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Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern bei einem Bürgerdialog

  • 02. Juni 2015 87 5 Min.

Laut der "Welt" sieht die Bundeskanzlerin einen "Unterschied" zwischen hetero- und homosexuellen Paaren. Der LSVD fordert einen Einsatz vom Bundesrat.

Von Norbert Blech

Die Chancen auf eine schnelle Ehe-Öffnung für schwule und lesbische Paare in Deutschland sinken. Einem Bericht der "Welt" zufolge habe das CDU-Präsidium am Montag in Berlin fast eineinhalb Stunden über diese Frage diskutiert, bevor Generalsekretär Peter Tauber danach der Presse verkündete, dass man nicht mehr als den Koalitionsvertrag umsetzen wolle (queer.de berichtete).

Volker Kauder habe sich dem Bericht zufolge klar gegen die Ehe-Öffnung ausgesprochen, auch Armin Laschet habe Bedenken angemeldet. Julia Klöckner, Volker Bouffier und Thomas Strobl hätten auch Argumente für eine Gleichstellung gebracht. "Gleichzeitig wird angemerkt, man dürfte sich nicht 'nur noch' mit Minderheiten beschäftigten", fasst die "Welt" die Sitzung zusammen. "Der Kita-Streik interessiere die Wähler im Zweifelsfall mehr."

Laut übereinstimmenden Teilnehmerberichten habe sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel selbst zu Wort gemeldet und dargelegt, dass es "einen Unterschied" gebe "zwischen einer Ehe, die zwischen Mann und Frau geschlossen wird, und einer Lebenspartnerschaft zwischen zwei Menschen gleichen Geschlechts", so die Zeitung. "Diesen Unterschied zu benennen, sei noch keine Diskriminierung."

Zwang durch Karlsruhe als Strategie


Dieses noch immer aktuelle LSVD-Motiv ist inzwischen 14 Jahre alt – zur Debatte um die Einführung von Lebenspartnerschaften hatte Merkel damals gesagt: Es "widerspricht der Verfassung, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften rechtlich auf eine Stufe mit der Familie zu stellen"

"Merkel hat bisher gute Erfahrung gemacht, sich Stück für Stück zur Gleichstellung zwingen zu lassen – und scheint bei dieser Strategie bleiben zu wollen", fasst die "Welt" zusammen. In der Tat hatte sich Merkel, wenn sie mal gefragt wurde, immer gegen mehr Rechte für schwule und lesbische Paare gestellt.

Der Öffentlichkeit wurde das spätestens im September 2013 bewusst, als Merkel in der ARD-"Wahlarena" sagte, dass sie sich "schwer tue mit der völligen Gleichstellung" (queer.de berichtete): "Ich persönlich (…) werde jedenfalls selber nicht einen Gesetzentwurf einbringen für eine komplette Gleichstellung, für die Adoption. Ich weiß, dass das für viele gleich­geschlechtliche Paare schwer ist, aber ich bin mir einfach da nicht ganz sicher."

Im August 2012 hatte sich Merkel in einem TV-Interview gegen ein Ehe­gatten­splitting für Lebenspartnerschaften ausgesprochen (queer.de berichtete): Ehe und Familie, "mit gutem Grund" vom Grundgesetz geschützt, sollten "deutlich bessergestellt" sein als eine Lebenspartnerschaft. "Ich glaube, dass wir an dieser Stelle gut daran tun, doch die Rechtsprechung noch einmal abzuwarten". Schon damals war abzusehen, dass das Bundes­verfassungs­gericht das anders sehen würde – ein entsprechendes Urteil kam zehn Monate später.

Im Sommer zuvor hatte Merkel zu mehreren Entscheidungen zur Gleichstellung von Lebenspartnerschaften aus Karlsruhe gesagt, das Gericht habe einen Weg genommen, "der über das, was ich persönlich entschieden hätte, hinausgeht" (queer.de berichtete). Eine weitere Gleichstellung werde sie "aus eigenem Antrieb politisch nicht machen".

Initiative aus dem Bundesrat

Derweil machte am Dienstag über Agenturen die Meldung die Runde, Rot-Grün wolle über den "Bundesrat die Homo­sexuellen-Ehe durchsetzen". Einen entsprechenden Einsatz forderte am Dienstag auch der LSVD: "Wenn die Bundes­regierung kläglich versagt und am diskriminierenden Eheverbot festhält, sind jetzt andere Verfassungsorgane gefragt", heißt es in einer Pressemitteilung. Der LSVD verweist darauf, dass die Länderkammer 2013 schon einmal einen Gesetzesantrag zur Ehe-Öffnung beschlossen hatte.

