Papst Franziskus gibt sich gegenüber LGBT gesprächsbereit, an der Verurteilung gelebter Homosexualität und am Widerstand gegen eine rechtliche Gleichstellung schwul-lesbischer Partnerschaften hält er jedoch bislang fest (Bild: Presidência da Republica/Roberto Stuckert Filho)
Premiere in der Katholischen Kirche: Als weltweit erste LGBT-Organisation wurde SomosGay aus Paraguay zu einem offiziellen Gespräch mit einem Papst eingeladen.
Während seiner Lateinamerikareise im Juli wird Papst Franziskus auch einen LGBT-Aktivisten zu einem Gespräch empfangen – eine solche Geste hatte kein anderes Oberhaupt der katholischen Kirche zuvor gewagt.
Das Treffen soll am 11. Juli in Paraguays Hauptstadt Asunción stattfinden, wo Franziskus während seiner einwöchigen Reise Station machen wird. Eingeladen wurde die dort ansässige Organisation SomosGay zu einem Gespräch mit Vertretern anderer Verbände am Runden Tisch.
Laut SomosGay-Direktor Simón Cazal wurde ihm die Einladung am 4. Juni direkt von der paraguayischen Bischoftskonferenz übermittelt. Im Schreiben wurde der "hohe Einfluss Ihrer Organisationen auf die paraguayische Gesellschaft" gewürdigt.
Der SomosGay-Direktor heiratete 2012 seinen Freund
SomosGay-Direktor Simón Cazal (links) heiratete 2012 im Argentinien seinen Freund und Aktivisten Sergio López – in Paraguay wird ihre Ehe jedoch nicht anerkannt (Bild: SomosGay)
Cazal, selbst gläubiger Katholik und ein im Land bekannter LGBT-Aktivist, nannte die Einladung eine "totale Überraschung". SomosGay habe selbst nie ein Treffen mit dem Papst angefragt. Seit mehreren Jahren kämpft Cazal in Paraguay für die Öffnung der Ehe für lesbische und schwule Paare. Er selbst heiratete seinen Freund 2012 in Argentinien.
Zum Papst-Besuch hatte SomosGay eine Kampagne gestartet, in der die Katholische Kirche aufgefordert wird, die Diskriminierung von Schwulen, Lesben und Transsexuellen zu beenden.
Franziskus setzt verbalen Schmusekurs fort
Mit dem Gesprächsangebot setzt Papst Franziskus seinen verbalen Schmusekurs gegenüber Lesben und Schwulen fort. Erst im vergangenen Monat hatte er ein italienisches Gefängnis besucht und dort mit homo- und transsexuellen Häftlingen gesprochen. Mit der rhetorischen Frage "Wenn eine Person homosexuell ist und Gott sucht und guten Willens ist, wer bin ich, über ihn zu richten?", hatte Franziskus bereits kurz nach seinem Amtsantritt im Jahr 2013 Hoffnungen auf einen neuen Kurs der Katholischen Kirche gemacht (queer.de berichtete).
Doch außer manchem Ton hat sich an der ablehnenden Haltung des Vatikans gegenüber gelebter Homosexualiät und seinem heftigen Widerstand gegen eine rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften auch unter Papst Franziskus nichts geändert. Nachdem im vergangenen Monat Irland per Volksentscheid die Ehe öffnete, sprach Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin etwa von einer "Niederlage der Menschheit". (cw)
kath.net/news/50911
(Achtung, dies ist eine "katholische Nachrichtenseite" aus Österreich. Da findet man entsprechende Ansichten.)