Der Bundespräsident gab einem Kirchentag-Besucher sein "unbedingtes Ja zur Aufklärung" (Foto: EnergieAgentur.NRW / flickr / cc by 2.0)
Hat Deutschlands Staatsoberhaupt auf dem Kirchentag "Ja" zur Ehe-Öffnung gesagt? Darüber wird im Netz diskutiert.
Von einer "kleinen Sensation", gar einem "politischen Beben" schreibt der geschätzte Nollendorfblogger Johannes Kram über eine Äußerung von Bundespräsident Joachim Gauck auf dem Evangelischen Kirchentag in Stuttgart. Der Südwestrundfunk ist da etwas zurückhaltender: "Gauck zeigt Sympathie für Homo-Ehe", ist bei den öffentlich-rechtlichen Kollegen zu lesen.
Was hat Gauck nun wirklich gesagt auf die Frage eines Kirchentag-Teilnehmers, was er von der Ehe-Öffnung für schwule und lesbische Paare halte?
Jan Feddersen, der für die links-alternative "taz" aus Stuttgart berichtet, fasst die Antwort des Bundespräsidenten wie folgt zusammen:
Er habe in seinem Leben mehrere Phasen seines Glaubens durchgemacht, heute nehme er es als Geschenk, dass dieser Glaube "und mein unbedingtes Ja zur Aufklärung" zueinander passten. "Aus dem Grund bin ich für all das, was Menschen befreit und von Entfremdung löst."
Eine konkrete Empfehlung an die Politik wollte Gauck nicht formulieren – unter Hinweis auf die notwendige politische Zurückhaltung des Bundespräsidenten.
Jan Feddersen selbst meint: "Fröhlicher, eleganter und beherzter ist ein Ja zur Ehe für alle bislang nicht formuliert worden."
Doch hat das deutsche Staatsoberhaupt die Bundesregierung mit seinem "unbedingten Ja zur Aufklärung" nun wirklich größtmöglich abgewatscht, oder hätte Gauck bei diesem Menschenrechtsthema doch etwas deutlicher werden können? Als der Bundespräsident im April das Massaker an bis zu 1,5 Millionen Armeniern im Ersten Weltkrieg zurecht als "Völkermord" bezeichnete und damit die Türkei verstimmte, hatte er schließlich auch keine freundlichen Umschreibungen gewählt.
Unbestritten ist: In seiner Amtszeit hat sich Gauck mehrfach für LGBT-Rechte eingesetzt, etwa bei einer Rede vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf (queer.de berichtete). Bereits 2013 hatte er die Gleichstellung eingetragener Lebenspartner in Deutschland angemahnt (queer.de berichtete). Und erst vor wenigen Wochen gratulierte er dem Lesben- und Schwulenverband zum 25-jährigen Jubiläum (queer.de berichtete).
In seinem Grußwort an den LSVD hieß es, dass Menschenrechte "universell gültig" seien und somit kein Staat ein Recht auf Diskriminierung habe. Diese Worte hätte ich auf dem Kirchentag (noch) lieber gehört. (mize)
samstagisteingutertag.wordpress.com/2014/12/10/schluss-mit-v
erharmlosung/
Und Feddersen schon mal gar nicht:
www.eurovision.de/feddersens_kommentar/Kommentar-von-Jan-Fed
dersen-zu-Kool-Savas,kool100.html