In der Tat planen einige Bundesländer bereits eine entsprechende Initiative, entscheiden muss aber weiter der Bundestag (queer.de berichtete). Dort dürfte der Antrag – wie Oppositionsanträge zur weiteren Gleichstellung oder Ehe-Öffnung – wie so häufig scheitern. Peter Tauber hatte gestern erneut festgestellt, dass er keinen Grund sieht, den Fraktionszwang aufzuheben.

Äußerungen von SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi legen nahe, dass kein großer Einsatz der SPD in dieser Frage zu erwarten ist: (queer.de berichtete). Das Nein der Union zu einer Gleichstellung sei "eine Tatsache, die wir zur Kenntnis zu nehmen haben", sagte sie gestern. (queer.de berichtete). Angela Merkel hatte übrigens bereits vor Aufnahme der Koalitionsgespräche gesagt, dass eine Ehe-Öffnung für Schwule und Lesben "am Veto der Union scheitern" werde (queer.de berichtete).

Spahn: Debatte, aber nicht verletzend


Jens Spahn: "Wir müssen als CDU herausarbeiten und endlich erkennen, worum es eigentlich geht. Das ist doch eine Pro-Ehe-Diskussion! Was früher als urkonservative Institution von linker Seite angefeindet wurde, erfreut sich plötzlich ungeahnter Beliebtheit"

Das schwule CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hat derweil am Dienstag in einem Interview mit der "Welt" versucht, die Wogen zu glätten, und die Union vor verletzenden Worten gewarnt: "Wenn wir diese Debatte mit mangelnder Aufrichtigkeit und verletzend führen, dann stoßen wir nicht nur Schwule und Lesben vor den Kopf, sondern auch ihre Familien und Freunde". Dabei könnte man die Ehe-Öffnung als konservatives Projekt begreifen und "mutig und selbstbewusst" eine "Wertedebatte" führen.

Das Interview enthält zugleich Seitenhiebe gegen linke Politik und ein Schönreden homophober Haltungen: "Wenn jemand die Ehe als Verbindung von Mann und Frau ansieht, dann ist das nicht zwangsläufig bösartig und diskriminierend. Auch mein Vater zögert bei dem Gedanken, dass zwei Männer Kinder großziehen. Deshalb ist er nicht homophob. Man muss den Zweiflern positive Beispiele vorleben. Die verbalen Keulen auf beiden Seiten müssen wir wegpacken."

Einer Frage nach einer Aufhebung des Fraktionszwangs wich Spahn aus ("ich will es gar nicht so weit kommen lassen, sondern meine Partei überzeugen"). Zwar betonte er: "Wir werden nicht auf den Letzten warten können." Einer Forderung der Fraktions-Vizevorsitzenden Nadine Schön, über die Ehe-Öffnung auf dem nächsten Parteitag zu diskutieren, wich er allerdings ebenfalls aus: "Ich würde erst einmal abwarten, wie die Debatte weitergeht. Aber der Bundesparteitag ist nicht allein entscheidend. Wichtig sind die Diskussionen vor Ort."

Auf den Vorwurf der "Welt", die Union sende das klare Signal, dass die Ehe in Deutschland "zu" bleibe, meinte Spahn: "Entscheidend ist für mich, dass darüber offen diskutiert wird."

#1 goddamn liberalAnonym
  • 02.06.2015, 09:34h
  • Merkels eigene kinderlose Ehe ist genauso wie die kinderlosen Ehen von Herrn Kauder und Frau Steinbach (beide vehemente Gleichstellungsgegner) ein gutes Beispiel dafür, dass es keinen Unterschied gibt und auch keinen geben darf.

    Es sei denn man ist ein deutscher Herrenmensch in alter Entrechtungs- und Vernichtungstradition.
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#2 FreeyourgenderProfil
  • 02.06.2015, 09:38hBamberg
  • Staatliche und gesellschaftliche Diskriminierung wird oft sehr tief empfunden,
    als dauerhaften tiefen Schmerz, denen wir uns ohnmächtig gegenüberstehen,
    da die Gesellschaft, in der wir leben sich nur sehr langsam ändert,
    gut zu sehen an der Entwicklung der Stonewall-Riots

    www.freeyourgender.de/forum/viewtopic.php?f=403&t=596&am
    p;p=1004&hilit=stonewall#p1004


    Ende der 60iger Jahre bis heute.
    Diese Entwicklungen laufen über mehrere Generationen.

