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Regenbogenfamilien "gesellschaftspolitisches Experiment"?

Homo-Gurke für Annegret Kramp-Karrenbauer


Annegret Kramp-Karrenbauer spielt gezielt mit Vorurteilen (Bild: Olaf Kosinsky / wikipedia)

  • 4. Juni 2015, 05:49h 55 3 Min.

Anstatt vermeintliche Missverständnisse über ihre Äußerungen auszuräumen und sich zu entschuldigen, schiebt die Politikerin den nächsten beleidigenden Satz hinterher. Das kann nur Kalkül sein.

Von Norbert Blech

Hat die Ministerpräsidentin des Saarlands Regenbogenfamilien als "gesellschaftspolitische Experimente" abgewertet? So kann man die neueste Äußerung von Annegret Kramp-Karrenbauer verstehen.

In einer Stellungnahme zu ihren umstrittenen Interview-Äußerungen vom Vortag warnte die CDU-Politikerin gestern Abend: "Öffnen wir den Ehe-Begriff zu weit, müssen unter Umständen in der juristischen Folge auch solche Gemeinschaften als Ehe anerkannt und geschützt werden, bei denen fraglich ist, ob wir diese wirklich besonders schützen sollten." Um direkt danach und zum Abschluss zu schreiben: "Gerade im Hinblick auf die Folgen für das Adoptionsrecht bin ich der Meinung, wir sollten uns nicht vorschnell auf gesellschaftspolitische Experimente einlassen."

Wenn man dazu frühere Sätze aus ihrer Stellungnahme nimmt – dass sie sich dagegen "wehrt", dass "der Begriff 'Ehe' anders definiert wird als eine Gemeinschaft zwischen Mann und Frau", und dass sie "skeptisch in Bezug auf die Volladoption" von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare sei – drängt sich diese Deutung geradezu auf.

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Herablassende Ignoranz

Das wäre zunächst ignorant: Von vorschnellen Experimenten kann in Hinblick auf 14 Jahre Lebenspartnerschaft mit zumindest Stiefkind- und später Sukzessivadoption sowie jahrzentelangen Erfahrungen mit Regenbogenfamilien nicht die Rede sein. Und es ist einfach beleidigend für die Eltern aus jenen Familien und stigmatisierend für ihre Kinder. So etwas gehört sich nicht für eine Ministerpräsidentin.

Man könnte freilich den Satz auch so deuten, eine besorgte Politikerin wehre sich gegen ein Adoptionsrecht für die von ihr befürchteten Verwandten- oder Vielfachehen. Das wäre allerdings so abwegig, dass man sich ernste Gedanken um den Verstand der Ministerpräsidentin machen müsste.

So oder so ist klar: Annegret Kramp-Karrenbauer schürt absurde Ängste und redet sich um Kopf und Kragen. Und sie ist uneinsichtig. Für ihre Äußerung, nach einer Ehe-Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare könne man Forderungen nach einer Verwandten- oder Vielehe nicht ausschließen, gibt es von ihr trotz zahlreicher Aufforderungen auch aus der eigenen Partei, trotz des Shitstorms keine Entschuldigung.

"Sicher hat manche bewusste Fehldeutung meines Interviews Menschen persönlich verletzt", schreibt sie stattdessen. "Deshalb kann ich auch die emotionalen Reaktionen verstehen." Das klingt wie Hohn statt Einsicht und aufrichtige Einfühlung und heißt vor allem: Nicht ich habe Gefühle verletzt, sondern meine Kritiker.

Denen habe sie nicht mal einen Grund gegeben, meint sie: "Ich habe die gleichgeschlechtliche Ehe weder mit Inzest noch mit Polygamie verglichen oder gar gleichgesetzt." Da wurde sie aber von sehr vielen Menschen missverstanden…

Nicht Dummheit, sondern klares Kalkül

Ausräumen tut sie das vermeintliche Missverständnis allerdings nicht, stattdessen warnt sie in der neuen Stellungnahme unbelehrbar weiter vor "beliebigen Gemeinschaftsformen", die nun zur Ehe erklärt werden könnten, warnt vor "unerwünschten Folgeeffekten" einer Umdefinierung der Ehe. Dabei wäre die Ehe für alle klar definiert – und sie hat in den Ländern, in denen sie eingeführt wurde, weder einen Inzest- noch Polygamie-Boom ausgelöst.

Kramp-Karrenbauer verbreitet bewusst gemeingefährlichen wie populistischen Unsinn. Sie macht raffiniert Stimmung gegen die Gleichstellung lesbischer und schwuler Paare und spielt – gerade mit der neuen Äußerung zum Adoptionsrecht – mit homophoben Untertönen im Graubereich zur Volksverhetzung. Wenn auch der Generalsekretär der Saar-CDU vor "Rechtsfolgen" einer Ehe-Öffnung und "im Extremfall schwierigen Abgrenzungsfällen" warnt, zeigt sich hier nicht Dummheit, sondern klares Kalkül.

Dafür verleihen wir der Ministerpräsidentin unsere Homo-Gurke!

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#1 goddamn liberalAnonym
  • 04.06.2015, 07:58h
  • Pressekontakt CDU Saar:
    Timo Flätgen, Pressesprecher
    Stengelstr. 5, 66117 Saarbrücken
    Telefon: 0681 / 5 84 53-12
    timo.flaetgen@cdu-saar.de

    Pressekontakt Staatskanzlei:
    Thorsten Klein, Regierungssprecher
    Am Ludwigsplatz 14, 66117 Saarbrücken
    Telefon: 0681 / 501 - 1127
    t.klein@staatskanzlei.saarland.de

    Und immer daran denken: Die Dame lebt nicht im Tal der Ahnungslosen, sie regiert ein Bundesland, das an das schöne Großherzogtum Luxemburg grenzt, wo selbst ihre Parteifreunde für die Öffnung der Ehe gestimmt haben!

    Fazit: Sie kennt die Verhältnisse in der zivilisierten Welt genau.

    Sie will sie nicht!

    Das ist genau die Zivilisationsverweigerung, die Deutschland schon mal ins Unglück gestürzt hat.
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#2 Miguel53de
  • 04.06.2015, 08:37hOttawa
  • Diese Gurke hat sie verdient. Hoffentlich stoesst sie ihr noch mal sauer auf.

    Menschen dieses Kalibers wissen in der Tat sehr genau, was sie sagen und warum sie es sagen. Das zielt auf die Menschen in unserer Gesellschaft ab, die nicht nachdenken, sondern rein nach ueberlieferten, immer wieder verwendeten Klischees reden und urteilen.

    Was fuer Personen setzten sich unsere "Volksparteien" da nur an ihre verantwortlichen Spitzen? Von Intellekt keine Spur.

    Peinlicher Popularismus. Und eben doch genau deshalb mit Beifall aufgenommen bei gewissen Kraeften....
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#3 rangerAnonym
  • 04.06.2015, 09:00h
  • "Saar-CSU"? Ein hübscher, äußerst treffender Schreibfehler!
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  • Anm. d. Red.: Huch :-)

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