Trotz Attacken durch Neonazis wurden die CSD-Teilnehmer halbwegs zuverlässig von der Polizei geschützt und blieben unverletzt
Über 200 Lesben, Schwule und Transgender konnten beim "Marsch für Gleichberechtigung" unter Polizeischutz ein Zeichen setzen.
In Kiew ist es am Samstag bei der Demonstration zum CSD zu teils schweren Ausschreitungen zwischen Rechtsradikalen und der Polizei gekommen. Zwei Polizisten wurde verletzt, mindestens 20 gewaltbereits Personen wurden festgenommen.

Der Polizei gelang es mit einem großen Aufgebot trotzdem, den "Marsch für Gleichberechtigung" mit über 200 Teilnehmern am Rande des Dnepr-Flusses halbwegs zu schützen. Aufgrund von Drohungen hatten die Polizei und auch Bürgermeister Vitali Klitschko die Veranstalter um eine Absage gebeten, die auf ihr Recht allerdings nicht verzichten wollten (queer.de berichtete).

"Die Polizeipräsens war immens", schreibt die Münchner Grünenstadträtin Lydia Dietrich, die mit weiteren Politikern und Aktivisten vor Ort ist. "Dennoch konnten rechte Gruppen in die abgesperrte Zone gelangen und Leuchtraketen werfen. Ein Polizist wurde schwer verletzt. Nach dem Marsch gab es Jagd auf uns durch die Rechten und kein Schutz der Polizei."
Werner Gaßner von "Munich Kiev Queer" ergänzt: "Nach der Demo mussten wir uns vor uns jagenden Nazis in einer Bank verstecken. Sind aber jetzt im Taxi und in Sicherheit. Freue mich, dass trotz allem der Pride March statt fand und so gut es ging geschützt wurde."

Der "Marsch für Gleichberechtigung" ist Teil der Kiewer CSD-Woche und konnte nach 2013 erst zum zweiten Mal stattfinden; mehrfach wurde er wegen Sicherheitsbedenken und Bedrohungen abgesagt. Aus mehreren EU-Ländern waren Aktivisten angereist, die Gruppe aus München berichtet in einem Blog von der Reise.

Bereits gestern hatten es in der Innenstadt von Kiew eine spontane Aktion (s. Bild hier drüber) von LGBT-Aktivisten gegeben: Mit Plakaten mit der Aufschrift "Frag mich, warum ich zum Marsch für Gleichberechtigung gehe" suchten sie in Einkaufsstraßen das Gespräch mit der Bevölkerung. Von einzelnen Beleidigungen abgesehen sei dies friedlich verlaufen, berichten die Aktivisten. Sie hätten auch viel Lob für ihren Mut erhalten.

Im letzten Jahr hatten die Aktivisten letztlich nur einen unangekündigten Flashmob abgehalten. Zu Gewalt kam es trotzdem: Neonazis überfielen an zwei Abenden hintereinander einen populären Gay-Club (queer.de berichtete).
In die Debatte um eine CSD-Absage hatte sich am Freitag überraschend der ukrainische Präsident Petro Poroschenko zu Wort gemeldet und gesagt: "Ich persönlich werde nicht am Marsch für Gleichberechtigung teilnehmen, aber ich kann keine Hindernisse sehen, die ihn verhindern könnten, denn es geht um das Grundrecht eines jeden ukrainischen Bürgers." Das gilt als die erste LGBT-freundliche Aussage eines ukrainischen Präsidenten. (nb)