemann
Das Schreiben hat die Initiative Familienschutz am Montag auf ihrer Webseite veröffentlicht. Zuvor hatte sie in sozialen Netzwerken bereits einen Blogeintrag einer weiteren CDU-Bundestagsabgeordneten verbreitet.
Veronika Bellmann (Bild rechts), seit 2002 direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Freiberg – Mittlerer Erzgebirgskreis, schrieb unter der Überschrift "Ehe beliebig im Zeichen des Regenbogens???" zunächst die üblichen "Argumente" gegen eine Ehe-Öffnung auf (Artikel 6, Kinder, "Designerbabys"). Zwei waren uns allerdings neu und verdienen Zitierung. Zum einen:
Im Übrigen, wer sagt überhaupt, dass im katholisch geprägten Irland, das ganze Land für die sogenannte Homo-Ehe gestimmt hätte? Beachtet man die Wahlbeteiligung am Referendum, sind es letztlich nicht einmal 40% der Iren, die für die Homoehe gestimmt haben und erst recht keine 100%.
An dem Referendum hatten sich rund 60 Prozent der Bevölkerung beteiligt, die Zustimmung lag bei 62 Prozent. In ihrem Wahlkreis hatte Bellmann 2013 übrigens 51,9 Prozent bei 69,1 Prozent Beteiligung erhalten. Die Politikerin neigt aber ohnehin zu eigenwilliger Mathematik:
Ich halte das Ganze auch langsam für eine Diskriminierung – aber nicht eine der 30.000 gleichgeschlechtlichen Partnerschaften oder der vier bis sechs Millionen Homosexuellen, sondern eine der 19 Millionen Ehen in diesem Lande (380.000 Eheschließungen pro Jahr) und aller heterosexuellen Partnerschaften
Bilder: Foto-AG Gymnasium Melle, cc by sa 3.0; Facebook