    Oder die Entwicklung der Frauenrechte, angefangen von den Bemühungen der Suffragetten
    um die Jahrhundertwende des 18. zum 19 Jhd.

    www.freeyourgender.de/forum/viewtopic.php?f=388&t=658

    bis zu Kampagnen der Gegenwart - z.B. Aufschrei mit Anne Wizorek

    www.freeyourgender.de/forum/viewtopic.php?f=388&t=557

    Du selbst, wenn Du in einer Disharmonie steckst, kannst von diesen Entwicklungen erstmal keine Hilfe erwarten,
    politische Veränderungen sind zu langsam, als dass Du hier direkt in der Gegenwart profitieren kannst,
    sie geben aber Hoffnung.
    Auch ist es wichtig zu erkennen, dass diese Diskriminierungen, wie im Mai 2015 auch wieder
    an der #ehefueralle Diskussion zu sehen war -

    www.freeyourgender.de/forum/viewtopic.php?f=122&t=66

    nicht gegen Dich persönlich gerichtet sind, sondern machtpolitische Gründe haben.
    Du wirst dafür nur benutzt.
    Sicher, ein schwacher Trost, aber ein kleiner.

    Die Norwegerin Berit Ås

    de.wikipedia.org/wiki/Berit_%C3%85s

    schrieb 1979 über diese Techniken, über Unterdrückung Macht auszuüben ein Buch:
    "Die fünf Herrschaftstechniken"

    de.wikipedia.org/wiki/Fünf_Herrschaftstechniken

    Diese sind - Zitat aus Wikipedia:

    1. Unsichtbar machen
    Unsichtbarmachen geschieht, indem Personengruppen vergessen werden, nicht wahrgenommen werden,
    nicht zu Wort kommen und/oder ihre Meinungen in der Debatte ignoriert werden.

    2. Lächerlich machen
    Lächerlichmachen liegt vor, wenn der Einsatz von bestimmten Personengruppen verhöhnt wird
    oder mit dem Verhalten von Tieren verglichen wird.

    3. Zurückhalten von Information (vgl. auch Herrschaftswissen)
    Zurückhalten von Information liegt vor, wenn Informationsbesitzende,
    aus Selbstverständnis oder aus einem selbstbestimmten Machtverhältnis heraus,
    sich nur an bestimmte andere Personengruppen wenden und bestimmten Personengruppen wichtige Informationen vorenthalten
    (zum Beispiel um sie aus Entscheidungsprozessen herauszuhalten).
    Dies kann am Arbeitsplatz, im sozialen Leben und/oder im politischen Leben sein.

    4. Schuld unterstellen, egal was man tut (double-bind)
    Diese Technik wird gegenüber jenen benutzt, gegen die man ein Vorurteil hat.

    5. Auftragen von Schuld und Scham
    Auftragen von Schuld und Scham geschieht durch Lächerlichmachung,
    Peinlichmachen, Bloßstellung (siehe auch Blamage) und Kränkung der Ehre.

    Wenn Du in einer depressiven Phase bist, ausgelöst durch chronische Unterdrückung
    Deiner Selbstbestimmung, ist es auch von Vorteil, über andere Menschen nachzudenken,
    die das gleiche erfahren, wenn DU also z.B. eine Transfrau bist,
    denke an die Feministinnen, die seit Jahrzehnten gegen die Unterdrückung der Frauen
    durch das Patriarchat kämpfen, denke an die Afroamerikaner, die bis zum heutigen Tag
    in den USA und weltweit sehr oft rassistische Ablehnung erfahren,
    denke an den Antisemitismus, der in der heutigen Zeit wieder aufkeimt,
    der bereits seit Jahrhunderten ausgesprochen wird,
    denke an die Ausgrenzung von Behinderten, die ca. ab den 70iger Jahren durch Aktionen
    und Aufklärung bekämpft und nahezu beseitigt wurde,
    denke auch an vermeintlich "selbstverständliche" Diskriminierung,
    die wir gar nicht mehr wahrnehmen:
    Jung, schön und gesund ist "besser" als alt, häßlich und krank.
    Reich ist besser als arm.
    Leistung ist gut, wenn sie effizient in Form von monetärem Zuwachs ist.
    Leistung die kein Geld direkt hervorbringt, wie z.B. Sozialleistungen, intellektuelle Leistungen,
    Kunst, Moral, Ethik sind minderwertig im Vergleich zu einer Leistung, für die ich mir Statussymbole kaufen kann.

    Ein kurzer Abriß, aber Du siehst hier, worauf ich hinauswill.

    Versuche Dich mit anderen Menschen, die ähnliches Leid erfahren zu verbünden,
    vermeide die "Frontlinien", den Hass direkt, der von Menschen ausgeht,
    die dich als minderwertig beschreiben.

    Lebe für die, die Dich lieben.
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#3 VeganBearEhemaliges Profil
  • 02.06.2015, 09:44h
  • "Auch mein Vater zögert bei dem Gedanken, dass zwei Männer Kinder großziehen. Deshalb ist er nicht homophob."

    Ja was denn bitte dann?

    Man kann natürlich auch einfach den Kopf in den Sand stecken und für sich selbst eine schöne, bunte Welt malen, die mit der Realität nichts mehr zu tun hat.
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